Im Herbst 2022 ist Verkauf 2022+ gestartet worden. An der Chefexpertinnentagung für den Detailhandel in Yverdon-les-Bains (VD) stand die Schulung der Expert*innen (PEX) im Zentrum. Weitere Themen waren u.a. das QV, die SwissSkills und die Nachwuchskampagne des SBC.

Für die ersten Qualifikationsverfahren (QV) nach neuer Grundbildung Verkauf 2022+ werden aktuell die Kurse für die Prüfungsexpertinnen geplant.

Markus Zimmerli, Mitglied der neu gegründeten Fachkommission praktische Prüfungen (FaKoPP) betonte, dass man sich bei der Eidgenössischen Hochschule für Bildung (EHB) stark für einen zweitägigen Kurs eingesetzt habe. Denn viele Expert*innen hätten seit Jahren keine Refresh-Trainings mehr besuchen können. Der erste Kurs für die Expert*innen soll im zweiten Semester 2023 durchgeführt werden, zwei weitere im ersten Semester 2024. Die Experten*innen werden sobald möglich von den Chefexpertinnen über die Weiterbildungsmöglichkeiten informiert.

Als erstes werden nun die Mastertrainer*innen (Lisa Frunz, Andrea Wehren und Marie Perriard sowie Mastertrainer Sébastien Knecht (Leiter der Fachschule Richemont in Yverdon) geschult, welche die Kurse zusammen mit dem EHB organisieren und durchführen werden.

Eine besondere Herausforderung für die Chefexpertinnen wird das QV 2024, da dort gleichzeitig QVs mit dem neuen (EBA) und alten Modell (EFZ) stattfinden werden. Die Einsatzplanung wird deshalb noch wichtiger werden.  

Über das neue QV im Detailhandel ist ein Video produziert worden:
Video…»

Konvink seit August im Einsatz

Mit dem Start von Verkauf 2022+ sind auch die neuen digitalen Lernmedien mit der integrierten Lerndokumentation im Einsatz: Konvink. Die Lernenden, die Betriebe und die Berufsfachschulen haben mit der elektronischen BDS-Lerndokumentation und den BDS-Lernmedien alle Grundlagen für die betriebliche und schulische Ausbildung zentral auf einer Plattform zur Verfügung. Konvink wird ständig weiterentwickelt. Als nächstes wird es ein Cockpit für Berufsbildner*innen geben, das sie bei der Planung und Beurteilung unterstützen wird. So sollen u.a. die Bildungsberichte, die jedes Semester erstellt werden müssen, als PDF im Konvink gespeichert werden können, ebenso die Probezeitgespräche.  
Konkvink

Zusätzliche Kurse

Für die Berufsbildner*innen in den Betrieben sind Schulungen durchgeführt worden. Sollte in den Kantonen noch Bedarf nach weiteren Kursen bestehen, so werden Markus Zimmerli und Sébastien Knecht gerne die fehlenden Informationen vermitteln. Interessierte können sich bei ihren Chefexpert*innen melden.

Berufsschulen in der Pflicht

Viele Berufsfachschulen haben die grosse Herausforderung vom Systemwechsel und den neuen Lernmedien angenommen, so Markus Zimmerli. Sie hätten sich zusammengeschlossen und seriös auf den Unterrichtsstart «August 2022» vorbereitet. Leider sei dies nicht überall der Fall gewesen, bedauerte der Branchenmann. An der Tagung wurde auf die Gefahr hingewiesen, dass gewisse Schulen andere Lehrmittel von einem anderen Verlag verwenden könnten bzw. es bereits tun. «Wir sind als Branche gefordert, Gegensteuer zu geben. Es kann nicht sein, dass Fachlehrer*innen das ganze System untergraben. Das ist inakzeptabel!», unterstrich Andrea Wehren, Chefexpertin Bern-Solothurn. Denn dies könnte für die Betriebe und die Lernenden bedeuten, dass sie noch zusätzlich Geld ausgeben müssten, ergänzte Markus Zimmerli. «Zudem ist es ein gewisses Rosinenpicken, da der Verlag nur eine deutsche Version geplant hat und so eine schweizweit gleiche Ausbildung verunmöglicht wird.»

Unerfreuliche Situation

«Es harzt», begann Marie Perriard, Verantwortliche für den Detailhandel in der Romandie, ihren Bericht. In Neuenburg gibt es nur zwei Erstlehrjahrlernende, obwohl mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung gestanden wären. Zudem gebe es immer weniger Berufsbildner*innen und Expert*innen. Die zwei Lernenden hätten sich noch nicht mit Konvink befasst. Marie Perriard unterstützt die Ausbildungsbetriebe bestmöglich.

Eine ähnliche Situation herrsche in der Region Bern-Solothurn, erklärte Andrea Wehren. Sie wies zudem auf die Problematik des Nachteilsausgleichs hin. Diese würden in grossem Masse zunehmen. «Hier müssen Lösungen gefunden werden, welche die Umsetzung für die QV-Planung möglich machen.» Von Erfolg gekrönt war die Veranstaltung für die Berufsbildner*innen in der Region Bern-Solothurn, an der neben dem Input-Referat vom berühmten Behindertensportler Heinz Frei als Gastreferent, ein reger Austausch an diversen Marktständen gepflegt wurde.

Überbetriebliche Kurse (ÜK)

Monika Wick (Kommission Grundbildung und Chefexpertin) berichtete einerseits aus Sicht der ÜK-Referentin und der Berufsbildnerin: «Es ist wirklich alles neu in den ÜK, von den Lehrmitteln bis hin zu den Abläufen.» So werde beispielsweise in Tischgruppen unterrichtet und nicht mehr vor Stuhlreihen. Die Vorbereitung sei auch für die Referent*innen herausfordernd, das Unterrichten hingegen einfacher, wenn auch intensiv. Während den Unterrichtsstunden müssen die Lernenden selbst aktiv werden und möglichst selbstständig arbeiten, alleine und in Gruppen. Der ganze Unterricht ist nicht wie bisher auf Theorievermittlung aufgebaut, sondern soll die Handlungskompetenzen der künftigen Branchenleute fördern.

Als Berufsbildnerin sei es wichtig, stets à-jour zu bleiben. Auch dies sei eine grosse Herausforderung. «Ich habe viel gelernt und werde diesen Weg weiter beschreiten.»

«Wie die Lernenden und die Betreibe dem neuen üK umgegangen sind, ist toll!»

Monika Wick

Positive Feedbacks von den Lernenden

Monika Wick äusserte sich sehr erfreut über die Betriebe und die Lernenden: «Wie sie mit dem neuen üK umgegangen sind, ist toll!» Auch Muriel Jacob, verantwortlich für den Detailhandel Romandie an der Richemont Fachschule, konnte Positives berichten. Die Lernenden seien motiviert. Dies unterstrich auch Marie-Anna Schmidiger. Sie hat ebenfalls positive Feedbacks von den Auszubildenden, der Unterricht sei «sehr cool und abwechslungsreich. Besonders hervorgehoben wurden die schönen Flipcharts» (die Lernenden haben diese in ihrem Lehrmittel eingefügt). Alle waren sich aber einig, dass die Lernenden unbedingt die Unterstützung der Berufsbildner*innen benötigten.

QV 2023

Für das Qualifikationsverfahren 2023 gibt es keine Änderungen. Noch hat Bildung Detailhandel Schweiz BDS die Termine für die praktischen Prüfungen nicht bekannt geben können (einzelne Kantone haben sich noch nicht festgelegt). Die Prüfungsvorbereitungs-Workshops in der Richemont Fachschule für Lernende finden für die Deutschschweiz am 6. März und für die Romandie am 16. März statt.

2022 hat die Schweizerische Prüfungskommission (SPK) Stichproben bei den QVs in der Bäckerei-Confiserie gemacht, vier in der Deutschschweiz, zwei in der Romandie. Die SPK gab für unsere Branche eine ausgezeichnete Note ab. «Ein herzliches Dankeschön an alle Expertinnen für die tolle Arbeit», freute sich Lisa Frunz, Verantwortliche Detailhandel beim Schweizerischen Bäcker-Confiseurmeiser-Verbandes SBC.

Erfolgreiche Swiss Skills

Marie-Anna Schmidiger hielt an der Tagung einen Rückblick auf die erfolgreichen branchenübergreifenden Schweizermeisterschaften, die Swiss Skills, die im vergangenen September in Bern stattgefunden haben. Die Kandidatinnen im Detailhandel seien mit viel Engagement und Motivation dabei gewesen. «Die Freude war spürbar. Wir haben talentierte Fachkräfte in unserer Branche!», freute sich Marie-Anna Schmidiger. Mit Léane Plumey (Ausbildungsbetrieb Roelli Sarl Porrentruy) wurde eine würdige Schweizermeisterin gekürt. Den zweiten Rang belegte Jasmin Zimmermann (Christen Beck Buochs) und den dritten Cindy Segessemann (Bäckerei-Konditorei Mohn Sulgen). Das Juryteam mit Lisa Frunz, Daniela Fässler, Monika Wick und Margrit Saudan hätte ausgezeichnete Arbeit geleistet und fair bewertet.

Die nächsten branchenübergreifenden Swiss Skills finden 2025 statt. Damit der Jahrgang QV 2023 ebenfalls die Möglichkeit zur Teilnahme an Schweizermeisterschaften hat, beschloss der SBC 2023, vom 21. bis 23. November, an der Richemont Fachschule in Luzern die internen Schweizer Meisterschaften durchzuführen. Der Info- und Teamtag für die Nominierten ist obligatorisch und wird am 31. August bzw. am 1. September stattfinden.

Margrit Saudan äusserte den Wunsch, dass in Zukunft die Ausstelltische der Teilnehmenden künftig länger als nur eine Stunde für die Besuchenden zu bewundern sind, was bisher aus organisatorischen Gründen (Transport der Ware durch die Teilnehmenden) nicht möglich war. Als Alternative schlug Andrea Wehren vor, die Ausstelltische zu fotografieren und diese als Wertschätzung gegenüber den Kandidatinnen zu präsentieren.

Die Teilnehmenden der Chefexpertinnentagung

Gemeinsamer Einsatz der Romandie

Lorena Mohn, Ostschweizer Chefexpertin, wies auf die zum Teil fehlende Unterstützung der Swiss Skills-Teilnehmenden durch die Betriebe hin, die beispielsweise das Material selbst berappen mussten. Markus Zimmerli erwähnte das Coaching, das die Richemont Fachschule ab 2023 wieder anbietet, und Marie Perriard nannte lobend den gemeinsamen Support der Romandie für die einzige welsche Kandidatin und Schweizermeisterin Léane Plumey. Ihr aktueller Arbeitgeber, die boulangerie Taillens in Crans Montana (VS), hat sie bei der Vorbereitung auf den Wettkampf stark unterstützt. Der Kanton Jura habe die Kandidatur mit CHF 3000 subventioniert, «vielleicht als Input für andere Kantone». Für Léane Plumey sei diese Teilnahme eine «geniale Erfahrung» gewesen.

Neue Kurse im Detailhandel

Frischer Wind im Detailhandel an der Richemont Fachschule: Neben Lisa Ghio und Muriel Jacob ist seit 2022 Monika Bösch im Einsatz. Ihr gemeinsamer Wunsch: «Den Detailhandel in allen Bereichen zu unterstützen. Die Herausforderung ist gross!» Schritt für Schritt wollen sie das Erfolgsziel erreichen. Erste sind unternommen worden. So wird neu ein mehrtägiges Führungsmodul für Filialleiter*innen angeboten. Kursstart ist für die Deutschschweiz Ende Mai, in der Romandie ist er für 2024 vorgesehen.

Ein wichtiger Bestandteil im Detailhandel sind die dezentralen Weiterbildungskurse. «Wir kommen in die Betriebe», so Muriel Jacob. Für die Mitglieder des Schweizerischen Bäcker-Confiseurmeister-Verbandes SBC und deren Mitarbeitenden gibt es dank Subventionen aus AVE-Geldern und Vollzugskostenbeiträgen namhafte Preisreduktionen für zahlreiche Kurse.

Erfa-Tagung Detailhandel

Am Montag, 24. April findet von 9.30 bis 15.30 Uhr die erste Erfa-Tagung Detailhandel in der Richemont Fachschule statt. «Wir wollen den Verkauf zukunftstauglich, attraktiver und sichtbar machen», erklärte Muriel Jacob und Lorena Mohn ergänzte, dass nicht nur die Chefinnen eingeladen seien, sondern auch die Kaderleute. «Von ihnen gibt es viele Inputs!».  
Informationen und Anmeldung…»

Erfolgreiche Berufsprüfungsabsolventinnen

Mit berechtigtem Stolz berichtete Lisa Frunz, dass alle acht Absolventinnen der diesjährigen Berufsprüfung aus dem Detailhandel ihre Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen haben. Chefexpertin Yvonne Prudente ist eine dieser erfolgreichen Berufsfrauen. Ihre Abschlussarbeit im Prüfungsfach «Marketing & Kommunikation» galt dem in ihrer Confiserie Bebié in Luzern neu eingeführten «Vegan-Praliné». Sie verteilte die köstlichen «Versucherlis» und zeigte ihre Abschlussarbeit.

Lisa Frunz informierte aus dem Zentralvorstand sowie über ihre Tätigkeit. Sie wird sich am kommenden Kongress wieder für zwei Jahre als Vertreterin des Detailhandels im ZV zur Wahl stellen, was mit Applaus von den Teilnehmenden begrüsst wurde.

Themen waren an der Tagung zudem unter anderem der Genusskalender, die Lancierung des Labels Schweizer Brot, die Dreikönigs- und die Nachwuchskampagne. Die Teilnehmenden wurden aufgefordert, diese aktiv zu unterstützen.

Claudia Vernocchi/ Markus Zimmerli

Das könnte Sie auch interessieren

Post von der Paritätischen Kommission Bäcker-Confiseure (pkbc)

Gemeinsam die Zukunft des Verkaufs gestalten