Ein Jahr ist es her, seit der Thurgauer Bäcker-Konditor-Confiseur und Koch Jörg Heierli seine Fahrradreise durch Afrika (er berichtete im «panissimo» regelmässig darüber) wegen Covid-19 abbrechen musste. Trotz diesem Rückschlag badet er nicht im Selbstmitleid, sondern nutzt die Zeit für neue Projekte.

Schon ein ganzes Jahr ist es her, seit ich den südlichsten Punkt von Afrika mit dem Fahrrad erreicht habe. Nur wenig später zwang mich das Corona-Virus nach Hause zurückzukehren und die ganze Reise für unbestimmte Zeit zu unterbrechen. Als ich Afrika verliess, wusste ich, dass die Situation so schnell nicht wieder normal werden würde. Jedenfalls nicht normal genug, um auf meine gewohnte Art mit dem Fahrrad zu reisen. Wie uns allen, hat das Virus seitdem durch alle meine Lebenspläne einen richtig fetten Strich gemacht. Doch den Kopf in den Sand stecken will ich nicht. Ich hatte Glück. Zurück in der Schweiz konnte ich wieder anfangen zu arbeiten und mich nebenbei auf andere Projekte konzentrieren. So will ich unter anderem 2023 die Berufsprüfung als Bäcker abschliessen.

«Das Virus hat durch alle meine Lebenspläne einen richtig fetten Strich gemacht. Doch den Kopf in den Sand stecken will ich nicht.»

Anders als ursprünglich geplant, kann ich weder Vorträge noch Bildpräsentationen über meine Reise halten. Diese muss ich auf eine Zeit nach Corona verschieben. Dafür nutze ich nun aber die Zeit, um meine Erlebnisse und Geschichten durch den afrikanischen Kontinent in einem Buch festzuhalten. Nach über einem dreiviertel Jahr des Schreibens bin ich mit meinen Erzählungen gerade erst in Sierra Leone angelangt. Es wird wohl ein dickes Buch werden, voller Geschichten und Bilder. Und ich hoffe doch sehr, dass es noch in diesem, spätestens aber im nächsten Jahr rauskommen wird.

All die Erinnerungen

Und während ich es schreibe, kommen all die Erinnerungen wieder zurück. Zum Beispiel an die Backstube in Gambia, die ich unterwegs besucht hatte. Wo die Bäcker einfach mal meine Kuchen, die ich verkaufen wollte, aufgefuttert haben, und wo wir jeden Tag wieder von neuem die Zutaten auf dem Markt kaufen mussten. Wo die Knetmaschine nur im zweiten Gang lief, Waagen selten waren und man, wenn man müde war, auch einfach mal auf der Matratze mitten in der Backstube schlafen konnte. Wo man niemals wusste, ob man einen guten Sack Mehl für den Tag erwischt hatte oder nicht.

Oder als ich in Südafrika in einer Bäckerei gelandet bin, wo die Bäcker versuchten, Blätterteig mit Margarine zu machen, welche sie vorher durch die Röstiraffel gedrückt hatten, um sie besser verarbeiten zu können. Ehrensache, dass ich da eingreifen musste. Ja, Afrika ist voller wundersamer und verrückter Dinge, aber auch voll von herzensguten Menschen.

«Kilometer für Kilometer, Kurve für Kurve, Hügel für Hügel.»

Einfach immer weitermachen

Manch einer mag sich fragen, wie ich es geschafft habe, die Wüsten, Regenwälder und schlechten Pisten des Kontinents auf meinem schwer beladenen Fahrrad zu meistern. Die Antwort ist eigentlich ganz simpel: Einfach immer weitermachen. Kilometer für Kilometer, Kurve für Kurve, Hügel für Hügel. Anhalten, wenn ich nicht mehr konnte, dann wieder weitermachen. Auch wenn ich manchmal nicht mehr vorankam, ich absteigen und schieben musste, machte ich einfach immer weiter.

Das ist alles. Das ist das Geheimnis. Irgendwann kommt wieder eine einfachere Strecke. Und so ist es auch mit dem allgegenwärtigen Corona. Einfach weitermachen. Irgendwann kommt wieder eine gute Strecke.

www.irgendwoinafrika.ch

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