Die Generalversammlung des Waadtländer Kantonalverbandes (ABPCV) vom 23. Juni 2025 im Schloss von La Sarraz stand ganz im Zeichen des bevorstehenden Abschieds des langjährigen Sekretärs Yves Girard. Daneben sorgten die aktuelle Diskussion um den kantonalen Mindestlohn sowie die Ehrung verdienter Mitglieder und junger Talente für weitere inhaltliche Akzente.

Nach jahrelanger Tätigkeit wird Yves Girard auf Ende Jahr in Pension gehen. Kantonalpräsident Laurent Buet lobte an der Generalversammlung den Sekretär, der immer – 7 x 24 Stunden – für seine Mitglieder da und stets guter Laune sei … «eine unglaubliche Person! Danke Yves, dass du unsere Werte unserer Berufe verteidigst», betonte Buet und fügte schmunzelnd an: «Bis Ende Jahr ist er noch für uns tätig!» Eigentlich wolle er keine Verabschiedung, meinte ein sichtlich gerührter Yves Girard. Seine Devise laute dienen und verschwinden. «Und jetzt bin ich noch im Amt.» Er dankte der Bäckerei-Confiserie-Branche für die 40 Jahre, die viel zu schnell verstrichen seien.

Der scheidende Sekretär hat nichts dem Zufall überlassen und seine Nachfolge vorbereitet. So ist die Bildung bereits vor längerer Zeit von Justine Froidevaux übernommen worden. Die Sekretariatsarbeit erledigt die FMAG (Fédération des Métiers de l’Accueil et du Goût), eine Arbeitgebervereinigung der Lebensmittelberufe, der Hotellerie und der Gastronomie (darunter auch die Bäckerei-Confiserie). Deren Direktor Roman Helfer zeigte auf, weshalb die Gründung der FMAG nötig gewesen war, und erläuterte die vier Hauptpfeiler der Organisation: Die Dienstleistungen, die Bildung, die Ökonomie und die Politik. Schliesslich gelte es, Yves Girard zu ersetzen, meinte er mit einem Augenzwinkern. Neben dem Direktor wird ein ganzes FMAG-Team im Einsatz sein: Barbara Candido, Amandine Barbey und Valentino Pavic. Ebenfalls zur Equipe zählt Justine Froidevaux. Helfer informierte, dass die Mitgliederbeiträge unverändert bleiben würden.

Yves Girard (2. von links) mit dem Team der FMAG: Direktor Roman Helfer und Justine Froidevaux (vorne), Amandine Barbey, Barbara Candido und Valentino Pavic (hinten)

Mindestlöhne

Der neue FMAG-Leiter wie auch Kantonalpräsident Laurent Buet thematisierten die Mindestlöhne und hoben die Wichtigkeit der von den Sozialpartnern ausgehandelten Gesamtarbeitsverträge hervor. Vergangene Woche hat sich der Nationalrat dafür ausgesprochen, dass sozialpartnerschaftlich vereinbarte Mindestlöhne denjenigen der Kantone vorangehen. Buet erinnerte an die verschiedenen Zusätze für die Arbeitnehmenden in unserer Branche, wie beispielsweise der Zuschlag für Nachtarbeit (Siehe Artikel «Sommersession»).

«Vaud certifié d’ici»

Der Kantonalpräsident warb an der Generalversammlung für das vergangene Woche an einer Medienkonferenz gemeinsam mit der Organisation Vaud Promotion lancierte neue Label «Vaud certifié d’ici» (Waadt hier zertifiziert). Brot aus kurzen Lieferketten und lokaler Produktion soll aufgewertet und die Wertschöpfung gefördert werden. Nächste Woche soll ein Promotionsvideo veröffentlicht werden.

Zusammenarbeit mit Agroscope

Seit 2024 arbeitet der Kantonalverband mit Agroscope zusammen, um 100 % reines Waadtländer Getreide säen zu können. Es werde anvisiert, so Laurent Buet, Mehl aus altem Waadtländischem Getreide einsetzen zu können. Ebenso erwähnte der Kantonalpräsident die Arbeiten im Zusammenhang mit dem geplanten Getreide- und Brot-Museum (Espace du blé et du pain) in Echallens. «Ein fesselndes Abenteuer», hielt Buet fest.

Neue Ehrenmitglieder

An der Generalversammlung wurden neue Ehrenmitglieder ernannt: Steven und Elisabeth Rougement von der Boulangerie Rougemont in Nyon und Pascal Favre von der Groupe Minoteries SA (GMSA), der in Rente gehen wird. Einen grossen Applaus und Worte der Anerkennung erhielt auch Christophe Ackermann (Grandson), der vergangene Woche anlässlich des SBC-Kongresses die Bäckerkrone gewonnen hat.

Zweiteilige Generalversammlung

Erstmals wurde die Generalversammlung des Kantonalverbandes zweigeteilt durchgeführt: Der offizielle, statutarische Teil fand bereits zu einem früheren Zeitpunkt statt und war ausschliesslich den Delegierten vorbehalten. Die gesellschaftliche Veranstaltung folgte am 23. Juni. Die neue Form kam gut an, sämtliche Äusserungen der angesprochenen Gäste waren positiv.

Einen Lebkuchen aus Bern für Yves Girard

SBC-Direktor Urs Wellauer-Boschung würdigte die Arbeit des Waadtländer Kantonalverbands und unterstrich die Bedeutung kantonaler Strukturen: Für regionale Anliegen sei der nationale Verband oft zu weit entfernt – hier brauche es das Engagement vor Ort. Dies würden die Waadtländer vorbildlich machen. Die politische Arbeit bezeichnete er als einer der zentralen Pfeiler der Verbandsarbeit, um die Interessen der Mitglieder auf nationaler Ebene wirkungsvoll zu vertreten. Urs Wellauer-Boschung dankte Yves Girard für die stets angenehme und konstruktive Zusammenarbeit – als kleines Zeichen des Dankes überreichte er ihm einen Lebkuchen aus dem Kanton Bern.

Der Präsident des Westschweizer Regionalverbandes, Gérard Fornerod, selbst ABPCV-Mitglied, lobte ebenfalls die starke Administration im Waadtländer Kantonalverband und er zählte die Dienstleistungen des letztes Jahr reorganisierten Westschweizer Verbandes auf. Laurent Buet meinte nach dessen Rede, dass sich «die Romandie auf einem guten Weg befinde.»

Seine Liebe zu den Produkten in unserer Branche schilderte der erste Vizepräsident des Grossen Rates des Kantons Waadt, Stéphane Montagero, in seiner Rede. Im Zusammenhang mit dem Import der Brot- und Feinbackwaren und dem neu eingeführten Waadtländer Label betonte Pascal Hottinger, Direktor der Generaldirektion für Landwirtschaft, Weinbau und Veterinärwesen, dass der Kanton Waadt die Getreidekammer der Schweiz sei und es gelte, die lokalen Produkte zu verwenden.

Ehrungen mit Benjamin Cuche

Im Anschluss an die Versammlung wurden die erfolgreichen Lernenden, die an Wettkämpfen teilgenommen hatten, sowie Mitglieder mit Jubiläumsjahren geehrt. Dabei war auch Benjamin Cuche, 2023 am SBC-Kongress zum Ambassadeur du pain et du chocolat gekürt worden. Er überreichte die Auszeichnungen auf humorvolle Weise selber.

Claudia Vernocchi

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