Die Leidenschaft für seinen Beruf hat den Berner Bäcker-Konditor Jeremias Witschi bereits während seiner Lehrzeit erfasst. In unserer Serie Our Future beschreibt er seinen «siebten Bäckerhimmel».

Schon in der Lehre bemerkte ich schnell einmal, dass mein Beruf bei mir einen etwas anderen Stellenwert einnahm als bei anderen Lernenden. Immer, wenn es wieder einmal darum ging, dass viele «null Bock» auf Arbeit hatten, konnte ich ihnen nicht ganz folgen. Für mich war es immer eine Freude – und ist es immer noch – morgens in die Backstube zu gehen, die typischen Düfte einzuatmen, Teige zu kneten und die Brote und Brötchen auszubacken. Gibt es etwas Schöneres bei der Arbeit, als das frische Brot aus dem Ofen zu holen und stolz darauf sein zu dürfen, wenn die knusprigen Laibe schön aufgerissen sind und auf dem Ausbackwagen vor sich hin knistern? Für mich der siebte Bäckerhimmel.

Arbeit als Entspannung?

Wie soll denn bitte Arbeit zur Entspannung dienen? Nun, es ist der Vorteil, wenn man arbeiten darf und nicht muss. Wenn ich mich mit neuen Ideen beschäftige oder Neues ausprobiere, kann das durchaus entspannend sein.

Beim Herumtüfteln und Ausprobieren zu Hause oder nach Feierabend im Betrieb passiert es öfters, dass ich komplett in meinen Backgedanken versinke und alles um mich herum vergesse. Dabei merke ich kaum, dass ich schon 12 oder 14 Stunden im Geschäft bin.

Es brauchte deshalb auch nicht viel Überredungskunst, als mich eine Kollegin fragte, ob ich sie beim Erarbeiten neuer Produkte für ihre Detailhandels-Berufsprüfung unterstütze. Da war ich sofort dabei. Und auch wenn wir sehr viel Zeit investiert haben, empfand ich es auf keinen Fall als Belastung.

Vor- und Nachteile der Leidenschaft

Wenn jemandem der Beruf und auch die Branche so wichtig ist wie mir, hat das nicht nur Vorteile. Oft fällt es mir schwer nachzuvollziehen, wenn Leute ihrer Arbeit keine Freude abgewinnen können. Sie verrichten ihren Job, weil es halt sein muss. In meinen Augen ist das auch mit ein Grund, weshalb unsere Branche mit einem etwas staubigen Image zu kämpfen hat, was ich sehr schade finde.

Ein unbezahlbarer Mehrwert

Seinen Beruf zu mögen und mit Begeisterung dabei zu sein, schafft für unsere Kunden einen unbezahlbaren Mehrwert. So kann man den meisten Menschen eine Freude bereiten. Gibt es zu jedem Einkauf ein Stück Leidenschaft gratis dazu, kommen Wertschätzung und Freude zurück. Das ist meine Quelle der Motivation. Wenn das, was ich tue, anderen gefällt.

Die Krönung

Am meisten geniesse ich das, wenn ich, wie z. B. letzten Sommer, mit meiner Freundin an einem Event arbeite und den direkten Kundenkontakt habe. All das positive, das unmittelbar zurückkommt, ist wie eine Droge. Und dabei noch die «bessere Hälfte» dabei zu haben, die mit dem gleichen Feuer dabei ist, ist die Krönung.

Jeremias Witschi

– 2010 – 2013    Lehre als Bäcker-Konditor in der Bäckerei Eichenberger, Langnau

– 2013 – 2014    weiterhin im Lehrbetrieb

– 2014 – 2015    Bäckerei Backbord, Ostermundigen

– 2015 – 2016    Bäckerei Bread à Porter, Bern

– Seit 2016       Bäckerei Tea-Room AG, Koppigen

– Seither           Weiterbildungen wie z. B. zum Berufsbildner und im Bereich Mitarbeiterführung

– August 2018  Startschuss zur Berufsprüfung

Serie Our Future

2018 gibt «panissimo» vielversprechenden Nachwuchsleuten in der wöchentlichen Rubrik «Our Future» das Wort zu einem Branchenthema ihrer Wahl.

Alle Beiträge sind online auf www.swissbaker.ch/panissimo > Our Future.

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