Der gebürtige Appenzeller Bruno Dörig schwärmt für feines Brot – zum Beispiel jenes, das Landbäckereien auf dem St. Galler Wochenmarkt anbieten. Und er hat ein kleines, feines Buch als Lob aufs Brot verfasst.

Der 77-jährige Ostschweizer Bruno Dörig ist seit seiner Kindheit von Brot und vom Brotbacken fasziniert.

Vom pensionierten Lehrer und Verlagsleiter Bruno Dörig erschien zu Beginn der Coronakrise das kleine, gehaltvolle Buch «Brot-Zeiten». «Das Echo auf mein kleines Buch ist sehr gross. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass in der Coronazeit viele wieder angefangen haben, selbst Brot zu backen», schrieb der Verfasser dem «panissimo» in einer Mail. Im nachfolgenden Interview gibt Bruno Dörig einen Einblick in seine Begeisterung für Brot und die Reaktionen auf sein Buch.

Ein Ende Februar in der «Appenzeller Zeitung» erschienenes Porträt zeigt, dass, sie schon seit der Kindheit und später in Ihrer eigenen Familie gerne Brot gebacken haben. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?
Ich habe bald mal gemerkt, dass es zwar theoretisch nicht so schwierig ist, aber in der Praxis einiges mitspielt, was man gerne vergisst. Ich muss mir Zeit nehmen, es mit Freude tun und gute Gedanken in den Teig kneten, dann wird das Brot besser. Der Teig müsse sich anfühlen wie ein Ohrläppchen, meinte ein Kollege. Daran halte ich mich.

Wenn Sie nicht selbst backen: Was erwarten Sie von einem guten Brot und wo finden Sie dieses?
Ich freue mich, wenn im Quartier oder im Dorf noch eine Bäckerei steht, am besten mit einer Familientradition und wo man einander kennt. Ich gehe gern auf Wochenmärkte, wo man oft Brot findet, das gut schmeckt und lange frisch bleibt. Und wo man mit den Brotverkäufern ins Gespräch kommt.

Was hat Sie dazu motiviert, als einstiger Lehrer und Verlagsleiter mit «Brot-Zeiten» ein Buch zu verfassen, das die Bedeutung und den Wert von Brot hervorhebt?
Es ist die Einsicht, dass Brot nicht ein Lebensmittel unter anderen ist, sondern eine umfassendere Bedeutung hat. Das zeigt sich etwa in der Sprache («kleine Brötchen backen»). Ich habe noch von meiner Mutter gelernt, dass man mit dem Brot achtsam umgeht. Das soll so bleiben.

Wie war das Echo auf Ihr Buch?
Das Echo war überwältigend. Viele erzählten mir, was ihnen Brot bedeutet. Oder dass Brotbacken mit Kindern eine gute Erfahrung ist und mithilft, gutes Brot zu schätzen. Einige erzählten mir, dass sie gern ein gutes Brot zusammen mit

«Viele Reaktionen stimmen mich zuversichtlich, dass man dem Brot wieder mehr Aufmerksamkeit schenkt.»

meinem Büchlein mitbringen,
wenn sie bei jemandem eingeladen sind. Viele Reaktionen stimmen mich zuversichtlich, dass man dem Brot wieder mehr Aufmerksamkeit schenkt. Das hat ja auch die Corona­zeit gezeigt.

Sie haben schon zahlreiche Lesungen gehalten, einige sogar in Bäckereien. Wie nimmt das Publikum die Geschichten auf?
Das Schöne dabei ist, dass viele gerne eigene Brotgeschichten erzählen. Auffällig ist auch, dass ich von Bäckerinnen und Bäckern höre, die ihren Beruf mit viel Engagement

«Man bekommt im Bäckerladen nicht nur Brot, sondern auch ein gutes Wort mit auf den Weg.»

und Kreativität ausüben. Und dass es dabei auch richtige Originale gibt. Man bekomme im Bäcker­laden dann nicht nur Brot, sondern auch ein gutes Wort mit auf den Weg. Darum gehe man gerne hin. Das verstehe ich sofort, ich bin selbst in einem Dorfladen aufgewachsen …

Sie wohnen mit Ihrer Ehefrau seit zehn Jahren in St. Gallen und haben dort auch schon «Brot-Spaziergänge» durch die Stadt angeboten. Wie laufen diese ab?
Wir besuchen Orte in der Stadt, die mit Brot zu tun haben, aktuell und historisch. Das zeigt sich etwa in einer Pfister- oder Multergasse. Ich zeige Fotos von Kornfeldern, die man während des zweiten Welt­krieges in Pärken angelegt hat. Auch am aktuellen Angebot von Brot und Backwaren bin ich interessiert. Wir besuchen die Äss-Bar mit einem Angebot «frisch von gestern» …

Haben Sie einen besonderen Wunsch an die Schweizer Bäckereien-Confiserien?
Ich weiss zwar, dass es nicht so leicht ist, aber ich wünsche mir Bäckereien, die ein eigenes Profil haben. Damit meine ich nicht nur ein besonderes Angebot, das auch. Aber noch wichtiger sind mir Bäcker und

«Ich wünsche mir Bäckereien, die ein eigenes Profil haben.»

Bäckerinnen aus Fleisch und Blut, die nicht nur verkaufen wollen, sondern die ihre Kundschaft schätzen und auch mal Zeit haben für einen kleinen Schwatz. Und ein Hoch auf alle Familienbetriebe, die durchhalten!

Drei kurze Beispiele aus «Brot-Zeiten»

Der Geruch des Brotes ist der Duft aller Düfte. Er ist der Urduft unseres irdischen Lebens, der Duft der Harmonie, des Friedens und der Heimat.
Jaroslav Seifert

Brot essen ist keine Kunst, aber Brot backen.
Deutsches Sprichwort

Fast ein Gebet

Wir haben ein Dach
Und Brot im Fach
Und Wasser im Haus
Da hält man’s aus.
Und wir haben es warm
Und wir haben ein Bett.
O Gott, dass doch jeder Das alles hätt‘!
Reiner Kunze

Brot-Zeiten

Das 42-seitige, liebevoll bebilderte Buch mit dem Untertitel «Was wir brauchen, um zu leben» enthält zahlreiche kurze Geschichten, Gedichte, Anekdoten und Zitate zur ganzheitlichen Bedeutung von Brot und ist quasi eine Liebeserklärung an ein Produkt, das mehr ist als ein Grundnahrungsmittel. Mit dem festen Einband und dem Format von 12,5 x 19,5 cm ist die Publikation äusserlich als ein Geschenkband konzipiert. Verlag Eschbach, CHF 14.90, ISBN 978-3-86917-765-6.

Bruno Dörig

Bruno Dörig ist 1943 geboren und im Appenzellischen aufgewachsen. Nach Studien in Freiburg, Luzern und Perugia (I) hat er als Lehrer und Seminarleiter gearbeitet, einen kleinen Buchverlag geleitet sowie Publikationen zu Literatur und Spiritualität verfasst. Er wohnt mit seiner Ehefrau Vreni in St. Gallen; sie haben zwei Söhne und zwei Enkel. Seit vielen Jahren sammelt Bruno Dörig Geschichten zum Thema Brot. Eine Auswahl davon ist nun in seinem Buch «Brot-Zeiten» erschienen.

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