Die Freude von Angela Manser, an den SwissSkills Championships teilnehmen zu dürfen, war gross. Doch es waren einige Hürden zu überwinden, bis sie am Ende das Siegertreppchen besteigen konnte.

Vor einem Jahr war es undenkbar, mich heute Vize-Schweizer-Meisterin der Fachrichtung Konditorei-Confiserie nennen zu dürfen. Zu dieser Zeit steckte ich noch tief im QV-Stress und zweifelte stark daran, ob ich diese Prüfung mit meiner Ziel-Note (mind. 5,3) bestehen würde. Mein QV war die reinste Katastrophe (zumindest für mich). Produkte, die ich immer fehlerlos gekonnt habe, gelangen nicht. Das warf mich komplett aus der Bahn, wodurch sich natürlich noch mehr kleine Fehler einschlichen. Am Ende war ich wütend und enttäuscht.

«Die Freude war gross, als ich meine Abschlussnote erfuhr, und noch grösser wurde sie mit dem Angebot, an den SwissSkills teilnehmen zu dürfen.»

Die Hoffnung, an der Schweizer Meisterschaft teilnehmen zu dürfen, beerdigte ich also nach meinem QV. Dementsprechend gross war die Freude, als ich meine Abschlussnote (5,6) erfuhr, und noch grösser wurde sie mit dem Angebot, an den SwissSkills teilnehmen zu dürfen. Allerdings war ich mir lange nicht sicher, ob ich dieser einmaligen Chance gewachsen bin. Nach langem Überlegen entschied ich mich schliesslich für eine Teilnahme. Als Ziel setzte ich mir, es unter die bessere Hälfte der Teilnehmenden zu schaffen. Einen Podestplatz zu erreichen, war für mich ausgeschlossen.

Achterbahn der Gefühle

Motiviert, aber doch mit grossem Respekt startete ich meine Vorbereitungen, sammelte Ideen und probierte erste Rezepturen aus. Schnell kam dann auch schon der erste Dämpfer, weil meine Ideen nicht alle so umsetzbar waren, wie ich es wollte. Aber von nichts kommt nichts. Also überlegte ich mir etwas anderes – übte, übte und übte noch mehr. Allerdings kamen mir immer wieder Zweifel an mir und meinen Produkten. Aufgeben kam mir immer verlockender vor. Besonders, wenn etwas nicht so rauskam, wie ich es gedacht oder gehofft hatte. Dazu kam noch, dass ich die gesamte Zeit zu 100 % arbeitete. Meine Vorbereitung fand also in meiner Mittagspause, nach der Arbeit und am Wochenende statt. In den ersten Wochen war dies noch gut machbar, aber jeden einzelnen Tag von früh morgens bis spät abends in der Produktion zu stehen, wird mit der Zeit ziemlich anstrengend. Doch dank der super Unterstützung meiner Arbeitskolleginnen und -kollegen fand ich immer wieder Motivation, noch mehr zu investieren und durchzuhalten.

Die Glückssträhne hält an

Die Tage vergingen wie im Flug, und ehe ich mich versah, waren es nur noch wenige Tage bis zum Start des Wettkamps. Leider war ich aber überhaupt nicht zufrieden mit einigen meiner Produkte. Andererseits fehlte mir aber auch die Kraft und der Wille, noch mehr Zeit zu investieren. Ich wollte aufgeben, alles hinschmeissen, nicht teilnehmen. Glücklicherweise entschied ich mich doch dafür, nochmals eine Woche durchzuhalten. Ganz nach dem Motto «dabei sein ist alles», startete ich meinen Wettkampf. Natürlich mit der Hoffnung mein Ziel zu erreichen, jedoch ohne den Glauben daran, es tatsächlich schaffen zu können. Nach dem ersten Wettkampftag war ich so unzufrieden mit meiner Leistung, dass ich mir sicher war, es nicht in die bessere Hälfte zu schaffen. Dadurch fiel eine grosse Last von mir. Komplett ohne Erwartungen startete ich meinen zweiten Wettkampftag. Ich konzentrierte mich nur auf meine Arbeit und machte mir überhaupt keinen Druck. Und siehe da: Es klappte alles (einigermassen) so wie ich es wollte. Diese Glückssträhne hielt an und so war auch der letzte Wettkampftag ein Erfolg.

«Rückblickend bin ich froh, dass ich es durchgezogen habe. Die SwissSkills waren eine unglaubliche Erfahrung für mich.»

Dass es sogar für die Silbermedaille reichen würde, hätte ich nie gedacht. Rückblickend bin ich froh, dass ich es durchgezogen habe. Die SwissSkills waren eine unglaubliche Erfahrung für mich. Ja, es ist anstrengend und man kommt an seine Grenzen. Aber es ist trotzdem eine riesige Chance, die jede und jeder, welche /r die Möglichkeit dazu hat, nutzen sollte.

Angela Manser

2017 – 2020: Lehre als Konditorin-Confiseurin in der Confiserie Roggwiller in St. Gallen
Seit 2020: Konditorin-Confiseurin in der Confiserie Roggwiller in St. Gallen

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