40 Jahre war er für die gewerbliche Bäcker-Confiseur-Branche im Einsatz – Ende Februar geht Proback-Geschäftsführer Bruno von Rotz in Pension. «panissimo» blickt mit ihm zurück.

Er habe seine Arbeit sehr gerne gemacht, mit grosser Freude, hält Bruno von Rotz zu Beginn unseres Gesprächs fest. Anders als manch einer, der auf seine Rentenzeit «plange», müsse er etwas lieb Gewordenes abgeben. Er habe jeden Tag neue spannende Geschichten – Herausforderungen, Erfreuliches, Trauriges – erfahren und erlebt. «Ich habe immer versucht, für jeden Fall eine individuelle Lösung zu finden. Jede Geschichte ist ein Unikat gewesen.»

Lehre als Bäcker-Konditor

Bereits als kleiner Bub liebte Bruno von Rotz das Süsse und er wusste, dass er die Schreinerei seiner Eltern im Kanton Obwalden nicht übernehmen wird. Er setzte sich durch, machte die Lehre als Bäcker-Konditor, absolvierte eine kaufmännische und betriebswirtschaftliche Ausbildung. Vor 40 Jahren startete er bei der Pistor, die ersten Jahre im Verkauf und kurze Zeit später als Einkäufer. Im Jahr 2002 erhielt er ein Jobangebot bei der Proback und wurde 2004 zum Geschäftsführer ernannt.

Während seiner Tätigkeit im Bereich Nachfolgeplanung habe er auch seine eigene Geschichte mitgetragen. «Wenn ihr wollt, dass eure Bäckerei weitergeführt wird, müsst ihr diese so organisieren, dass das Umfeld die Freude und Lust am Beruf spürt. Es muss ein positives Bild des Selbstständigerwerbenden vermittelt werden!» Werde die Tätigkeit als «Chrampf» mit nur wenig Ausgleich und Ferien dargestellt, so von Rotz, sei es nicht überraschend, wenn keine Nachfolge für das Unternehmen gefunden werden könne.

In den letzten 20 Jahren habe sich sehr viel verändert, hält Bruno von Rotz rückblickend fest. «Alles ist viel kurzlebiger geworden, schneller – das geht an die Substanz eines jeden Unternehmers.» Anders als früher seien Betriebsinhaber nach 20 bis 25 Jahren Geschäfts­tätigkeit leider oft ausgelaugt und müde. Er habe vor jedem, der ein Unternehmen gründet und führt, grossen Respekt.

Die Menschen

Was war das Schönste bei seiner Arbeit bei Proback? «Die Menschen», lautet spontan die Antwort des erfahrenen Branchenmanns. Er habe spannende Begegnungen erlebt. «Und das Vertrauen und die Offenheit», ergänzt er. Dann beginnt Bruno von Rotz zu schwärmen und aufzuzählen: «Konnte ich ein Unternehmen mit den Inhabern zusammen weiterentwickeln oder gemeinsam aus einer Krise holen, war dies für mich immer die grösste Befriedigung. Aber auch das Zusammenbringen der Menschen, das eigene Netzwerk spielen zu lassen, die Synergien zu nutzen …»

Es gab aber auch einige bewegende, trau­rige Momente im Berufsleben von Bruno von Rotz. Situationen, in denen es keinen Ausweg mehr gab, obwohl er sein Möglichstes gegeben und getan habe. Angesprochen auf grosse Enttäuschungen während seiner langjährigen Tätigkeit, erklärt Bruno von Rotz bestimmt, dass er keine solchen erlebt habe. «Ich hatte und habe nie Erwartungen, so gibt es auch keine Enttäuschungen.»

Die Ratschläge

Welchen Rat gibt er an die gewerbliche Branche weiter? «Fördert die Mitarbeitenden, involviert sie mehr in eure Arbeitsprozesse, gestaltet mit ihnen die Zukunft, nehmt sie mit ins Boot!», lautet seine Botschaft. Er habe oft erlebt, dass das Potenzial der Mitarbeitenden bei weitem nicht ausgeschöpft werde. Auch bei der Digitalisierung sieht Bruno von Rotz viel Nachholbedarf. Ein grosses Anliegen ist ihm zudem auch die Qualität des Brotes: «Das ist und soll auch in Zukunft die Kernkompetenz der gewerblichen Bäckerei bleiben.» Diese sowie die Regionalität, die Wertschöpfungskette, das Handwerk müssen gepflegt und die Einzigartigkeit auch dementsprechend kommuniziert werden.

Bruno von Rotz wird als Rentner sein Projekt «KMU143» mit Partnern auf die Beine stellen. Er werde in den unterschiedlichsten Branchen weiterhin mit Leidenschaft für die KMU-Welt tätig bleiben, versichert er gegenüber «panissimo».

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