Stefan Schindler, Lehrperson EFZ/EBA im Berufsbildungs­zentrum Biel-Bienne, berichtet aus dem kühlen Klassenzimmer.

Es ist Januar und die Aussentemperatur liegt knapp über dem Gefrierpunkt. Ein Grossteil meiner Lernenden, hauptsächlich afrikanischer Herkunft, sitzen, in dicke Daunen­jacken eingehüllt, mit Wollmützen auf den Köpfen und vor Kälte zitternd, auf ihren Plätzen. Die «frostige» Temperatur im Zimmer kommt daher, weil ich möglichen Covid-19-Aerosolen den Kampf angesagt, und kurz vor Unterrichtsbeginn das Klassenzimmer kräftig gelüftet habe.

Eine Lernende trotzt den kühlen Temperaturen und zittert heftiger als der Rest der Klasse. Sie trägt lediglich T-Shirt, Jeans­jacke und Jeans-Hose, welche Löcher aufweisen und zu kurz sind, so dass die Fussknöchel sichtbar sind. Wegen ihren «Followers» müsse sie stehts cool und gestylt aussehen. Wenigstens sitzt eine zu den Markenkleidern passende Wollmütze auf ihrem gelockten Haarschopf.

Mir dagegen folgen keine Fans und ich trage deshalb lange Unterhosen, ein Unterhemd unter dem T-Shirt und einen dicken Pullover darüber, so dass ich wie der «Michelin»-Mann aussehe.

«Guten Morgen, seid ihr alle gesund?»
Ein wegen den Masken stark gedämpftes «gn Mrgn» kommt von der Klasse zurück. Nachdem die Lernenden endlich «Betriebstemperatur» erreicht haben, muss das Zimmer schon wieder gelüftet werden, weshalb das Zittern von Neuem beginnt. Hoffentlich wird die kühle Zimmertemperatur einen Teil des Gelernten konservieren.

Stefan Schindler ist Lehrperson EFZ/EBA der Bäcker-Konditoren-Confiseure im Berufsbildungs­zentrum BBZ Biel-Bienne

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