Waren früher die männlichen Bäcker-Confiseure in der Überzahl, sind es heute über 80 % Frauen, die in der Produktion arbeiten, im Verkauf ist der Anteil noch um einiges höher. Immer mehr sind es auch die Frauen, welche in der Produktion eine leitende Funktion innehaben oder gar Betriebe übernehmen. «panissimo» wollte von einigen Mitgliedern wissen, wie sie die Situation Frau /Mann in unserer gewerblichen Branche beurteilen.
Wir stellten zuerst den weiblichen Branchenmitgliedern diese erste Frage:
Wie beurteilen Sie die Situation Frau /Mann in der gewerblichen Branche?
«Seit meinen Anfängen habe ich einen Wandel miterlebt: Es arbeiten immer mehr Frauen in der Produktion», so Marie Perriard. Die Neuenburgerin beobachtet, dass sich immer mehr Mädchen für eine
Bäcker-Confiseur-Ausbildung entscheiden. «Meiner Meinung nach ist es voreingenommen zu glauben, dass Frauen körperlich weniger stark oder dass Männer zum Beispiel weniger gründlich sind.» Sie ist überzeugt, dass jede Qualität direkt mit der Person und nicht mit dem Geschlecht zusammenhängt.
«In der heutigen Zeit ist die Produktion den körperlichen Voraussetzungen einer Frau angepasst», betont Barbara Richner. Zudem werde grossen Wert auf die Gleichstellung zwischen Mann und Frau gelegt. «Bestimmt ist deshalb der Frauenanteil gestiegen.» Sie ist überzeugt, dass eine gute Mischung von Frau und Mann einem Unternehmen den notwendigen Ausgleich verleiht.
Andrea Hotz beurteilt die Situation folgendermassen: «Der Frauenanteil in unserer Branche ist sehr hoch, vor allem in der Konditorei-
Confiserie-Abteilung und natürlich im Detailhandel.»
Bei Sutter Begg in Basel hält sich die Anzahl der Frauen und Männer in der Produktion mehr oder weniger die Waage, allerdings sei die Teamleitung in Männerhand, so Katharina Barmettler. «Es ist schön zu sehen, dass sich viele Frauen für dieses tolle Handwerk begeistern!» Im Verkauf sind die Frauen jedoch immer noch in der Überzahl. In der täglichen Arbeit sei «ein gesunder Mix an Frauen und Männern optimal. Denn beide Geschlechter haben eine ganz eigene Denk- und Herangehensweise, die für den Erfolg eines Unternehmens wichtig sind».
Was freut Sie besonders?
Ramona Marggi freut besonders, dass über Brot und Essen so viel gesprochen wird. «Wir versorgen Manager und Handwerker, Reiche und Arme, Jung und Alt. Bäcker-Confiseure sind in aller Munde. Das gibt ein gutes Gefühl.»
«Dass in diesem Beruf immer mehr Frauen aufblühen», stellt Marie Perriard erfreut fest. «Beerdigt diese verstaubte Idee, dass es unbedingt einen Mann braucht, um in seinem Handeln erfolgreich zu sein!» Frauen wagen es, ihre Träume zu verwirklichen und sich zu stellen. Die Herausforderung liege in der Fähigkeit, Beruf, Privatleben und Familie unter einen Hut zu bringen. Der Druck, in allen Lebensaspekten erfolgreich zu sein, sei jedoch sehr hoch. «Als ob die Wahlfreiheit und die erworbene Handlungsfähigkeit eine Verpflichtung zum Erfolg bedeuten würden», unterstreicht die Neuenburger Berufsfrau.
Barbara Richner findet, dass Teilzeitarbeit eine Bereicherung für ein Unternehmen sowie für Familien ist: «Frauen, wie vermehrt auch Männer, arbeiten Jahre nach der Ausbildung gerne auch Teilzeit. Dadurch dürfen wir in Zukunft gut geschulte Teilzeitkräfte beschäftigen.»
Auch Andrea Hotz hebt die positiven Aspekte der Teilzeitarbeit hervor und dass sich auch Männer vermehrt für eine Ausbildung im Detailhandel interessieren.
Was könnte besser sein?
Für Marie Perriard liegt das grosse Verbesserungspotenzial in der Anerkennung des Detailhandels. «Es bleibt die Vorstellung, dass jede Person im Verkauf arbeiten kann, indem sie hinter der Theke vorbeigeht und eine Schürze anzieht.»
Andrea Hotz bedauert, dass Frauen viel mehr dazu bewegt werden müssen, eine leitende Funktion zu übernehmen. «Ihr Selbstvertrauen ist meistens nicht so gross wie bei den männlichen Kollegen. Ausserdem stellen Frauen an sich selbst sehr oft hohe Ansprüche», so Hotz weiter. «Wir konnten aber in den letzten Jahren immer wieder junge Berufsfrauen ermuntern, sich mit einer Berufsprüfung weiterzubilden, um in Zukunft ein Team übernehmen zu können.» Viele Frauen würden aus familiären Gründen verzichten, Führungsaufgaben zu übernehmen. Dies sei sehr schade, denn Andrea Hotz ist überzeugt, dass es in der Branche sehr viele weibliche Führungspersönlichkeiten gibt.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ramona Marggi wünscht sich sensibilisierte Broteinkäuferinnen und -einkäufer, wertschätzende Kundschaft und immer mehr Teilnehmende an Kursen, damit diese Sensibilisierung überhaupt erlernt werden kann.
«Mein Wunsch für die Zukunft ist, dass sich die Menschen unabhängig vom Geschlecht für ihre Fähigkeiten einsetzen. Fähigkeiten vor dem Geschlecht», plädiert Marie Perriard. «Ich möchte, dass jede Person ihren Platz findet und mit Vergnügen ein leidenschaftliches Handwerk ausüben kann.»
Barbara Richner wünscht sich mehr Wertschätzung der Berufe in der Produktion wie auch im Verkauf.
Andrea Hotz hofft, dass wieder mehr Schulabgänger für die kreative und schöne Branche begeistert werden können, damit auch in Zukunft tolle Produkte mit dem nötigen Fachwissen verkauft werden können.
Und wie beurteilen die Männer die Situation Frau /Mann in der gewerblichen Branche?
Peter Signer ist überzeugt, dass die Gleichstellung von Mann und Frau in der Bäckerei-Confiserie-Branche schon lange gewährleistet ist und gelebt wird. «Die Situation in unserem Betrieb ist ganz eindeutig zu Gunsten der Frauen. 26 von 28 Mitarbeitenden sind Frauen.»
Für Jens Jung gibt es keine «Situation Frau /Mann». Ausschlaggebend sind die Qualifikation und das Engagement einer Person, diese entscheidend über die Besetzung der Arbeitsstelle. «Grundsätzlich ist die Brache attraktiv für Frauen, vielleicht weil sie nicht so sehr technisch ist», ergänzt er.
«Mischen ist wichtig!», betont Gérald Saudan. «Frauen bringen eine Art Harmonie in eine Männergruppe.» Auf der anderen Seite sei eine rein weibliche Gruppe schwieriger zu führen als eine rein männliche.
Martin Mayer stellt fest, «dass Frauen leidenschaftlicher sind als Männer».
Massimo Turuani beurteilt die Tatsache, dass in unserer Branche «die Frauen seit einigen Jahren in allen Arbeitsstellen immer mehr Fuss gefasst haben», positiv. Früher hätten sich Frauen fast nur in der Verwaltung oder im Verkauf engagiert.
Was freut Sie besonders?
Peter Signer widerspricht der oft gehörten Aussage, dass es einen «Zicken-Krieg» gibt, sobald mehrere Frauen zusammenarbeiten. «Es herrscht eine offene Kommunikationskultur und es kommt viel weniger zu Missverständnissen», lobt er.
Jens Jung freut sich darüber, dass es immer mehr ausgebildete und hochmotivierte Berufsleute gibt.
«Besonders die allgemeine Zuverlässigkeit, die man von einer Frau erwarten kann», hebt Gérald Saudan hervor. Dazu komme der Respekt vor den Rohstoffen und die besondere Sorgfalt, mit der Frauen arbeiten.
«Frauen arbeiten genauer, stellt Martin Mayer fest, exakter und mit mehr Herzblut.» Auch seien Frauen leidenschaftlicher mit dem Beruf verbunden. «Es könnte mit ein Grund sein, weil sie Teilzeit arbeiten und die Tätigkeit als Abwechslung zum Mutteralltag ausüben», so Mayer.
Was könnte besser sein?
Dass gelernte Bäckerinnen-Confiseurinnen nach dem Mutterschaftsurlaub nicht nicht wieder in den Beruf einsteigen, bedauert Peter Signer. Ebenso bekommt er mittlerweile oft zu hören, dass Bäcker-Konditor-Confiseur ein typische Frauenberufe sei. Beide Fachrichtungen seien für beide Geschlechter grossartig, «dies muss korrigiert werden!»
Jens Jung hingegen bemängelt vor allem die Infrastruktur. «Ältere Mitarbeitende werden oft ungenügend entlastet und leisten belastenden Körpereinsatz.»
Martin Mayer greift die Nachwuchs-Thematik auf. «Ich stelle fest und höre auch, dass vor allem der männliche Nachwuchs nach der Ausbildung in anderen Branchen verschwindet.» Gérald Saudan möchte die Teilzeitstellen für Frauen und Männer fördern.
Für Massimo Turuani ist es dringend nötig, die Situation im Verkauf zu verbessern. «Es tut mir leid das zu sagen, aber ich musste mehrmals feststellen, dass das Verkaufspersonal in Grossverteilern angenehmer war als dasjenige in den handwerklichen Bäckereien». Dies habe absolut nichts mit dem Fachwissen zu tun. Es gehe einzig darum, das Verhalten gegenüber dem Kunden zu verbessern. «Es reicht nicht aus, in einem handwerklichen Umfeld zu arbeiten und zu meinen, dass alles automatisch geschieht», ergänzt er.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
«Ich wünsche mir als Arbeitgeber Enthusiasmus und ein gutes Image für unsere Brache», unterstreicht Jens Jung.
Peter Signer wünscht sich, dass sich ehemalige gelernte Bäckerinnen-Confiseurinnen nach der «Mama-Pause» wieder zurück in den Berufsalltag wagen, wenn es die privaten Umstände zulassen. Sie seien darauf angewiesen, dass die Frauen den Mut haben, den Beruf weiter auszuüben. «Der Wiedereinstieg ist in unserer Branche sehr gut möglich, ganz im Gegensatz zur IT-Branche, wo sich wahrscheinlich in der Zwischenzeit die IT-Welt schon zweimal neu erfunden hat», unterstreicht Signer.
Für die Rekrutierung von Mitarbeitenden müsse ein interessantes Umfeld geschaffen werden, fordert Martin Mayer, dieses stehe und falle mit einem attraktiven Angebot.
Andrea Hotz, Geschäftsleitung Bäckerei Hotz Rust AG (ZG)

Wie beurteilen Sie die Situation Frau/Mann in unserer gewerblichen Branche?
Der Frauenanteil ist sehr hoch in unserer Branche, vor allem in der Konditorei-Confiserie-Abteilung und natürlich im Detailhandel.
Was freut Sie besonders?
Es interessieren sich auch vermehrt junge Burschen für die Ausbildung im Detailhandel. So haben bereits 2 Herren die Ausbildung im Detailhandel bei uns abgeschlossen. Im Verkauf beschäftigen die Betriebe schon lange Teilzeit-Mitarbeiterinnen. Da viele Betriebe während 7 Tage pro Woche geöffnet haben, ist es möglich, auch in der Produktion Teilzeitpensen anzubieten. So arbeiten mittlerweile 4 junge Mütter in unserem Konditoreiteam.
Was könnte besser sein?
Frauen muss man viel mehr dazu bewegen eine leitende Funktion zu übernehmen, sei es im Beruf oder auch in Verbandstätigkeiten. Ihr Selbstvertrauen ist meistens nicht so gross wie bei den männlichen Kollegen. Ausserdem stellen Frauen an sich selbst sehr oft hohe Ansprüche. Wir konnten aber in den letzten Jahren immer wieder junge Berufsleute ermuntern, sich mit einer Berufsprüfung weiterzubilden, um in Zukunft eine Teamleitung übernehmen zu können.
Viele Frauen verzichten aus familiären Gründen Führungsaufgaben zu übernehmen. Dies ist sehr schade, denn ich bin überzeugt, dass wir sehr viele weibliche Führungspersönlichkeiten in unserer Branche haben.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich hoffe sehr, dass wir wieder mehr Schulabgänger für unsere kreative und schöne Branche begeistern können, damit wir auch in Zukunft tolle Produkte mit dem nötigen Fachwissen verkaufen dürfen.
Barbara Richner, Geschäftsführerin Bäckerei-Confiserie Richner AG (AG)

Wie beurteilen Sie die Situation Frau/Mann in unserer gewerblichen Branche?
In der heutigen Zeit sind die Backstuben den körperlichen Voraussetzungen einer Frau angepasst. Zudem wird grosser Wert auf Gleichstellung zwischen Frauen und Männern gelegt. Bestimmt ist deshalb der Frauenanteil gestiegen. Ich bin jedoch überzeugt, dass eine gute Mischung von Frau und Mann einem Unternehmen den notwendigen Ausgleich gibt.
Was freut Sie besonders?
Frauen, wie vermehrt auch Männer, arbeiten Jahre nach der Ausbildung gerne auch in Teilzeit. Dadurch dürfen wir in Zukunft gut geschulte Teilzeitkräfte beschäftigen. Dies finde ich eine Bereicherung für Unternehmen und für Familien.
Was könnte besser sein? Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich würde mir mehr Wertschätzung für unsere tollen Berufe in der Produktion wie auch im Verkauf wünschen.
Katharina Barmettler, Geschäfts leitung Sutter Begg (BS)

In unserer Backstube hält sich die Anzahl Frauen und Männer mehr oder weniger die Waage, allerdings ist die Teamleitung in Männerhand. Doch ist es schön zu sehen, dass sich viele Frauen für dieses tolle Handwerk begeistern. Im Verkaufsteam sind die Frauen deutlich in der Überzahl, obwohl wir auch einige engagierte Männer im Team haben, welche sehr bereichernd sind. Nochmal anders verhält es sich in unserer Geschäftsleitung. Sutter Begg ist bereits in der 4. Generation ein Familienbetrieb, und aktuell ist die gesamte Geschäftsleitung in Frauenhand. Auch wenn dies Zufall ist, macht es uns sehr stolz. Übrigens: Sutter Begg wurde im gleichen Jahr gegründet, in dem auch der erste Weltfrauentag stattfand: 1911. Was wir in unserer täglichen Arbeit feststellen ist, dass ein gesunder Mix an Frauen und Männern optimal ist. Denn beide Geschlechter haben eine ganz eigene Denk- und Herangehensweise, die für den Erfolg eines Unternehmens wichtig sind.
Ramona Marggi, Geschäftsführerin Bäckerei «gsund» AG (SZ)

Wie beurteilen Sie die Situation Frau/Mann in unserer gewerblichen Branche?
Als Inhaberin einer Bäckerei ist es manchmal schon sehr herausfordernd, wie man Probleme löst oder anpackt. Solange die Freude zum Beruf da ist, geht alles einfacher.
Was freut Sie besonders?
Dass über Brot und Essen so viel gesprochen wird. Wir sind die Versorger von Managern, Reichen, Handwerkern, Kindern, alten Leuten. Der Bäcker ist in aller Leuten Munde. Es gibt für uns ein gutes Gefühl, dass wir gebraucht werden.
Was könnte besser sein? Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Sensibilisierte Broteinkäufer, Wertschätzende Kunden und immer mehr Teilnehmer an Kursen, damit diese Sensibilisierung überhaupt erlernt werden kann.
Jens Jung, Geschäftsführer John Baker AG (ZH)

Wie beurteilen Sie die Situation Frau/Mann in unserer gewerblichen Branche?
Für mich gibt es keine Situation. Die Qualifikation und das Engagement entscheiden über die Besetzung der Arbeitsstelle. Grundsätzlich ist die Brache attraktiv für Frauen, vielleicht weil sie nicht so sehr technisch ist.
Was freut Sie besonders?
Gut ausgebildete und hochmotivierte Berufsleute. Man findet diese immer öfters.
Was könnte besser sein?
Infrastrukturen, vor allem ältere haben oft ungenügende Arbeitserleichterungen und leisten belastenden Körpereinsatz.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Enthusiasmus, ein gutes Image unserer Brache als Arbeitgeber.
Martin Mayer, Geschäftsführer Vuaillat AG (ZH)

Wie beurteilen Sie die Situation Frau/Mann in unserer gewerblichen Branche?
Frauenlastig – weshalb? Wir stellen fest, dass Frauen leidenschaftlicher sind als Männer. In Konditorei und Bäckerei.
Was freut Sie besonders?
Frauen arbeiten exakter und leidenschaftlich. Sie sind aufgrund meiner Erfahrungen leidenschaftlicher mit Beruf verbunden. Es könnte mit ein Grund sein, dass sie Teilzeit arbeiten. Als Abwechslung zum Mutteralltag. Bei uns ist das Verhältnis in der Produktion personenmässig halb/halb.
Frauen arbeiten mehrheitlich Teilzeit, sind Mütter, flexibel einsetzbar. Sie arbeiten zum Beispiel zu 50% im Stundenlohn. Diesen Geschlechter-Mix gibt es nicht in jeder Branche.
Bei uns gibt es einen Lernenden und eine Lernende.
Was könnte besser sein?
Die ganze Thematik mit dem Nachwuchs. Das Ausbilden und Bleiben im Beruf. Ich stelle fest und höre auch, dass vor allem der männliche Nachwuchs in eine andere Branche gehen.
Dazu gibt es verschiedene Gründe: Arbeitszeiten, körperlich strenger Beruf, Lohn. Das Interesse muss stärker geweckt werden, in unserer Branche etwas zu lernen. Für die Rekrutierung muss ein interessantes Umfeld geschaffen werden – der Erfolg steht und fällt mit einem attraktiven Angebot.
Massimo Turuani, Präsident Tessiner Kantonalverband

Wie bewerten Sie die Situation von Männern und Frauen in unserer Branche?
In unserer Branche ist es erfreulich zu beobachten, dass die Frauen seit einigen Jahren in allen Bereichen immer mehr Fuss gefasst haben. In der Regel war man gewohnt, die Frauen in der Administration und vor allem im Verkauf engagiert zu sehen. Gerade jetzt auf Lehrlingsstufe wächst die Zahl der Mädchen stetig. Es freut mich besonders, dass diese jungen Frauen bei den Lehrabschlussprüfungen zu den Besten zählen. Man sollte allerdings nicht vergessen, dass die Zahl der weiblichen Fachleute nach Eintritt in die Arbeitswelt wieder zu sinken beginnt. Dies vor allem, weil einige beabsichtigen, eine Familie zu gründen.
Was gefällt Ihnen?
Besonders freue ich mich allgemein über die Zuverlässigkeit, auf die man bei einer Frau zählen kann. Auf der Ebene der Produktion gibt es einen weiteren Punkt, bei welchem die Frauen besser sind als die Männer: Beim Respekt gegenüber den Rohstoffen und besonders bei der Sorgfalt im Umgang mit ihnen. Ich halte fest, dass dies zumindest üblicherweise so ist.
Was könnte verbessert werden?
Vor allem ist es dringend notwendig, die Situation im Verkauf zu verbessern. Es tut mir leid dies zu sagen, aber ich musste einige Male feststellen, dass das Verkaufspersonal in den Grossverteilern angenehmer und zufriedener war als dasjenige in den handwerklichen Bäckereien. Dies hat absolut nichts mit dem Fachwissen zu tun. Es geht einzig darum, das Verhalten gegenüber dem Kunden zu verbessern (und dies erheblich). Es reicht nicht aus, in einem handwerklichen Umfeld zu arbeiten und zu meinen, dass dies alles automatisch geschehe. Meiner Meinung nach ist das die Wunde, die auch heute noch gefährlich offen ist.
Peter Signer, Geschäftsführer Sig- ner Bäckerei-Konditorei-Café (GR)

Wie beurteilen Sie die Situation Frau/Mann in unserer gewerblichen Branche?
Die Situation in unserem Betrieb entwickelt sich ganz eindeutig zu Gunsten der Frauen. 26 von 28 sind Frauen – eine Quotenregelung zu Gunsten der Männer wird es in nächster Zukunft wohl nicht geben ????. Das ist aber kein Problem, da die Gleichstellung von Mann und Frau auf unseren Berufen schon lange gewährleistet ist und gelebt wird.
Was freut Sie besonders?
Dass es ein falsches Bild ist, dass sobald mehrere Frauen zusammen arbeiten ein «Zicken-Krieg» ausgelöst wird – dem muss und darf ich wiedersprechen. Herrscht eine offene Kommunikationskultur, so ist es für alle viel einfacher und es kommt nicht oder zu viel weniger Missverständnissen.
Was könnte besser sein?
Die Reaktivierung von gelernten Bäckerinnen-Confiseurinnen, die die «Mama-Pause» vorbei haben. Ebenso bekommt man mittlerweile zu hören, dass Bäcker-Konditor-Confiseur ein «Frauenberuf» ist. Das müsste soweit korrigiert werden, dass es für beide Geschlechter ein toller Beruf ist.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Dass sich ehemalige gelernte Bäckerinnen-Confiseurinnen nach der «Mama-Pause» wieder zurück in den Berufsalltag wagen, wenn es die privaten Umstände zulassen. Dadurch, dass die meisten Frauen bei der Heirat den Namen wechseln, verlieren wir sie und können dadurch nicht proaktiv auf sie zugehen. Wir sind darauf angewiesen, dass sie den Mut haben sich zu melden. Der Wiedereinstieg ist in unserer Branche sehr gut möglich, ganz im Gegensatz zur IT-Branche, wo sich wahrscheinlich in der Zwischenzeit die IT-Welt schon zweimal neu erfunden hat.
In Zukunft werden die Wiedereinsteigerinnen ob Voll- oder Teilzeit ein wichtiges Mitarbeitersegment werden.