Für Cédric Pilloud, Bronzemedaillen-Gewinner am Weltcup der Patisserie und Mitbegründer des Swiss Team Pastry Club, ist eine gute Kommunikation wesentlich. Die Handwerker sollten sich von den Industriellen, den Fachspezialisten inspirieren lassen. «Der Kunde muss wissen, warum er zu seinem Handwerker gehen soll.»

Die ganze Welt liebt das Schöne, das Gute … Aber meistens leider auch das «nicht Teure». Diese Tat­sache hilft nicht unbedingt dem gewerblichen Anbieter. Dieser muss gegen Industrielle kämpfen, die ihre Bemühungen verdoppeln, um ein Maximum an Kunden für ihr «neues grosses Produktesortiment zu erschwinglichen Preisen» zu gewinnen. Haben Sie die schöne Werbung der Lebensmittelindustrie gesehen? Die Sätze ausgezeichnet zu ihrem Vorteil formuliert – wie beispielsweise: «Frisch aus dem Steinofen», «Teigruhezeit von sechs Stunden», «100 % reine Butter», «Produkte aus der Region», «von Hand produziert».

Verfälschte Wahrheit

Diese Slogans sind mit dem Ziel kreiert worden, dass der Kunde denkt, dass es noch besser sei als beim Handwerksbetrieb. Das ist komplett falsch!

Alle Handwerker, oder fast alle, benutzen Steinöfen. Ihre Brote sind demnach auf Stein gebacken. Dasselbe für die Teigführung: Die Mehrheit der Handwerker lassen den Teig am Vortag rund zwölf Stunden ruhen, bevor sie ihr Brot backen – das Doppelte der Ruhezeit bei der industriellen Produktion. Einige Handwerker lassen den Teig sogar zwischen 12 und 36 Stunden ruhen. Doch leider gibt es nur wenige, die dies hervorheben, indem sie kommunizieren über ihre Produkte, ihre Leidenschaft, den guten Geschmack und ihr Know-how.

Kommunizieren wir!

Es gab eine Zeit, als die Industriebetriebe das Gewerbe kopierten. Heute ist es an uns, das Gleiche zu tun, jedenfalls bei einem Teil. Es geht darum, weder unsere Qualität noch unser Fachwissen aufzugeben, aber darum, so zu kommunizieren wie die Industriellen. Diese grossen Fabriken haben die Macht, Marketing-Profis um sich zu haben. Klar, das ist nicht für alle erschwinglich. Lassen wir uns deshalb von ihrem Wissen inspirieren, um uns auf dem ersten Rang zu positionieren: Stellen wir unsere regionalen Spezialitäten in den Vordergrund, unsere lokalen Produzenten (Müller, Käser, Hersteller von Couverturen …). Wir sollten nicht nur in unseren Läden kommunizieren, aber auch in den sozialen Medien. Die Kundschaft muss wissen, dass die Handwerker ihre Produkte und die Rohstoffe noch mehr wertschätzen als die Industriellen.

Cédric Pilloud

  • 2007– 2010: Lehre bei Guignard Dessert in Orbe (VD).
  • 2011– 2017: Chefposten in Paris (F), Melbourne (AUS) und in der Schweiz.
  • 2014: Teilnahme am Wettbewerb um den nächsten grossen Patissier auf France 2.
  • 2017: Dritter Rang an der Patisserie-WM in Lyon (F).
  • Ab 2017: Chef-Patissier bei Eric Vuissoz in Ste-Croix (VD)

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