Das Go des Bundesrates, die Cafés und Restaurants per 11. Mai wieder zu öffnen, kam sehr kurzfristig. Wie haben die SBC-Mitglieder diese erste Phase erlebt? «panissimo» hörte sich in einigen Betrieben um.

Mitte März hat der Bundesrat den Lockdown beschlossen. Unter anderem mussten Gastronomiebetriebe schliessen, während Bäckereien-Confiserien unter Berücksichtigung der Sicherheits- und Hygiene-Vorschriften Kundinnen und Kunden weiterhin bedienen konnten. Nach zwei Monaten durften Cafés und Restaurants per 11. Mai wieder geöffnet werden. Diese Entscheidung verkündete der Bundesrat sehr kurzfristig. «panissimo» erkundigte sich per E-Mail-Umfrage bei einigen SBC-Mitgliedern, wie sie diese Tage erlebt haben.

Die meisten äusserten sich glücklich darüber, das gewinntreibende Standbein wieder zurückgewonnen zu haben, auch wenn die Vorbereitungszeit hektisch war: «Es waren intensive Tage. Innert kürzester Zeit haben wir in unserer Corona-Arbeitsgruppe das vom Verband eingeleitete Schutzkonzept individualisiert. Gleichzeitig haben wir unseren Personalbedarf, unser Produktionsvolumen und unsere Café-Einrichtungen angepasst. Wir haben also intensiv organisiert und informiert», beschreibt Katharina Barmettler-Sutter, Geschäftsführerin von Sutter AG (Basel) die Phase.

Eröffnung nicht sinnvoll

Andere Betriebe entschieden sich, trotz der bundesrätlichen Erlaubnis, das Café oder Restaurant nicht zu öffnen. So zum Beispiel die Confiserie Schmid AG (Neuchâtel). «Wir hatten unsere Lokalitäten für sieben Wochen völlig geschlossen. Da sich diese im Zentrum von Neuenburg mitten in der Fussgängerzone befinden, war eine Eröffnung nicht sinnvoll», begründet Geschäftsleiter Sébastien Hegetschweiler den Entscheid. Auch bei der Bebié Konditorei-Confiserie GmbH (Luzern) blieb das Café geschlossen. «Wir wollten unserem Personal und den Kunden gerecht werden. Somit haben wir den Café-Bereich erst 6. Juni wieder geöffnet», erklärt Geschäftsinhaberin Yvonne Prudente-Bebié gegenüber «panissimo».

Verständnisvoll und froh, aber vorsichtig

Die Reaktionen der Kundinnen und Kunden seien überwiegend positiv und sie zeigten Verständnis für die neue Situation. «Die Kundschaft war, bis auf wenige Ausnahmen, sehr verständnisvoll und froh, dass sie wiederkommen konnten», berichtet Mark Brändli, Mitglied der Geschäftsleitung der Confiserie Tea-Room Brändli AG (Aarau). Einige der Befragten stellten eine positive Veränderung bei den Konsumentinnen und Konsumenten fest: Die Bevölkerung hat sich in Geduld geübt. «Unsere Kunden sind liebenswert und geduldiger als zuvor. Sie merken, dass wir grosse Anstrengungen unternommen haben, damit sie sich wohl und sicher fühlen», bestätigt Geschäftsleiter Sébastien Hegetschweiler. Nach wie vor gebe es Kundinnen und Kunden, die noch sehr vorsichtig seien und vorerst auf einen Café- oder Restaurant-Besuch verzichten.

Ausstellfläche, Renovation, neue Produkte

Die meisten befragten Mitgliederbetriebe strotzten in der Lockdown-Zeit förmlich vor Tatendrang und Innovationskraft («panissimo» berichtete in der Ausgabe Nr. 7 /8 vom 17. April darüber) und nutzten die etwas ruhigere Zeit sinnvoll. Sie tüftelten im «Bäckerei-Confiserie-Labor» neue Produkte aus, verpassten dem Café oder Restaurant ein Facelifting – sie hatten Luft für Arbeiten, die normalerweise neben dem Tagesgeschäft untergehen. «Wir hatten Zeit, neue Produkte zu entwickeln, haben den Betrieb gesamtheitlich kritisch hinterfragt und Verbesserungspotenzial gesucht», erzählt Ivan Schmidig, Beck Roman AG (Ibach SZ). Auch Rolf Jeker, Inhaber der Bäckerei Jeker (Büsserach SO), unterzog sein Café einer kleinen Renovation.

In der Osterzeit wurde der un­benutzte Café-Bereich der Bebié Konditorei-Confiserie GmbH (Luzern) beispielsweise zu einer Schoggihasen-Ausstellung umfunktioniert. Anschliessend wurden Corona-Spezialitäten eines Restaurant-Kunden angeboten.

Kampf ums Überleben

Bei anderen Mitgliederbetrieben sah es weniger rosig aus, sie kämpften ums Überleben und bewältigten nebenbei die Administrationsflut: «Kurzarbeit für alle 96 Mitarbeitenden, Covid-Kredit, Verhandlungen mit dem Vermieter, ständige Mitarbeiterinformation, Pandemieplan umgesetzt, Liquiditätsplanung, Projekte wie die «Brot-Post» endlich angegangen usw. und daneben natürlich auch schon die Wiedereröffnung der Gastronomie geplant», erzählt Samuel Lanz, Mitglied der Geschäftsleitung Café Knaus (Oensingen SO).

Erfreuliche Entwicklung

Mit dem Gewinn geht es bei den meisten Mitgliederbetrieben – wenn auch teilweise nur schleppend – wieder bergauf. «Im Ladenge-schäft hat sich der Umsatz erfreulich entwickelt, wir sind wieder auf dem Stand vor Corona. Es fehlt der Café-Umsatz, wo wir auf ungefähr 50 % vom Vorjahr sind. Das Liefergeschäft zieht allmählich wieder an», freut sich Geschäftsführer Marcel Tobler von der Zuckerbäckerei Ermatinger AG (Schaffhausen). «Die ersten Tage nach der Wiedereröffnung waren sehr schwach. Nach zwei bis drei Wochen gab es einzelne Momente, an denen der Anstoss gross war, jedoch durften wir nicht mehr Tische aufstellen», bedauert Christophe Bulliard, Boulangerie Michellod SA (Sembrancher VS).

Dank dem Coffee-to-go-Angebot, das während der Coronazeit sehr gut lief, musste die Beck Roman AG keine grossen Umsatzschwankungen in Kauf nehmen.

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