Während vier Tagen empfing die Bäckerei-Confiserie-Fachmesse Europain in Paris Berufsleute aus der ganzen Welt. Die 45000 m2 Ausstellungsfläche wurden neu in drei Sektoren gegliedert: Ich fabriziere / Ich verkaufe / Ich verwalte. Das Handwerk kam dabei gut zum Zug und stand bei den meisten Ausstellern im Zentrum. Einen Überblick über einige Trends in dieser Ausgabe.

Die Messebesucher bekamen an der Europain in Paris Einblicke in die mögliche Zukunft der Branche. Die technologische Entwicklung und die Digitalisierung hält in der Backstube wie im Laden immer mehr Einzug. Doch dabei stehen auch das handwerkliche Fachwissen sowie traditionelle Rohstoffe und Produkte zunehmend im Vordergrund. Die industrielle Produktion war an der Messe zwar präsent, aber diskreter als in früheren Jahren.

Positive Tendenzen

Obwohl viele Betriebe mit Problemen kämpfen, haben gerade Bäckereien-Confiserien auch gute Chancen. Das bestätigte eine 2017 in fünf europäischen Ländern (Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Spanien) durchgeführte und an der Messe vorgestellte Studie. «Die Zahl der Personen, die sich ausser Haus verpflegen, ist gestiegen. Davon profitierten auch die Bäckereien», erklärte Maria Bertoch, Expertin für Ausserhausverpflegung der für die Auswertung der Umfrage verantwortlichen NPD Group. In Bäckereien-Confiserien wurde eine Umsatzspitze zwischen 12 und 13 Uhr festgestellt. Die Betriebe werden immer mehr zu Gastroanbietern. Dies zeigte sich auch an den Messeständen.

In Frankreich wurde eine zweite Verkaufsspitze zwischen 16 und 17 Uhr festgestellt. Dies hängt mit der Tradition des kleinen Nachmittagsimbisses zusammen – wegen der geografischen Nähe ein interessantes Detail für Westschweizer Bäckereien-Confiserien.

Unsere Branche ist gegenüber andern Schnellverpflegungs-Anbietern vormittags sehr stark, mittags wegen grösserer Konkurrenz schon schwächer und abends nur ein kleiner Anbieter. Maria Bertoch präzisierte jedoch, dass die Mittags- und Abendverpflegung vom Bäcker seit 2012 zugenommen hat: «Es ist interessant zu sehen, dass Greggs, eine der grössten englischen Bäckereiketten, ein Abendmenu lanciert hat.»

Bagels, Wraps und Pasta

Zu den Top-5-Produkten, die am Mittag einen Zuwachs verzeichnen, gehören Bagels, Wraps, Pasta, Salate und Burger. Lauter Produkte, die dem Budget und den Konsum­gewohnheiten der 18- bis 34-Jährigen entsprechen, die oft mit den Händen essen und wenig Zeit dafür haben. Im Trend ist aber auch die Suche nach dem echten Geschmack der Zutaten. Angesichts der Digitalisierung und sozialen Netze sieht es Bertoch dabei als beachtenswert an, dass in den USA bereits 20 % der Konsumenten mindestens eine App einer Fast-Food-Kette auf dem Smartphone haben und 60 % per App bezahlen.

Klicken, bestellen, sammeln

Wird zudem online vorausbestellt und -bezahlt, kann die Ware zum gewünschten Zeitpunkt ohne Wartezeit abgeholt werden. «Dieses System richtet sich an Unternehmen jeder Grösse», erklärte Steeve Broutin, dessen Firma Rapidle (F) solche Lösungen anbietet. Er nannte einige Voraussetzungen, damit sie gut funktionieren: «Erstens muss die Firma ihre geschäftlichen Aktivitäten weiterentwickeln wollen. Zweitens muss ihr Aktivitätsbereich dies zulassen. Und schliesslich muss die Lösung ein Bedürfnis erfüllen.»

Die Vorteile sind vielfältig: Anpassung an die Arbeitszeiten der Kundschaft, flüssigere Bedienung um die Mittagszeit, bessere Lagerbewirtschaftung, Möglichkeit der Neukundengewinnung, Erfassen zahlreicher Daten über die Kundschaft. Einen weiteren Pluspunkt vermerkte Maria Bertoch: «Man stellt fest, dass damit der Anteil Einkäufe mit Getränk um 20 % höher ist.» Für die Kundschaft von Vorteil ist die gute Angebotsübersicht und ein Auswählen der Produkte im eigenen Tempo. Die Digitalisierung dürfte den Verkauf in den nächsten Jahren weiter revolu­tionieren.

Fotos der Europain auf: www.swissbaker.ch/panissimo > Fotogalerien.

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