Auf Initiative einiger passionierter Westschweizer/innen hat die Schweizer Bäckerei-Konditoreibranche den Anschluss an internationale Wettbewerbe wiedergefunden. Ein Trio aus der Romandie nahm Mitte Oktober an der Europameisterschaft teil, die von Frankreich gewonnen wurde.

Mit dem fünften Platz schlug sich das Schweizer Team bei der Coupe d’Europe de la Boulangerie Artisanale (Europameisterschaft der artisanalen Bäckerei) an der Fachmesse Serbotel in Nantes (F) vom 18. bis 20. Oktober achtbar. Das Team bestand aus Mélissandre Gilliéron (Schaustück, Boulangerie Conrad SA, Le Landeron, NE), Emma Napoli (Viennoiserie, Boulangerie Confiserie Formation Vaud, Pully, VD) und ihrem Captain Nicolas Henry (Brot, Pâtisserie-boulangerie Marius Sàrl, Givrins, VD).

Das Schweizer Team in Nantes: Emma Napoli, Nicolas Henry et Mélissandre Gilliéron

Mit originellen Kreationen stellten sie ihr Know-how eindrucksvoll unter Beweis. Mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren war es das jüngste der sieben teilnehmenden Teams. Aufgrund ihrer Neugründung standen ihnen lediglich vier Monate Trainingszeit zur Verfügung – während andere Nationen über ein Jahr Vorbereitungszeit hatten.

Rosinen-Brioche, herzhafte Blätterteiggebäcke inspiriert von Papet vaudois, Cervelat-Sandwich, Brot mit Waadtländer Bier, typische Safranbrioche … Innerhalb von neun Stunden, davon zwei Stunden Vorbereitung am Vortag, präsentierte das Trio eine Auswahl neu interpretierter Schweizer Spezialitäten zum vorgegebenen Thema «Der Karneval in Europa».
Das Schaustück – gekrönt von einer Laterne des Basler «Morgestraich» – zeigte Masken aus dem Lötschental (VS) und aus Basel.

«Enorme Leistung»

Coach Damien Dubois zeigte sich zufrieden mit seinen Schützlingen: «Es ist bewundernswert, was sie angesichts ihrer Vorbereitungszeit geleistet haben. Sie haben das Programm ohne Verzögerungen, ordentlich und sauber durchgezogen. Das ist eine enorme Leistung!» Captain Nicolas Henry teilt diese Einschätzung: «Wir haben uns sehr bemüht. Unser Ziel war es, nicht Letzte zu werden und nach Möglichkeit das Podium zu erreichen, wobei wir uns unserer Schwächen bewusst waren. Man kann immer besser werden, aber wir haben uns wirklich gut geschlagen.»

Laut dem Coach machte sich der Unterschied in der Vorbereitung in Tempo und Feinheit bemerkbar: «Mit ein paar zusätzlichen Monaten wäre das Schaustück etwas weiterentwickelt gewesen, das Brot sauberer, schöner, und die Viennoiserien hätten noch das gewisse Etwas gehabt … Wenn man unseren Finaltisch betrachtet, war das Podium nicht weit entfernt. Wir waren gut dabei.»

Mélissandre Gilliéron beim Fertigstellen des Schaustücks.

Nun warten die Beteiligten auf die detaillierte Punkteauswertung, um eine gründliche Nachbesprechung durchzuführen und Anfang 2026 die weitere Strategie festzulegen.
Zu den bereits bekannten Verbesserungsmöglichkeiten zählen laut Dubois mehr Kampfgeist: «Wir waren vielleicht etwas zu nett, aber das ist normal, das ist die mangelnde Erfahrung.»

Die Dynamik wiederbeleben

Nach mehreren Jahren Abwesenheit kehrt die Schweiz auf die Bühne der internationalen Wettbewerbe zurück. Sie kann nun auf die von Justine Froidevaux, Sylviane Jeanneret, Christophe Ackermann und Damien Dubois ins Leben gerufene Organisation zählen.

«Um wieder aufs Podium zu kommen, müssen wir diese Basis weiter stärken – und zwar nicht nur in der Romandie. Wenn die Schweiz glänzen will, müssen wir alle gemeinsam vorankommen», betont Dubois. Nicolas Henry ergänzt: «Das Land könnte eine starke Position einnehmen, wenn die Organisation in den kommenden Jahren weiterentwickelt wird. Wir haben das Potenzial, wettbewerbsfähige Teams aufzustellen.»

2027 trifft sich die europäische Elite erneut bei der Coupe d’Europe de la Boulangerie Artisanale und dem Mondial du Pain in Nantes (F), um die eingeschlagene Dynamik zu bestätigen.

Johann Ruppen
Fotos: ARABPC


Unterstützung gesucht

Ob Organisation, Coaching oder materielle und finanzielle Unterstützung – jede helfende Hand ist willkommen, um die neu gegründete Initiative zu stärken. Interessierte Personen können sich bei Justine Froidevaux (justine.froidevaux@boulangerie-vd.ch) melden.

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