In der Berufsbildung der Schweizer Bäcker-Confiseure bricht ein neues Zeitalter an: Am Dienstag, 6. Oktober, ist an einer Medienkonferenz in Zürich das Online-Tool für Berufslehren vorgestellt worden. Die Richemont Fachschule leistet dabei Pionierarbeit.

Initiantin dieses Projekts ist die im Juni 2020 in Zug gegründete Global Swiss Learning AG. Sie verfolgt das Ziel, die schweizerischen Berufslehren in digitalisierter Form in die ganze Welt hinauszutragen. «Die Zukunft ist digital», erklärte Samuel Notz, Verwaltungsrat und CEO der Global Swiss Learning AG, an der Medienkonferenz, und dies gelte auch für die Bildung. Durch das Coronavirus habe sich dieser Trend spürbar beschleunigt.

Wichtiger internationaler Markt

Als erste mit an Bord ist die Richemont Fachschule. Im Juli ist der Vertrag mit der Entwickler- und Vertriebsfirma im Ausland, Global Swiss Learning, abgeschlossen worden. Vorerst soll das Richemont-
Fachwissen digital im Ausland vermittelt werden. Damit sollen später die Online-Kurse in der Schweiz finanziert werden. Ab 2022 könnten erste auf modularer Basis aufgebautes Angebote für die Schweiz verfügbar sein.
«Der internationale Markt spielt bereits seit der Gründung im Jahre 1945 eine wichtige Rolle», betont Richemont-Direktor Reto Fries gegenüber «panissimo». «Mit dieser Kooperation können wir unser Wissen viel einfacher und meist auch kostengünstiger einem viel grösseren Publikum zur Verfügung stellen.» Denn im Verdrängungsmarkt Schweiz sei ein Wachstum fast nicht möglich. Aus diesem Grund sei der internationale Markt in der vom Zentralvorstand in diesem Herbst beschlossenen Strategie bereits enthalten.
Gestartet wird 2021 mit Online-Lehrgängen in Partnerschulen für Bäckerei, Konditorei und Confiserie in China und Brasilien. Weitere Länder und Berufe werden folgen.

So funktioniert’s

Über eine Plattform können die digitalisierten Lernstoffe in der ganzen Welt in der gleichen Qualität wie in der Schweiz vermittelt werden. Kernstück des digitalen Systems der Global Swiss Learning AG ist das sogenannte Blended Learning oder mit anderen Worten das integrierte Lernen. Darunter wird eine moderne Lernform verstanden, bei der die theoretischen Lerninhalte, aber auch handwerkliche Fertigkeiten hauptsächlich mit verschiedenen Formen des E-Learnings in Kombination mit Prä­senzunterricht vermittelt werden.

Neue Möglichkeiten für die Branche

Was bedeutet dies für die Schweizer Bäcker-Confiseure? Mit dieser Zusammenarbeit würden sich für Richemont sowie für die ganze Branche ganz neue Möglichkeiten erschliessen, und zwar auf allen Bildungsstufen, so Reto Fries. Bereits vor dem Lockdown musste die Fachschule eine Abwanderung von potenziellen Teilnehmenden an physischen Kursen zur digitalen Informationsvermittlung hinnehmen, ebenso ist der Verkauf von Lehr­büchern stark rückläufig. Fries ist überzeugt, dass dank dem Einsatz von digitalen Lernmodulen mit einem klaren und strukturierten didaktischen System der Präsenzunterricht optimal unterstützt und die Lernkurve deutlich erhöht werden können.

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