Marisa Beugger die Bäckerin-Konditorin-Confiseurin aus Wichtrach (BE), arbeitet unterdessen seit zwei Jahren für das Traditionsunternehmen Sacher in Wien. Mitte Mai war endlich Schluss mit Lockdown, und langsam kehrt der Alltag wieder ein.

Das ganze Frühjahr in Wien wurde immer noch überschattet von den verschiedenen «Lockdown-Gezeiten». Wann geht’s endlich weiter? Wann können Geschäfte wieder aufsperren? Wie sieht’s für die Gastronomie und Hotellerie aus? Dies war nur ein Teil der Fragen, die sich ganz Wien immer wieder stellte. In dieser Zeit hiess es: Durchhalten und trotz wenig Motivation die paar Tage, die man Arbeiten durfte, mit gutem Teamspirit und super Laune bewältigen.

«Für viele hat deswegen das Jahr am 19. Mai erst richtig angefangen.»

Durch die erneute Ausgangssperre und Kontaktbeschränkung war dies leider einfacher gesagt als getan. Für viele hat deswegen das Jahr am 19.Mai erst richtig angefangen. Geschäfte und auch Dienstleistungen, Letztere jedoch nur für Personen mit negativem Test, konnten schon etwas früher wieder starten, doch nun ist auch endlich die Zeit für Restaurants und Hotels wiedergekommen. Auch unter strengen Auflagen und der sogenannte 3-G-Regel (getestet, genesen, geimpft) hat man das markante Aufatmen der Wiener regelrecht gespürt.

Endlich kommt wieder Leben in diese schöne Stadt. Somit haben auch wir immer wie mehr zu tun. Die Leute sind verrückt nach den «Original Sacher Torten». Schon die Bestellungen aus der ganzen Welt und dem mittlerweile legendäre Drive-in haben uns schon ganz schön auf Trab gehalten, und nun können wir uns vor lauter Arbeit kaum noch halten. Was nach all der Zeit natürlich auch ganz schön ist (aber auch ganz schön stressig). Was uns ebenfalls sehr freut ist, dass die Kurzarbeit nach über einem Jahr Anfang Juli endlich endet und wir dann für all un­sere Kundinnen und Kunden und Gäste wieder Vollgas geben können.

Eine gute Lebensschule

Für mich persönlich war der Mai und auch Anfang Juni sehr ereignisreich. Mit etwas Glück konnte ich Impftermine für mich ergattern und habe auch den ersten Piecks Anfang Mai hinter mich gebracht. Fast jede Woche hatte ich in dem Monat Termine bei verschiedenen Ärzten, da bei mir Ende Mai eine OP anstand. Dies war für mich sehr speziell, weil das Gesundheitssystem in Österreich doch um einiges anders ist als bei uns in der Schweiz.

Für mich eine gute Lebensschule, denn jegliche Untersuchungen alleine zu bestehen und den Beistand und die Ratschläge meiner Eltern nur am Telefon lauschen zu können, war schon sehr stressig. Man kennt die Risiken und weiss trotzdem nicht so ganz, was mit einem passiert. Die OP verlief relativ gut und ich durfte das Spital nach ein paar Tagen verlassen. Die Schmerzen waren anfangs unerträglich und Besserung war noch nirgends in Sicht.

Leider kam es dann auch noch zu Komplikationen und starken Nachblutungen, so dass ich mit der Rettung auf schnellstem Wege in die Klinik gebracht und auch sofort notoperiert werden musste. Nicht nur ein Horrortag für mich und meine Mit­bewohnerinnen, sondern auch für meine Eltern. Da ich hier in Wien keine Familienangehörigen habe, war es für sie kompliziert, an Informationen über meinen Zustand zu kommen. Einen ausschlaggebender Grund für meine Eltern, ihre Sachen zu packen und sofort nach Wien zu reisen.

Die zweite OP verlief super und ich muss mich nun einfach von diesem riesigen Schock, den Narkosen und den Schmerzen erholen. Zum Glück geht das am besten, wenn Mama und Papa zu Besuch sind. Ich bin sehr dankbar, dass sie in diesem Moment für mich da waren. Jetzt geht es mir jeden Tag besser und ich freue mich schon darauf, wenn ich mein Bett nicht mehr hüten muss. Ich werde diesen Tag wohl nie mehr vergessen und versuche nur Gutes aus dieser Erfahrung mitzunehmen.

Eine neue Herausforderung?

Nachdem ich erst nur ein Jahr in Wien ein wenig Auslandserfahrungen machen wollte, bin ich nun schon zwei Jahre hier und hab so vieles erlebt. Unendlich viele Höhen, beruflich wie privat, aber auch einige Tiefen. Nach den jüngsten Ereignissen spiele ich jetzt mit dem Gedanken, wieder nach Hause zu kommen und in der Schweiz eine neue Herausforderung in Angriff zu nehmen. Schauen wir mal, was daraus wird.
Bis dahin geniesse ich die schönen Sommertage und wünsche auch in der Schweiz allen einen schönen Sommer.

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