Die Bäckerei- und Confiseriebranche befindet sich seit längerem im Umbruch: Kleine Betriebe verschwinden teilweise ganz; in gewissen Fällen werden lediglich noch die Verkaufsstellen als Filialen grösserer Unternehmen weiterbetrieben. Eine der Ursachen dafür: Die fehlende Nachfolge.
Oftmals wird das unliebsame Thema Nachfolgeregelung auf die lange Bank geschoben. Mit einer frühzeitigen Auseinandersetzung damit kann die Ausgangslage erheblich verbessert werden, so dass die Unternehmensgeschichte fortgeschrieben werden kann. Wichtig dabei sind eine ganzheitliche Betrachtung sowie ein strukturiertes Vorgehen nach einem klaren Plan. Dies ist elementar, damit die Zukunft der Firma gesichert werden kann.

«Die Übergabe eines Unternehmens ist ein Prozess, welcher strategische, aber auch emotionale Aspekte umfasst.»
Markus Koster
Die Übergabe eines Unternehmens an die nächste Generation oder an eine externe Nachfolge ist ein vielseitiger Prozess, welcher strategische, aber auch emotionale Aspekte umfasst. Insbesondere bei familieninternen Nachfolgelösungen sind emotionale Diskussionen kaum vermeidbar und stellen die Beteiligten oftmals vor grosse Schwierigkeiten. Dieser Artikel soll daher die wesentlichsten Punkte für eine erfolgreiche Nachfolgeregelung beleuchten.
Frühzeitige Planung
Eigentlich wissen es alle: Unternehmende sollten nicht warten, bis es zu spät ist, sondern beizeiten einen Plan für die Nachfolge entwickeln. Die ideale Person muss gefunden, das Wissen übertragen sowie rechtliche und steuerliche Aspekte geklärt werden. Am besten beginnt dieser Prozess etwa fünf bis zehn Jahre vor der vorgesehenen Übergabe. In dieser Zeit kann das Unternehmen auf die Veränderungen vorbereitet werden. Die Erfahrung zeigt, dass bereits in dieser Zeit eine Begleitung durch externe Fachleute wichtig ist. So können Entscheide überlegt und ohne Zeitdruck herbeiführt und ärgerliche Probleme vermieden werden.
Die richtige Wahl
Ohne Nachfolge keine Nachfolge: Entsprechend stellt die Wahl der richtigen Person den wohl wichtigsten Punkt dar. Diese kann aus den eigenen Reihen oder von ausserhalb stammen.
Bei der internen Lösung wird das Unternehmen an ein Familienmitglied oder an eine/n langjährige/n Mitarbeiter/in übergeben. Dies wird oft bevorzugt. Allerdings können familiäre und persönliche Konflikte die Übergabe erschweren, insbesondere, wenn Bedürfnisse weiterer Familienangehöriger zu berücksichtigen sind. Hier gilt es, die verschiedenen Aspekte im Kreise aller Beteiligten zu klären. Ebenso wichtig ist es, eine objektive Beurteilung der fachlichen Qualifikation der Nachfolge vorzunehmen. Es bedarf weit mehr als einer Familienzuge-hörigkeit, um ein Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen.
Entsprechend wird bei der externen Nachfolge der Betrieb an einen Dritten oder an ein externes Managementteam übergeben. Externe Lösungen bringen oft frische Ideen und neues Know-how ein, können aber auch die Firmenphilosophie und -kultur verändern. Daher ist es bei der Auswahl einer externen Nachfolge wichtig zu klären, ob und in welcher Form die bisherigen Ziele und Werte des Betriebs weitergeführt werden. In vertieften Gesprächen zeigt sich oftmals, dass dieser Punkt für die abtretende Generation äusserst wichtig ist, insbesondere was die Sicherheit der Arbeitsplätze betrifft.
Fachliche und persönliche Qualifikationen
Unabhängig davon, ob es zu einer internen oder externen Regelung kommt, müssen fachliche und persönliche Qualifikationen sowie Führungskompetenzen berücksichtigt werden. Ebenso entscheidend ist, sich mit strategischen Fragestellungen auseinandersetzen zu können.
Genauso notwendig sind aber auch persönliche Eigenschaften, um gegenüber Mitarbeitenden, Kund/innen und Geschäftspartner/innen eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen zu können.
Steuerliche und rechtliche Aspekte
Den steuerlichen und rechtlichen Aspekten wird oftmals zu wenig Beachtung geschenkt, obwohl die Folgen bedeutend sein können. Entsprechend ist es ratsam, frühzeitig steuerliche und rechtliche Beratung in Anspruch zu nehmen, um die beste Struktur für die Übergabe zu finden und mögliche Steuerbelastungen zu minimieren, respektive steuerliche Vorteile realisieren zu können.
Unternehmensbewertung und Finanzierung
Die Unternehmensbewertung muss sowohl für Verkäufer/innen als auch für Käufer/innen fair sein, damit eine nachhaltige Nachfolge möglich ist. Dabei werden die materiellen und die immateriellen Werte wie Kundenstamm oder spezielle Rezepturen berücksichtigt.
«In den meisten Fällen stellt die Finanzierung die grösste Herausforderung dar.»
Markus Koster
In den meisten Fällen stellt die Finanzierung der Nachfolge die grösste Herausforderung dar. Nebst oftmals limitierten Bankkrediten sind deshalb Darlehen von Dritten oder seitens Verkäuferschaft nötig. Diese werden über einen festgelegten Zeitraum amortisiert. Entsprechend ist eine frühzeitige und sorgfältige Finanzplanung unerlässlich.
Kommunikation und Transparenz
Während der Betriebsübergabe ist ebenfalls den nicht direkt involvierten Stakeholdern Beachtung zu schenken: Familienmitglieder, Mitarbeitende, Kund/innen und Geschäftspartner/innen dürfen während des oftmals länger dauernden Prozesses nicht im Ungewissen gelassen werden. Eine offene und transparente Kommunikation ist dabei unerlässlich, um Unsicherheiten zu vermeiden und Vertrauen zu schaffen. Insbesondere auf Seiten der Mitarbeitenden kann auf diese Weise aufwändige und kostspielige Fluktuation vermieden werden, wenn diese laufend über die geplanten Veränderungen informiert werden.
Ein kontinuierlicher Prozess
Idealerweise steht der Unternehmende auch nach der Übergabe noch als Mentor/innen zur Verfügung, um die Nachfolge bei Bedarf zu unterstützen. Entsprechend ist vielfach die Übergabe mit der Vertragsunterzeichnung nicht abgeschlossen. So kann der Nachfolger sein Unternehmen auf ein stabiles Fundament setzen.
Fazit
Die Nachfolgeregelung ist ein komplexer und vielschichtiger Prozess, der sowohl die langfristige Strategie als auch die persönliche und emotionale Ebene umfasst. Eine sorgfältige Planung und rechtzeitige Umsetzung sind entscheidend, um die Unternehmens-nachfolge erfolgreich zu gestalten. Betriebsinhaber/innen sollten sich frühzeitig mit allen relevanten Aspekten wie der Wahl der Nachfolge, der Unternehmensbewertung, steuerlichen Fragen und der Kommunikation auseinandersetzen, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten und die Zukunft der Firma zu sichern.
Markus Koster,
Geschäftsführer SBC Treuhand AG