Die in der Holzbranche tätige SVP-Nationalrätin Sylvia Flückiger-Bäni schreibt in diesem Blog über zwei der ursprünglichsten Branchen. Sie vergleicht die Situation des Gewerbes als Kampf zwischen David und Goliath.

Wir von der hölzigen Branche und die Bäcker gehören mit zu den ursprünglichsten Branchen dieses Landes. Holz ist in der Schweiz immer noch der natürlichste und ursprünglichste Rohstoff, natürlich auch als Basis für das feine Holzofenbrot. Immer gerne besuche ich Veranstaltungen und Generalversammlungen der Bäckerbranche und freue mich über die Präsentationen an den vielen Gewerbeausstellungen landauf und landab. Und praktisch immer spielt auch die Bäckersfrau eine ganz spezielle und tragende Rolle, das gibt der Branche natürlich eine ganz besondere, herzliche, und sympathische Note.
Mein Grossvater hat den Bäckerberuf erlernt, und ich verdiente meine ersten beruflichen Sporen als kaufmännische Lehrtochter in einer Mühle ab. Als Stift konnte ich am Telefon auch die Mehlbestellungen der Bäcker entgegennehmen, und dann die Angaben von Hand in grosse Bücher mit schwarzen Deckeln schreiben. Fast gleichzeitig tippte ich dann die Rechnungen in die Schreibmaschine. Ich erinnere mich auch an verschie­dene Aktionen der Bäcker, zum Beispiel an das aus feinem Roggenmehl hergestellte Ringbrot.
Damals hatte es in Schöftland fünf Bäckereien, heute haben wir noch zwei, sehr erfolgreiche und beliebte Bäckereien. So sehr die Grossverteiler das Gewerbe auch unter Druck bringen, ich bin sicher, dass die Konsumentinnen und Konsumenten das echte und gute Produkt vom Bäcker nebenan immer noch zu schätzen wissen. Heute sind wir alle gefordert, mit dem Produkt auch Emotionen zu verkaufen, ein Erlebnis zu bieten.
Was gibt es Schöneres als das hell erleuchtete, anmächelige Schaufenster beim Beck am frühen Morgen und dann den Duft der Backwaren, wenn man durch die Ladentüre kommt und auf den schönen Holzboden tritt. Auch die jederzeit freundliche Bedienung in der Bäckerei gehört mit zum Erlebnis. Gewerbler arbeiten Tag für Tag daran, dieses Erlebnis zu bieten.
Allerdings macht uns allen der stetig wachsende Berg an Vorschriften, der immer mehr Bürokratie nach sich zieht, zu schaffen. Dagegen scheint kein Kraut gewachsen zu sein, auch wenn ich mich im Bundeshaus mit meinen Kolleginnen und Kollegen stets dagegen wehre und darauf aufmerksam mache.
Auch wenn Grossverteiler rund um die Uhr frisches Brot anbieten und zu tiefen Preisen verkaufen, unterscheidet sich deren Sortiment, welches mit Billig- und Importbackwaren ergänzt ist, in wesentlichen Punkten vom Bäckereierzeugnis. Es fehlt das Erlebnis, und auch das Produkt ist nicht vergleichbar. Um aber der Situation wie bei David gegen Goliath Herr zu sein, braucht es die enorme Innovationskraft. Die Backkunst ist die Geheimwaffe, mit welcher David als Bäcker gegen den Goliath «Massenproduktion» siegreich ankämpfen kann. Nebst Nischenprodukten hat der Bäcker aber auch oft noch einen wesent­lichen Vorteil: Die rasche Bedienung. In der heutigen Zeit, in welcher die Leute schnell auf dem Arbeitsweg etwas mitnehmen wollen, kann es ihnen zu umständlich sein, in ein grösseres Geschäft zu gehen, nur um ein Sandwich zu besorgen. Auch dort kann der Bäcker, mindestens an guter Lage und mit Parkplätzen vor dem Laden, punkten. Wir Gewerbler
sind aber immer wieder gefordert, diese Marktvorteile zu suchen und zu pflegen.
Bieten wir unserer Kundschaft etwas, dann dürfen wir auch auf sie zählen. Hand aufs Herz, es will doch niemand auf die eigene Bäckerei im Dorf verzichten mit Produkten, von denen man weiss, woher sie kommen, mit viel Liebe und Herzblut zu einer Tageszeit gebacken, während der sich alle noch wohligen Träumen im warmen Bett hingeben, und dann verpackt mit freundlichen Worten über den Ladentisch gereicht.
Wer täglich etwas für seine gute Laune tun will, dem empfehle ich, am Morgen immer zuerst in eine Bäckerei zu gehen, dann geht garantiert die Sonne auf! Und dafür können wir alle einfach einmal herzlich Danke sagen!

SylviaFlückiger-Bäni

Nationalrätin SVP, Mitglied der Wirtschaftskommission WAK-N, Präsidentin Lignum – Holzwirtschaft Schweiz, Mitinhaberin und Mitglied der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrates Flückiger Holz AG in Schöftland.

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