Guten Tag, liebe Leserinnen und liebe Leser

Die Sommerferien haben begonnen und mein erstes Jahr in der Backstube endet. Es war ein ereignisreiches mit vielen lehrreichen Lektionen fürs Leben. Alles in allem sage ich, dieses Jahr bestätigt mir meinen Leitspruch: «’s chund so, wies cho muess.»
Ich durfte viele neue Bekanntschaften schliessen. Einige werden Bekanntschaften bleiben, doch andere werden mehr und mehr zu Freundschaften. Egal in welche Richtung sich eine Bekanntschaft entwickelt, ich freue mich immer wieder, neue, interessante Menschen kennenzulernen.
Apropos neue Menschen: Am Samstag, 6. Juli, habe ich mich in ein neues Abenteuer gestürzt. Wort-wörtlich gestürzt. Und zwar in den Schlamm. Zusammen mit Ramona Bolliger und einem Team aus neuen Menschen (Frauen, um genau zu sein) startete ich am Muddy Angel Run in Zürich.
Vor einiger Zeit hatte mich Ramona gefragt, ob ich Lust hätte, mit ihr und ein paar anderen Frauen einen Schlammparcours zu bewältigen. Nach kurzem Überlegen, ob ich nicht doch zu pingelig bin, sagte ich zu. Ich wollte nämlich genau das herausfinden. Bin ich noch ein Drecksäuli wie früher oder habe ich mich schon zu sehr an die tägliche hygienische Dusche gewöhnt?

Der Samstagmorgen

Für diesen Anlass habe ich frei genommen. Und dann, als mein Wecker an meinem freien Tag um 5.50 Uhr klingelte (ja, die Köchin hat sich auch nach einem Jahr noch nicht an die Backstubenarbeitszeiten gewöhnt), turnte diese aufmüpfige, böse Stimme durch meinen Kopf und trällerte: «Was hast du dir nur dabei gedacht? – Aber nun, selbst schuld. Hahahaaa!»
Ich schaffte es dann trotzdem pünktlich aus dem Bett und an den Bahnhof. Es war erfreulich festzustellen, dass es den anderen (vor allem Ramona) genau gleich ging wie mir.
Nach der Begrüssungsrunde, in der mir alle ihre Namen sagten (an welche ich mich leider nicht mehr vollständig erinnern kann), stiegen wir in den Zug. Eine der Frauen, Melanie glaube ich, war genug wach, um sich vor der Abfahrt einen Kaffee zu holen. Dies führte dann dazu, dass die anderen aus der Gruppe die Ankunft kaum erwarten konnten. Aus Vorfreude auf den Parcours? Nö. Aus Vorfreude auf die tägliche Dosis Koffein.

«Professionelles» Warm-up

Einmal umgestiegen, ging auch schon der Fussmarsch zum Parcoursgelände los. Wir wählten extra eine Startzeit so früh wie möglich, damit wir nicht in der prallen Sonne herumferkeln mussten. Wie von uns gedacht, erlitten wir nicht schon vor dem Start einen Hitzeschlag. Alles war sehr gut organisiert, und schon bald standen wir in unserem Tenue vor dem Startbogen.
Im Ticket inklusive war ein professionelles Warm-up. Dies erinnerte mich an das Aufwärmen in den früheren Aerobic-Stunden. Ein paar Schritte nach rechts, ein paar Schritte nach links, Hände nach oben und zwei Drehungen um die eigene Achse, fertig war das Warm-up. Ramona und ich standen ungewollt in der vordersten Reihe. Die Regeln wurden verlesen und ein Countdown eingestimmt. Ein Blick zu Ramona und ein verzweifeltes Lächeln mit den Worten: «Ich ben so öbbis vo NED parat …» und los ging es.

VIP-Mini-Schwimmbecken

Nach den ersten zehn Metern hiess es direkt rein ins Vergnügen und ab ins Wasser. Es gab keinen Weg um das hüfttiefe Wasserbecken. Wer versuchte, einigermassen trocken durchs Wasser zu waten, wurde von den Helfern nassgespritzt. Wer jetzt denkt, das Ganze sei nicht sooo schlimm und die nächsten Hindernisse kämen sogleich, der täuscht sich. Nach dem Planschspass folgte eine sehr lange Strecke, auf der weit und breit kein Hindernis in Sicht war. Wobei man sicherlich nicht vergass, dass man zwei VIP-Mini-Schwimmbecken an den Füssen Gassi führt.
Die weniger spektakulären Hindernisse, wie über einen Reifenhaufen klettern oder eine Holzwand erklimmen, waren noch recht harmlos. Wirklich schlammige Hindernisse waren dagegen das Schlammbecken, die Riesenrolle, das Gitterbecken, die Krabbelstrecke, das Tauchbecken und zum Schluss die Rutschmatratze.

Schaumparty

Das Schlammbecken war das dritte Hindernis des Parcours und das erste Hindernis mit Schlamm.
Es war, wie der Name sagt, ein Becken, gefüllt mit Schlamm. Etwa auf Bauchhöhe war eine Rolle montiert. Die erste Frage von Ramona war: «Muss man da unten oder oben durch?» Man musste unten durch. In Gedanken bin ich bei allen Frauen, die vergessen haben, ihre Brille vor dem Lauf auszuziehen. Ich gab mir Mühe. Ich habe es wirklich versucht. Doch auch mein Gesicht war schluss­endlich zur Hälfte mit Schlamm bedeckt. Ein wenig davon machte es sich in meinen Wimpern gemütlich. Nun versucht mal mit schlammigen Händen eure Augen einigermassen von noch mehr Schlamm zu befreien.
Zum Glück kam als nächstes die Schaumparty. Wir wurden zwar nicht wirklich sauber, aber hey, Schaumpartyyy.

Verwirrter Baby-Seehund

Etwas sauberer wurden wir dann bei der Riesenrolle. Die Rolle hing über einem Becken, das zu Beginn des Parcours wohl noch mit sauberem Wasser gefüllt war. Es mussten immer etwa fünf Frauen vor die Rolle stehen und sich auf drei gleichzeitig mit der Rolle auf die andere Seite drehen. Kopfüber ging es dann ins mehr oder weniger saubere, jedoch sehr nasse Wasser … 
Nach diesen Hindernissen führte die Strecke durch den Wald, aufwärts, nicht etwa geradeaus, zum Gummidschungel. Für mich war der Gummidschungel nicht wirklich eine Herausforderung. Mehr kämpfte ich mit der Länge der Strecke von der Riesenrolle zum Gitterbecken. Einige Male musste Ramona mit mir spazieren.
Endlich am Gitterbecken angekommen, mussten wir erst mal anstehen. Beim Gitterbecken waren insgesamt drei Linien, wo jeweils zwei Frauen miteinander durchkrabbeln konnten. Über dem Becken lag ein Gitter zirka 15 cm über der Wasseroberfläche, sodass man gerade genug Platz zum Atmen hatte. Bei einigen sah es sogar fast elegant aus, wie sie sich am Gitter entlang zogen und ans Ende gelangten. Sie haben sich wohl von nichts stressen lassen, so wie ich. Ich kann nicht erklären wieso, aber ich habe die Augen geschlossen, die Luft angehalten und bin dem Gitter entlang gekrabbelt wie ein verwirrter Baby-Seehund, der versucht zu fliehen. Man muss dazu sagen, das Wasser war schon schweinekalt.

Jetzt wird’s wirklich schmutzig

Damit wir nicht zu kalt bekamen, kam als nächstes die Krabbelstrecke. Wohlig warmer Schlamm wurde da für uns vorbereitet. Die Krabbelstrecke ist mein persönliches Highlight. Denn dabei wurden wir wirklich schmutzig. Was sich zuerst kuschelig anfühlte und auch gar nicht schwierig aussah, entpuppte sich doch als sehr anstrengend. Spätestens nach dem zweiten Versuch vorwärts zu kommen, klebte man im Matsch fest. Armkraft und etwas Geschick war gefragt. Zwischendurch musste man noch Schlammschuhen ausweichen, welche gefährlich nahe an unsere Gesichter gerieten. Wenn ich sage an unsere Gesichter muss ich wohl erwähnen, dass plötzlich hinter mir Ramonas Stimme sagte: «Whoaa, Marcia, pass auf deine Schuhe auf.» Als ob ich darauf einen Einfluss hätte nehmen können. Aber trotzdem, sorry Ramona! 🙂
Nach der Krabbelstrecke hofften wir auf ein Hindernis, bei dem wir uns ein wenig abwaschen können. Aber nein, nach dieser Krabbelstrecke waren wir sicher 10 kg schwerer, und es lag die längste Strecke des ganzen Parcours vor uns. Wir haben den Schlamm so gut es ging abgestreift, aber es ging längst nicht alles runter. Zu meiner Freude gab es zwischendurch Wasser und halbierte Bananen. Ich habe schon vor dem Start gejammert, dass ich hungrig sei. Da meine Zunge über Nacht angeschwollen war, konnte ich am Morgen nicht wirklich viel essen. Selten schmecken Bananen so gut wie wenn man Hunger hat. Wobei das wohl bei fast allen Lebensmitteln der Fall ist.

Ein letztes Mal …

Dann endlich war das Ende in Sicht. Der Schlamm war schon an einigen Stellen angetrocknet, als das erhoffte Hindernis kam, bei dem wir uns einigermassen vom Schlamm befreien konnten: Das Tauchbecken. Ein weiteres Hindernis vor dem Ramona fragte, ob man oben oder unten durchgehen musste. Und erneut war die Antwort unten durch. Komplett durchnässt hopsten wir zum zweitletzten Hindernis, einem Kletternetz, und dann zum letzten Hindernis, der Rutschmatratze. «Kopfvoran mit viel Schwung» war die Anweisung von dem Staff-Mitglied. Ich wollte auf drei zählen, doch schon bei eins sah ich Ramona nur noch von hinten. Unten angekommen und noch ein letztes Mal durchnässt rannten wir gemeinsam durchs Ziel.

Mein Fazit zum Muddy Angel Run 2019

Ich bin sehr glücklich, diesen Lauf einmal mitgemacht zu haben. Es macht wirklich Spass, sich im Dreck zu suhlen. Mit der Länge des Parcours kann ich mich nicht wirklich anfreunden. Fünf Kilometer sind einfach zu viel für meine Muskeln. Sie lassen es mich heute (zwei Tage später) noch spüren. Ein wenig Mühe mit dem Dreck hatte ich dann nach dem Lauf doch. Uns wurden Kaltwasserduschen zur Verfügung gestellt. Richtig sauber wurden wir aber nicht. Meine Tasche und die Kleider, die ich zum Wechseln dabei hatte, sind trotzdem schmutzig geworden, und beim Haare-Auswaschen habe ich einen Schlammhaufen nicht bemerkt. Dieser trocknete dann während der Heimreise auf meinem Kopf langsam vor sich hin. Nicht wirklich angenehm.
Schlussendlich war es ein sehr lustiges Erlebnis, an das ich mich noch lange erinnern werde.

Zum Schluss dieser Zeilen wünsche ich auch Euch einen erlebnisreichen Sommer, viele gemütliche Stunden voller Lachen mit euren Liebsten und vielleicht auch mit neuen Bekanntschaften.

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