Über 260 Jahre existiert die Manufaktur Jakob’s Basler Leckerly. Seit etwas mehr als einem Jahr ist sie in neuen Händen. Das Basler Ehepaar Charlotte und Andreas Kuster hat sich damit einen Lebenstraum erfüllt – und es hat Grosses vor.

Beide sind sie absolute Quereinsteiger. Charlotte Kuster arbeitete als Übersetzerin in Französisch, Englisch und Italienisch, so für Coca-Cola und Betty Bossy, und Andreas Kuster war in leitender Funktion bei internationalen Firmen tätig, unter anderem acht Jahre in New York. Schon als junger Mann hatte er den Traum, einmal selbstständiger Unternehmer zu werden.

Zweijährige Suche

Vor fünf Jahren ist das Ehepaar Kuster wieder zurück in seine Heimat nach Basel gezogen. Nun war die Zeit reif, um nach einem Unternehmen Ausschau zu halten. Immer mehr wurde klar, dass es sich um eine Branche mit Produkten handeln musste, die Emotionen wecken. Die Firma musste aber auch profitabel sein und auf dem Markt Entwicklungspotenzial haben.

Zwei Jahre lang wurde intensiv gesucht. Ein Unternehmen, das Andreas Kuster damals im Auge hatte, war Jakob’s Basler Leckerly. Deren Besitzerin beabsichtigte den Betrieb zu verkaufen, denn sie hatte keine interne Familienlösung. «Es war fünf vor zwölf», erinnert sich Charlotte Kuster. «Mach es, so wirst du es nie bereuen», hatte sie ihren Ehemann ermuntert. Am 1. Januar 2017 wurden die beiden glückliche Besitzer dieses kleinen Basler Traditionshauses.

Härter als erwartet

Das vergangene Jahr war deutlich härter, als es sich das Ehepaar ausgemalt hatte. Andreas Kuster war sich Zeit- und Leistungsdruck gewohnt, leitete er doch grosse Teams von Weltkonzernen. Doch der Einstieg in dieses Business war noch ein paar Nummern grösser. Charlotte Kuster erinnert sich, dass in der Anfangsphase ein französischer Bisquitfabrikant ihr, der damals schwangeren neuen Geschäftsinhaberin sagte: «Sie kriegen gleich zwei Babys …»

«Leckerly-König»

Es gab viel zu tun. Das ehemals als «Leckerly-König» benannte Haus ist in den vergangenen Jahren praktisch in Vergessenheit geraten. Es wurde keine Werbung gemacht. Zudem wurden in der Manufaktur integriert Antiquitäten verkauft, um den Umsatz etwas aufzubessern.

«Wir müssen Jakob’s Basler Leckerly aus dem Dornröschenschlaf wecken», lautete das Ziel der beiden jungen Geschäftsleute. Das Potenzial der Produkte lag und liegt ganz klar im Premium-Segment, werden doch die Grossverteiler und Tankstellenshops durch die «Industriekonkurrenz» – so Andreas Kuster – beliefert.

Im letzten Jahr ist viel passiert: Es wurde eine neue Website erstellt mit Aufnahmen des bekannten Food-Fotografen Marco Aste. Hier können unter anderem die Produkte online bestellt werden. Ein anderer Kommunikationskanal, der erfolgreich eingesetzt wird, ist Facebook. Erst kürzlich kriegte der an der Manufaktur angegliederte Verkaufsladen eine Verjüngungskur. Die Möbel wurden nicht ersetzt, nur mit weisser Farbe übermalt, ebenso die Wände. Das Resultat ist ein erfrischender und einladender Retrostil. Nach und nach wird auch die Verpackung dem neuen Look and Feel angepasst. «Wir holen die Menschen emotional ab», betont Andreas Kuster. Mit dem einheitlichen Corporate Design werde dies unterstützt.

Über 20 % Wachstum

Der Aufwand lohnt sich. «Wir sind erfolgreich unterwegs», freut sich Andreas Kuster. Das Wachstum beträgt weit über 20 %. Neben dem Verkauf im Laden und online beliefert Jakob’s Basler Leckerly vor allem das Premium-Segment, nämlich Spezialitätenläden, Bäckereien und Confiserien sowie neu den Globus. Zudem ist man an verschiedenen Messen im Raum Basel präsent, so unter anderem an der Baselworld, der internationalen Uhren- und Schmuckmesse.

Familie und Mitarbeitende

Dieser Erfolg wäre ohne die grosse Unterstützung der Familie nicht möglich gewesen. Der Vater von Charlotte Kuster leistet beispielsweise Einsatz, wenn es Reparaturen zu erledigen gibt. Derjenige von Andreas Kuster, ein sich zur Ruhe gesetzter Anwalt und Notar – macht die Auslieferungen. «Wir ziehen alle am gleichen Strick, das ist Gold wert und ist mitunter unser Erfolgsgeheimnis!», betonen die Geschäftsleute.

Froh sind sie auch über das Engagement, die Selbstständigkeit und Kompetenz der Mitarbeitenden, zwei Bäcker und fünf Personen in der Abpackerei und im Verkauf. Charlotte Kuster kümmert sich zu Hause um die einjährige Tochter, macht Übersetzungen und unterstützt ihren Ehemann tatkräftig beim Aufbau der Manufaktur vor allem im Marketing und in der Kundenakquisition und unternimmt Kundenbesuche. «Wir ergänzen uns sehr gut», betont sie im Gespräch mit «panissimo».

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