Ich habe schon immer gerne Brot gegessen. Aber erst in der fünften Klasse wurde mir seine Bedeutung für die Ernährung wirklich bewusst. Ein Herr hielt uns einen kleinen Vortrag, wie wichtig Kohlenhydrate als Energielieferant und zur Förderung des Muskelaufbaus sind. Nach diesem Referat, der kurz vor der Pause gehalten wurde, bekamen wir einen Flyer und ein Sandwich aus einer Znüni-Box, auf die ich natürlich schon seit der Ankunft des «Herrn des Brotes» ein Auge geworfen hatte.

Endlich eine Ausrede, um so viel Brot zu essen, wie ich wollte. Schliesslich war ich ein junges Mädchen, und um stark und gesund aufzuwachsen, musste ich viele in den Mund schieben!

Es hat mir Spass gemacht, Brotsorten auszuwählen, die ich wirklich liebe und die mich durch verschiedene Phasen meines Lebens begleitet haben. Wer weiss, vielleicht finden auch Sie Ihr Herzens-Brot!

Zwei Grundnahrungsmittel aus meiner Kindheit sind das Tessiner Brot und das Pantranvai (Anm. Redaktion Rosinenbrot). Ich bin mir sicher, dass das erstere der Star so mancher Schulpausen war. Meine und die meiner Freunde fanden oft auf einem Baum statt und bestanden aus Weggli, die aus den Küchen der Eltern gestohlen wurden, und einigen Reihen Milchschokolade. Das Pantranvai hingegen hat eine etwas merkwürdigere Geschichte … Als Kind hatte ich oft Probleme mit den Augen, und nach einem Besuch beim Augenarzt änderte sich die Art des Znünis: Ein Rosinenbrot mit Butter bestrichen – ein wahrer Festschmaus!

Das erste «fremde» Brot? Ein unvergessliches Baguette während einer Pause auf einer Autofahrt in die Camargue (F): Duftend und knusprig, gefüllt mit Brie. Und das zu einer Zeit, als das Symbol des französischen Brotlaibs in unseren Breitengraden noch nicht bekannt war!
Und was ist mit der ersten Genueser Focaccia im Alter von 24 Jahren, die sich so sehr von den runden, dicken, fettigen Focaccine unterscheidet, die ich jeweils in der Mittelschule in der Pause ass?

Aber das Wichtigste ist das erste frisch gebackene Brot, das von meinen Wurzeln mütterlicherseits erzählt: Das «englischste» Cottage Loaf, ein Brot, das aus zwei übereinanderliegenden Broten besteht und aus Südengland stammt. Das Rezept hatte ich aus einem englischen Buch, im Sommer meines 17. Lebensjahres und eine unglaubliche Langeweile, die mich mehr erdrückte als die Hitze, brachte mich dazu, in die Welt des Backens einzutauchen. Eine Welt, die mich seitdem nicht mehr losgelassen hat.

Luisa Jane Rusconi


Seit mehr als 25 Jahren kocht und backt Luisas Jane Rusconi leidenschaftlich gern. 2013 eröffnete sie einen Blog und begann, in verschiedenen Bereichen mitzuarbeiten. Sie arbeitet derzeit an der Erstellung von Inhalten für das RSI Food-Portal mit.

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