Regula Minder ist auf einem Bauernhof aufgewachsen und seit 34 Jahren in der Gastronomie tätig. Der «Brotbacktag» ist eine ihrer stärksten Kindheitserinnerungen und hat ihr Verhältnis zum Brot bis heute geprägt.

Die Liebe zum Brot hat mir meine Mutter geschenkt. Ich bin auf einem Bauernhof gross geworden, und das Brot kam bei uns, stets selbst gemacht, aus dem eigenen Holzbackofen. Der Duft von frisch gebackenem Brot hat mich also durch meine Kindheit begleitet. Und wenn es nach der himmlischen Anke-Züpfe aus dem Holzbackofen roch, wussten wir: das wird ein Freudentag!

Meine Mutter knetete alles von Hand, mit Hingabe und in aller Ruhe. Diese Arbeit hatte etwas Sinnliches – das war sicher mit ein Grund, weshalb das Brot so fantastisch schmeckte.

Wenn meine Mutter am frühen Morgen, wir waren alle noch verschlafen im Bett, den Teig in der grossen Holzmulde gemischt hatte, duftete es schon im ganzen Haus nach frischer Hefe und Mehl. Das Kneten war eine kraftvolle Arbeit, meine Mutter knetete alles von Hand, mit Hingabe und in aller Ruhe. Diese Arbeit hatte etwas Sinnliches – das war sicher mit ein Grund, weshalb das Brot so fantastisch schmeckte.
Wenn meine Mutter die Brotlaibe dann aus dem Ofen holte, musste sie aufpassen, dass wir sechs Kinder nicht jedes frische Brot anknabberten – die Verführung war gross.
Noch heute liebe ich es, ab und zu selbst ein Brot zu backen. Dann erinnere ich mich wieder an all die Gerüche und an die spezielle Atmosphäre, die in unserer Kindheit während des Backtages zu spüren war.Es war eine aufwändige Arbeit, den grossen Holzbackofen einzuheizen. So wurde das Feuer genutzt, und es wurden nach dem Brot meistens gleich auch noch saftige Früchtekuchen gebacken. Die assen wir dann zu Mittag – herrlich war das!
Der Brotbacktag ist eine meiner stärksten Kindheitserinnerungen und hat mein Verhältnis zum Brot bis heute geprägt. Im Restaurant Waldheim versuche ich meinen Gästen etwas vom Zauber des Brotbacktags meiner Mutter weiterzugeben. Unser Brot kommt immer frisch aus der Holzofenbäckerei in Vechigen (BE). Es wird aus feinem Biomehl und in Handarbeit zubereitet. Unsere Gäste dürfen so ein frisches, regionales und herzhaftes Produkt geniessen, das mit Hingabe und Respekt hergestellt wurde.

Diese Haltung des Respekts und der Hingabe pflegen wir im Restaurant Waldheim gegenüber all unseren Produkten. Wir verwerten Qualitätsprodukte aus der Region, mit kurzen Transportwegen, aus nachhaltigem Anbau von Menschen, die unter sozial guten Bedingungen arbeiten können. Wir haben eine Verantwortung der Welt und unseren Kindern gegenüber. Diese Verantwortung möchte ich nicht nur privat, sondern ganz speziell auch meinen Gästen gegenüber wahrnehmen.
In der gegenwärtigen Corona-Krise steht das Brot mehr denn je für ganz vieles, das in unserer hektischen und durchgetackteten Welt im Laufe der Zeit etwas verloren­gegangen scheint. Es steht für Zusammengehörigkeit, Gemeinsamkeit, die Düfte der Kindheit, das Teilen und für den Glanz der kleinen und einfachen Dinge.
Nach der Krise werde vieles anders sein, wird da und dort geschrieben und gesagt. Das Brot begleitet den Menschen schon seit Tausenden von Jahren, es wird auch nach Corona auf unseren Tischen sein. Mehr denn je.

Die 56-jährige Regula Minder ist seit 34 Jahren in der Gastronomie tätig. Das Restaurant Waldheim führt sie seit 15 Jahren. In ihrer Freizeit beschäftigt sich die leidenschaftliche Köchin mit Yoga, Lesen und Wandern.

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