Einige Monate sind ins Land gezogen, seit am Kongress der Schweizer Bäcker-Confiseure einem weiteren Unternehmen die Bäckerkrone aufgesetzt wurde. Im Rampenlicht des Finales standen neben dem Gewinnerbetrieb La Bottega dal Fornaio (TI), die Unternehmen Bread à porter (BE) und Bäckerei-Konditorei-Café Maier (AG). Patrik Bohnenblust (Bread à Porter) und Roman Maier erzählen, wie sie sich dabei gefühlt haben, was sich verändert hat und wie das Echo ausgefallen ist.

Wie haben Sie die Nomination in Erinnerung?

Roman Maier: Die Nomination war ein spannender Einstieg in das neue Jahr. Bis dato haben wir uns nie als speziellen Betrieb gesehen, der etwas anders macht als die anderen in der Branche. Nachdem mein Bruder Gregor und ich uns jedoch deswegen hinterfragten, merkten wir, dass wir möglicherweise doch nicht so ein 08/15 Unternehmen sind wie angenommen.

Patrik Bohnenblust: Unsere Freude war riesig, weil wir uns einige Jahre ohne Erfolg selbst nominiert hatten und diesmal nominiert wurden. Ich hätte meine Stimme ebenfalls Piff (Anmerkung «Panissimo»: Giuseppe Piffaretti) gegeben, weil er den Panettone professionalisiert hat. Ich war auch schon an einem Kurs von ihm und werde ihn bald im Tessin besuchen.

RM: Am Kongress sind wir ohne grosse Erwartungen aufgekreuzt. Wir genossen das aktive Networking mit den interessierten Personen und den schönen Morgen. Als es auf die Verleihung zuging, wurden wir aber schon etwas nervös … Die Entscheidung der Jury war goldrichtig und hat mein Bauchgefühl bestätigt. Ich habe grossen Respekt vor Patrik und Giuseppe als Branchenkoryphäen, weshalb es mir bei einem anderen Ausgang fast nicht wohl gewesen wäre (lacht).

Die Gebrüder Maier: Gregor, Verantwortlicher Produktion und Roman, Geschäftsführer der Bäckerei-Konditorei-Café Maier in Laufenburg (AG)

«Wir sind in der Branche seither präsenter, der Name unseres Unternehmens hat eine neue Wahrnehmung erhalten.»

Roman Maier

Welche Auswirkungen haben Sie nach dem Finaleinzug wahrgenommen?

RM: Wir sind in der Branche seither präsenter, der Name unseres Unternehmens hat eine neue Wahrnehmung erhalten.

PB: Leider war das Echo bescheideneres als erhofft. Wir haben versucht, die Story bei der regionalen Presse zu streuen, aber das Interesse war nicht gross. Vielleicht weil es sich um eine «good News» und nicht um einen Skandal handelte …

RM: Im Vorfeld haben wir über unsere sozialen Medien Vorfreude auf das Finale erzeugt. Die Resonanz im Nachgang war gut, es gab Zeitungsberichte in der Lokalpresse über unsere Firma und die Nomination, aber in diesem Bereich pflegen wir sowieso einen engen Austausch. Vor allem bei der Direktkundschaft blieb die Nomination dadurch haften.

PB: Etwas erzwingen wollten wir ebenfalls nicht. Es gibt einen Titel und die Gekrönten sollen dies für sich nutzen können.

Was für Ideen und Pläne hätten Sie, um das Echo zu erhöhen?

PB: Uns spukt die Frage, wie wir als Betrieb und als gesamte Branche sichtbarer werden könnten, im Kopf herum. Wir versuchen, lauthals an der Front zu sein, weshalb wir zum Beispiel auch mit der regionalen Tourismusagentur und dem Zentrum Paul Klee zusammenspannen. Wir mussten feststellen, dass bei Brot die Nachhaltigkeit von der Kundschaft vorausgesetzt wird, weshalb wir uns fragen, wie wir daraus neue emotionale Geschichten spinnen können, um die Kundschaft zu begeistern.

RM: Der Moment der Aktualität kann sehr gut ausgespielt werden. Im Vorfeld kann mit der Nomination gearbeitet werden, um Spannung zu erzeugen, das hat bei uns ziemlich gut geklappt.

Was würden Sie zukünftigen Nominierten raten?

RM: In meinen Augen hat jeder engagierte Betrieb einmal eine Nomination verdient … Ich denke, dass es wichtig ist, sich selbst zu sein und die eigenen Ziele zu verfolgen.

PB: Einfach Freude haben, man hat etwas erreicht. Und wenn man wie bei Roman merkt, weshalb man im Finale steht, sollte man meiner Meinung nach diesen Kurs beibehalten.

«Wenn der Chef mit neuen, kuriosen Ideen aufkreuzt, stösst er nun bei der Belegschaft auf mehr Empathie.»

Patrick Bohnenblust
Patrik Bohnenblust, Brot-Sommelier und Mitinhaber Bread à porter in Bern (BE)

Was hat sich für Sie verändert?

PB: Wenn der Chef mit neuen, kuriosen Ideen aufkreuzt, stösst er nun bei der Belegschaft auf mehr Empathie (lacht). Die Bekräftigung der Mitarbeitenden nehme ich ebenfalls wahr, wir sind motivierter unterwegs.

RM: Da schliesse ich mich an. Wir fühlen uns mit unserem aktuellen Kurs bestätigt, auch bei der Lancierung von neuen Ideen. Zudem haben wir an Selbstvertrauen gewonnen: Wir können dies umsetzen und erreichen.

PB: In der Branche haben wir zusätzlich an überregionaler Bekanntheit gewonnen. Ebenfalls hatte die Stammkundschaft Freude.

Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenziale?

RM: Ich habe mich persönlich lange nicht so gut über den Beurteilungsprozess informiert, aber wir wurden in diesem gut begleitet. Bei der Betriebsbesichtigung durch die Jury fand ich es schön, dass man frei etwas vorbereiten darf und so die individuellen Stärken ausspielen kann.

PB: Wie können wir diesen Anlass ausbauen und im Gespräch bleiben, wenn der Kongress vorbei ist? Wir alle müssen dranbleiben, die Bäckerkrone bekannter zu machen.

Und wie lautet Ihr Resümee zum Abschluss des Gespräches?

RM: Wir sind sehr froh, dass wir dabei sein durften. Wie erwähnt hatten wir bis vor ein bis zwei Jahren noch nicht das Gefühl, dass an unserem unternehmerischen Pfad etwas speziell ist. Folgendes haben wir erkannt: Wir müssen uns nicht verstecken, es gibt vieles, das uns einzigartig macht und dazu dürfen wir stehen.

PB: Die Bekanntmachung der Nomination bleibt bei mir, wie auch der gesamte Anlass, in bester Erinnerung. Ich finde es gut, dass solch unterschiedliche Betriebe mit einzigartigen Schwerpunkten miteinander in die engere Auswahl gelangt sind. Zudem ist der vermehrte Kontakt mit Piff eine persönliche Bereicherung für mich.

Interview: Diego Schwerzmann

Die Fotogalerie der Preisverleihung findet sich hier.

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