Die aktuell herausfordernde Marktsituation sowie die Vorstandswahlen bildeten die Schwerpunkte an der Delegiertenversammlung des Dachverbandes Schweizerischer Müller von vergangener Woche in Winterthur (ZH).

DV in Winterthur war geprägt von Freude über die gute diesjährige Ernte, aber auch von Sorgen über die grossen Herausforderungen in der Müllereibranche. Der Präsident des Dachverbandes Schweizerischer Müller (DSM), Thomas Helbling, wählte in seiner Eröffnungsrede markige Worte und plädierte dafür, gemeinsam Lösungswege zu finden.

Lichtblicke in der Branche

Einen solchen hat der Dachverband zusammen mit den Partnern der Wertschöpfungskette letztes Jahr beschritten. Man habe hinsichtlich der bevorstehenden schlechten Ernte die Zeichen frühzeitig erkannt und gemeinsam pragmatische Lösungen gefunden. Ebenso hob er lobend ein paar Mitglieds-Unternehmen hervor, die sich mit ihren Projekten erfolgreich zwischen Innovation und Tradition bewegen würden. Ebenso stolz äusserte sich Thomas Helbling über den Müllereinachwuchs, der auf internationaler Ebene geglänzt hat. So gratulierte Thomas Helbling Hermann-Jakob Gütler, der das Mühlenmasters 2024 in Deutschland gewonnen hat, sowie Rahel Pfaffhauser, die in der Woche vor der Versammlung mit der Silbermedaille vom Mühlenmasters in Österreich nach Hause gekehrt ist, zu ihrem Erfolg.

Wegfall der Stärkeproduktion in der Schweiz

Doch damit hatte es sich mit dem Positiven. Die Mühlenbranche stehe aktuell unter hohem Druck, betonte der Präsident. Als Stichworte nannte er exemplarisch den durch den Bund verordneten Wegfall der Stärkeproduktion in der Schweiz und der damit verbundenen Vermahlungsmengen. «Wir haben die Politik immer wieder vor diesem voraussehbaren Ausgang gewarnt», erklärte Thomas Helbling. Genützt habe diese Musterschülerhaltung des Bundes niemandem ausser dem Ausland. Dazu komme der Weggang eines Grossteils der Fertigteigproduktion des Nestlé-Standortes in Wangen bei Olten (SO) ins Ausland. Kein Wunder müssten die Schweizer Müller/innen noch härter um ihre Marktanteile kämpfen und mit Angriffen von aussen fertig werden.

Billig-Brote – «eine Schande»

Scharf schoss Thomas Helbling gegen den gegenwärtigen Preiskampf der Discounter um das billigste Brot. «Kostete der Pfünder Brot bei den grossen Detailhändlern letzten Herbst noch einen Franken fünfzig, ist er ihnen heute nicht einmal mehr einen Franken wert. Das ist eine Schande. Eine Schande, weil wir alle wissen, dass der reelle Preis für ein handgemachtes Pfünderli bei vier Franken liegt. Eine Schande aber insbesondere auch deshalb, weil der Preis von 99 Rappen dem Brot jede Würde nimmt.» Wer Brot als Marketinginstrument einsetze, gehe ein riskantes Spiel ein.

Silvan Hotz, Präsident SBC (Links) mit DSM-Präsident Thomas Helbling

In seinem traditionellen Situationsbericht ging DSM-Geschäftsführer Lorenz Hirt auf die für die Mühlenwirtschaft relevanten Themen der nationalen Politik ein. Unter anderem berichtete er über die Versorgungssituation beim Brotgetreide, die Agrarpolitik 30+, das Proteinzahlungssystem, das privatrechtliche Ausfuhrbeitragsregime und diverse juristische Entwicklungen. Die Richtpreise blieben unverändert. Allerdings würden die Mitglieder unter einem enormen Preisdruck leiden. Sorgen bereiten dem Verband zudem die Grenzwerte für Ergotalkaloide. Strengere Grenzwerte hätten per Mitte 2024 zwar verhindert werden können. Das Thema werde den Verband aber weiter beschäftigen und man werde die Sammelstellen weiter sensibilisieren müssen.

Wahlen 

Von Links: DSM-Präsident Thomas Helbling, Diego Bryner und Christian Oesch (beide neu im Vorstand) , Lorenz Hirt DSM-Geschäftsführer

Neben den üblichen, statutarischen Geschäften hat die Versammlung Gesamterneuerungswahlen vorgenommen und zwei neue Vorstandsmitglieder gewählt. Diego Bryner, Stadtmühle Schenk, ersetzt Peter Grossenbacher. Christian Oesch, Mühle Burgholz, wurde als Vertreter der Mühlengenossenschaft Bern und Nachfolger von Diego Della Cà gewählt.

Panissimo
Fotos: DSM/Claudia Vernocchi

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