Seit Herbst ist Martin Mayer Inhaber der Bäckerei Vuaillat mit einer Filiale in Uster. Er packt die Herausforderung mit grosser Leidenschaft an und will diese positiven Emotionen seinen Kunden weitergeben. Seine vielfältigen Erfahrungen im Ausland sind ihm eine wertvolle Starthilfe.

Er war sich beim Entscheid bewusst, dass grosse Aufgaben auf ihn warten werden. Doch betrachtet der ehemalige, auf internationaler Ebene erfolgreiche Leistungssportler dies auch als enorme Chance. Seine Philosophie: «Innovativ sein und gleichzeitig die Tradition wahren.»

Kein Schnellzugstempo

Martin Mayer hat die Veränderungen bewusst nicht im Schnellzugstempo angepasst. Step by step sollen diese erfolgen. Erstens habe Uster – obwohl eine Stadt – einen eher dörflichen Charakter. Zweitens wollte er zuerst seine Kundschaft richtig kennenlernen und ihre Wünsche erfahren. Drittens ist es wichtig, die Finanzen unter Kontrolle zu halten. Nicht geändert wurde der Name Vuaillat, den man in der Region kennt.

Anfang Jahr hat Martin Mayer den Laden des Hauptgeschäfts praktisch selber umgebaut. Es sei ein schöner Betrieb gewesen, betont Martin Mayer, aber seit rund 20 Jahren ist praktisch keine Renovation vorgenommen worden. Familienangehörige und Freunde haben ihn bei seinem Vorhaben unterstützt. «Ich brauchte keine Bank.»

Sortiment verkleinert

Eine Veränderung erfuhr Anfang Jahr auch das Sortiment. Das Angebot ist verkleinert und mit zusätzlichen qualitativ hochwertigen Produkten nach eigenen Rezepturen ergänzt worden. Rohstoffe bezieht der Jungunternehmer wenn immer möglich von seinem Cousin, der Salate, Beeren, Glacé, Kartoffeln und vieles mehr auf seinem Bauernhof in Illnau produziert. Die Sortimentsgestaltung war allerdings nicht ganz einfach. Für den 37-Jährigen ist es eine Gratwanderung zwischen Convenience und absoluter Notwendigkeit: «Wir sind ein Spezialgeschäft, kein Tankstellenshop.» Die Eigenleistungen und die Wirtschaftlichkeit stehen bei ihm ganz klar im Vordergrund. Der Prozess ist noch nicht beendet. Das Sortiment ist nach wie vor zu breit und muss weiter gestrafft werden, Schritt für Schritt.

Sauerteig-Rezept aus Neuseeland

Viel Freude bereitet Martin Mayer seine neue Sauerteig-Linie, deren Rezept er von seinem mehrjährigen Aufenthalt in Neuseeland übernommen und angepasst hat. Sein neuster Hit ist Sauerteigbrot mit frischen Kartoffeln oder regionalem Bier. Der Zeitaufwand für die Produktion dieses Produkts ist enorm, deshalb ist der Preis für ein halbes Kilo mit CHF 5.80 etwas höher als beim herkömmlichen Brot.

Niemand habe sich bisher darüber beschwert. «Man muss Alternativen anbieten. Das braucht Mut», davon ist Martin Mayer überzeugt. Das neue Brot sei gut angelaufen. Ob sich dieses Produkt bewährt, stelle sich erst später heraus.

Abheben von den Grossverteilern

Sein neustes Kind ist der neue Marketingauftritt, mit einem filigranen, seiner Philosophie entsprechenden Logo, einer dazu passenden Verpackung und einer komplett überarbeiteten Website mit ansprechenden, aussagekräftigen Bildern. Die neu gestaltete Verpackung hat eine klare Linie und ist schlicht. Sie soll die Philosophie von Vuaillat wiederspiegeln und nicht vom Produkt ablenken.

Kein Nachtschattengewächs

Gleichzeitig hat Martin Mayer ein neues Kassensystem in Betrieb genommen. Diese Investition lohne sich, denn: «Wenn du überleben willst, musst du deine Zahlen kennen.» Mit diesen Massnahmen und diesem Angebot will sich Martin Mayer von den Grossverteilern abheben: «Das ist unsere Chance! Bei unserem Handwerk stehen die Emotionen im Vordergrund.» Die Bilder von qualitativ hochwertigen Rohmaterialien und Produkten sprechen für sich.

Man müsse dies nur dem Kunden kommunizieren können und sich nicht hinter seiner Leidenschaft verstecken. Dies entspreche nicht unbedingt dem Wesen des Bäckers, der eher ein Nachtschattengewächs sei und zu Bett gehe, wenn die Läden ihre Türe öffnen würden. Deshalb betrachtet der engagierte Jungunternehmer den Inhalt seiner Website und den neuen Auftritt auch ein bisschen als Mission, den Beruf in ein neues Licht zu rücken.

Martin Mayer hat weitere Pläne: «Ich bin extrem offen für neue Ideen und Wege!» Da ist der Auftritt in den sozialen Medien. Die sorgfältige Überprüfung der bestehenden Rohmaterialien. Eine neue Kasse mit Bildschirm – «Ich will die Kunden sensibilisieren!» Die Renovation der Hauptverkaufsfläche der Filiale in Uster. Das Angebot von exzellentem Kaffee, den er dank seiner Barista-Ausbildung in Neuseeland anbieten kann. Und als neustes Projekt: Die Expansion nach Zürich – seit Anfang Mai beliefert Vuaillat eine neue Bäckerei in der Nähe des Zürcher Bahnhofs.

Gigathlon als nächstes Ziel

Ein grosses Ziel von Martin Mayer ist es, die Work-Life-Balance im Lot zu halten. Der Sport ist für den ehemaligen Leistungssportler – er hat 2015 an der Triathlon-WM in Wien teilgenommen – ein willkommener Ausgleich. Allerdings braucht er dazu ein Ziel: Dieses Jahr will er am Gigathlon in Zürich teilnehmen. Der Anlass findet am 8. und 9. Juli praktisch vor seiner Haustür statt.

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