Was ist das Erfolgsrezept für ein Familienunternehmen, in welchem mehrere Generationen mitwirken? Elias Müller, Chef-Konditor-Confiseur in der Café-Konditorei Müller in Näfel, lüftet in unserer Serie «Our Future» das Geheiminis.

Immer wieder werden wir mit der Frage konfrontiert, wie sich ein Unternehmen betreiben lässt, in dem mehrere Familienmitglieder aus verschiedenen Generationen miteinander arbeiten. Für viele ist es unvorstellbar, doch genau das wird bei uns seit fast 100 Jahren (nächstes Jahr werden wir 99) gelebt. Doch was braucht es effektiv, um aus dieser Konstellation Freude statt Ärger aus der täglichen Arbeit zu schöpfen? Diese Frage haben wir den verschiedenen Beteiligten (3. Generation, 4. Generation und Mitarbeitende) gestellt und die wichtigsten Schlüsse daraus gezogen.

Sicht 3. Generation (Sepp und Herta Müller):

  • Rechtliches und finanzielles Regeln: Alle Familien Mitglieder müssen in den Prozess eingebunden werden und Ihre Zustimmung schriftlich geben. Man muss faire und umsetzbare Lösungen suchen. Ein gewisses Mass an Grosszügigkeit seitens der nicht im Betrieb eingebundenen Familienmitglieder ist die Voraussetzung.
  • Weitsicht: 2006 wagten wir nochmals einen grossen Schritt und bauten unser Geschäft komplett um. Wir wussten damals noch nicht, ob eine interne Nachfolgelösung zustande kommen wird. Manchmal braucht es Mut und Vertrauen, dass es gut kommt.
  • Gedeihen lassen: Man muss den Jungen mit ihren neuen Ideen als Coach zur Seite stehen und sie nicht bereits im Keim ersticken lassen.

Sicht 4. Generation (Simon, Jonas, Elias Müller):

  • Einsatz: Ein kleines KMU zu betreiben, gerade in unserer Branche, verlangt höchsten Einsatz. Jeder muss bereit sein, aktiv den Betrieb mitzugestalten und sich bewusst sein, dass es kein 9-5 Job ist.
  • Respekt: Der Respekt untereinander ist uns das Wichtigste, da wir nicht nur Geschäftspartner, sondern auch Familienmitglieder sind.
  • Stolz: Einerseits der Berufsstolz, aber vielmehr auch der Stolz, die Familiengeschichte weiter zu leben und mitzugestalten. Jeder von uns hatte andere berufliche Optionen, aber schlussendlich hat das Herzblut entschieden. Und als Müller FIVE verbindet uns geschäftlich und privat sehr viel.
  • Kompromissbereitschaft: Meinungsverschiedenheiten gibt es auch bei den Müller FIVE. Schlussendlich sind Lösungen, welche dem Unternehmen dienen, gefragt und die eigene Meinung muss auch mal zurückgestellt werden können.
  • Durchhaltewillen: Nicht jedes Produkt oder Projekt wird zum Erfolg, auch wenn man viel Zeit und Musse investiert hat. Genau in diesem Moment braucht es Kraft, positiv zu bleiben.

3. & 4. Generation unisono

  • Mitarbeitende: Sei es von der 3. oder 4. Generation: Der Mitarbeitende ist das höchste Gut. Motivierte Mitarbeiter, die mitdenken, hinter dem Geschäft, den Produkten und unserer Philosophie stehen können, haben entscheidenden Einfluss auf unser Bestehen.

Sicht Mitarbeitende:

  • Flache Hierarchien: Diese erlauben es, Ideen und Neuerungen schnell und unbürokratisch einzubringen und umzusetzen.
  • Wertschätzung: Ein wertschätzender Umgang zwischen den Familienmitgliedern projiziert sich auch auf die Mitarbeitenden, so dass man selbst das Gefühl hat, Teil des Ganzen zu sein und ernst genommen zu werden.
  • Kein Generationen-Neid: Es heisst nicht alt gegen jung, sondern gemeinsam das Ziel zu verfolgen, die Freude am Beruf zu leben und nicht arbeiten müssen, sondern wollen.
  • Bestimmt gibt es noch viel mehr Mosaiksteine, die das Unternehmen zusammenhalten.
  • Für uns im Müller ist es insgesamt ein Segen, gemeinsam als Familie den Betrieb weiterzuentwickeln und so auf dem Markt bestehen zu können.

Elias Müller

  • 2001 – 2004 Kochlehre; Hotel Schwert in Netstal
  • 2004 – 2005 Pâtissier; Pinte in Dättwil
  • 2005 – 2007 Konditor-Confiseur-Lehre; Café-Konditorei Müller in Näfels
  • 2008 – 2012 Hotelfachschule Luzern mit Praktiken im Victoria Jungfrau (Interlaken), Peninsula Hongkong (Front Office), Odo Luzern (Projekt-Praktikum), HSH Hongkong Island (Marketing-Praktikum)
  • Seit 2012 Mitinhaber Café-Konditorei Müller, Näfels; Weiterbildung zum Chef Konditor-Confiseur an der Richemont Fachschule Luzern, Experte für Lehrlings- wie auch Berufsprüfungen Konditor-Confiseur

Das könnte Sie auch interessieren

Regionalität weckt Emotionen – eine einzigartige Geschichte