Einen Monat Englisch lernen, kombiniert mit einem Praktikum in einer Bäckerei in der pulsierenden britischen Hauptstadt London – die 20-jährige Konditor-Confiseurin Alexandra Colombo konnte von diesem Angebot profitieren und kehrte mit wertvollen Erfahrungen und unvergesslich schönen Erlebnissen zurück.

Wir treffen uns in der Nähe des Hauptbahnhof Zürich. Mittlerweile sind mehr als drei Monate seit ihrer Rückkehr aus London verstrichen. Seit Mai arbeitet Alexandra Colombo in der Bäckerei-Konditorei Vuaillat in Uster. Die junge, aufgestellte Berufsfrau beginnt zu erzählen.

Spontanangebot

Im Februar schrieb Alexandra Colombo eine Spontanbewerbung an die Bäckerei-Konditorei Vuaillat in Uster. Inhaber Martin Mayer war vom Dossier und von den Fähigkeiten der Fachfrau begeistert. Er hatte allerdings just zu diesem Zeitpunkt keine Stelle frei, wusste aber, dass er ab Mai jemanden brauchen könnte. Er schlug ihr vor, über die Orga­nisation Visite im April ein Praktikum in London zu absolvieren: Wohnen bei einer Gastfamilie. Die erste Woche Intensiv-Englischkurs und anschliessend drei Wochen Praktikum in einem Branchenbetrieb.

«Dieser Vorschlag kam für mich überraschend», erinnert sich Alexandra Colombo. Sie besprach das Vorhaben mit ihrer Mutter. «Sie motivierte mich, diesen Stage zu machen, denn dies war eine einmalige Chance.» Innerhalb einer Woche hatte Visite alles organisiert, den Flug, die Gastfamilie, die Schule und den Gastbetrieb. «Es hat alles super geklappt.»

Nun hiess es Koffer packen

Was packte sie in den Koffer? «Wenig Kleider», meint sie lachend. Selbstverständlich nahm sie ihre Berufskleider, ein Buch über London, ein Englisch-Wörterbuch, einen Stromadapter und ein paar Arbeitsutensilien mit. Am Montagmittag, 2. April, flog sie Richtung «Berufsabenteuer» ab. Sie sei «mega nervös» gewesen. Zum ersten Mal flog Alexandra Colombo alleine, und auch vorher war sie noch nicht oft in einem Flugzeug gereist. Neben ihr sass ein charmanter deutscher Passagier. Der unterhaltsame Flug nahm ihr jegliche Nervosität.

Herzlicher Empfang

Nach der Landung leistete sie sich ein Taxi, um sicher und ohne Umwege zu ihrer Gastfamilie zu gelangen. Sie wohnte in einem «mega härzigen» Häuschen in einer ruhigen Gegend etwas ausserhalb des

«Hier bin ich richtig,hier werde ich mich wohl fühlen!»


Zentrums von London. Alexandra Colombo läutete, und eine «mega liebe» Frau öffnete die Tür und umarmte sogleich die junge Schweizerin; die sofort spürte: «Hier bin ich richtig, hier werde ich mich wohl fühlen!» Die Gastfamilie, Mutter, Vater und zwei erwachsene Kinder im Alter von 19 und 21 Jahren, stammen aus Nigeria. Kein Wunder, wurde Alexandra Colombo kein typisches, meist ungeniessbares eng­lisches Fastfood vorgesetzt. Nein, «das Essen war der Hammer!», ein Mix aus nigerianisch und britisch.

Eine Woche Intensiv-Englischkurs

Am nächsten Tag fuhr sie mit dem Bus zur Schule in Greenwich, die rund eine halbe Stunde entfernt liegt. In ihrer Klasse sassen Schülerinnen und Schüler aus vielen verschiedenen Ländern. «Eine gute Klasse, es war lustig.» Zwar hatte Alexandra Colombo während ihrer normalen Schulzeit Englisch gelernt, doch in der Lehre nicht mehr angewendet. So konnte sie in dieser Woche Intensivkurs ihre Englischkenntnisse wieder auffrischen.

Croque en bouche, Eclairs

Richtig Englisch hat sie allerdings in ihrem Gastbetrieb «Boulangerie Jade» gelernt, wo mit der neuen Mitarbeiterin aus der Schweiz nur Englisch gesprochen wurde. Einzig der aus Deutschland stammende Pastry-Chef half bei sprachlichen Unklarheiten aus.

Eine Spezialität dieses Betriebs war der «Croque en bouche», ein riesiger Turm aus Windbeuteln, die mit Schokolade, Vanille usw. gefüllt und mit Caramel angeklebt werden. Viele Produkte hätten grosse Ähnlichkeit mit denjenigen in der Schweiz, erklärt Alexandra Colombo, einfach viel kalorienreicher. «Die Milch hat einen ‹mega krassen› Fettgehalt!» Die Torten sind im Aufbau in der Regel einfacher. Eine dickes Bisquit als Unterlage und eine ebensolche Schicht mit Creme sowie eine schlichte Verzierung, beispielsweise mit frischen Früchten. «Schlicht, aber ‹mega schön›!» Eine weitere Spezialität waren die Eclairs, die es in diversen Aromen gab, wie Pistazien, Schokolade oder Himbeer.

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Den vollständigen Artikel finden Sie in der «panissimo»-Druckausgabe vom 17. August 2018

Die Organisation Visite

Visite, ein eigenständiger Verein von Rotary Schweiz/Liechtenstein, organisiert Austausche für Lernende bereits seit 20 Jahren. Die Geschäftsstelle befindet sich in Uster im Kanton Zürich. Um alle Sprachregionen in der Schweiz abzudecken, verfügt Visite über weitere Kontaktstellen in der Romandie und im Tessin.

Visite wurde 1998 vom Rotary Club Uster als Programm gegen die Jugendarbeitslosigkeit gegründet. Im Kleinen wurde damals mit Austauschen begonnen, um die Einstiegschancen nach der Berufslehre mit dieser zusätzlichen Erfahrung zu erhöhen. Jährlich nahmen eine Handvoll interessierter Lernender an den Austauschen nach Prenzlau bei Berlin, der Partnerstadt von Uster, teil.

Heute sind es über 70 Lernende, die jedes Jahr in einer anderen Umgebung neue Berufs- und Lebenserfahrungen sammeln. Austausche können innerhalb der Schweiz, aber auch in Deutschland, Österreich und England absolviert werden. Als Projektträger von Movetia, der Agentur des Bundes für Austausch und Mobilität, unterstützt Visite europäische Austausche finanziell.

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