Wettkämpferin Nina Vogel: Sich mit anderen Berufsleuten messen, unter Zeitdruck seine eigenen Produkte herstellen und an einem fremden Arbeitsort produzieren. Wo liegt der Reiz? Weshalb tut man sich diesen Stress an? Warum verdienen solche Anlässe Unterstützung? Diese und ähnliche Fragen bekam ich unzählige Male gestellt.

Ich durfte bereits zwei Mal an den SwissSkills in den Fachrichtungen Bäckerei-Konditorei und Konditorei-Confiserie und am internationalen Wettbewerb für junge Bäcker in Lyon teilnehmen. Das bedeutet eine intensive Vorbereitung von mehreren Monaten, in der im Alltag und im Kopf nicht viel Platz für Anderes bleibt. Da liegt die Frage nach dem Sinn für dieses Engagement und die stressigen Umstände auf der Hand.

Eine reizvolle Herausforderung oder sogar ein Nervenkitzel ist für einige das Bungy Jumping, für andere ein Marathonlauf. Es kann aber auch ein Berufswettkampf sein. Obwohl diese vielleicht wesentlich weniger aufwändig wären, ist die Chance, an einer Berufsmeisterschaft mitzumachen, definitiv schwieriger und deshalb eine Teilnahme seltener. Denn diese führt unter anderem über die Qualifikation des Lehrabschlussresultates.

Nina Vogel an der EM der Bäckerjugend in Lyon.

Ein Lernprozess

Mir gefällt es, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen, Produkte selber zu kreieren, Materialien auszuprobieren, neuen Techniken zu erlernen und zu versuchen das Thema bestmöglich umzusetzen. Aus den auf dem Weg gemachten Fehlern lernt man sich zu verbessern und sein handwerkliches Geschick zu vervollständigen. Man beschäftigt sich intensiv damit, wie die Anforderungen optimal umgesetzt werden können und wie die Produktion effizienter gestaltet werden kann, auch an einem fremden Arbeitsort. Man lernt auch seine persönlichen Grenzen besser kennen.

Wie im Spitzensport

Es ist eigentlich wie im Spitzensport – einfach auf beruflicher Ebene. Man wird belastbarer und lernt auf ungewöhnliche Situationen, wie sie ebenfalls im Arbeitsalltag auftreten, zu reagieren. Auch der Austausch mit Berufskolleginnen und -kollegen und daraus entstandene Freundschaften sind toll. Da das Niveau heute sehr hoch ist, entscheidet am Wettkampf die Tagesform und wer am besten mit dem Druck umgehen kann.

Für mich ging es nicht ums Gewinnen. Mein Ziel war es immer, mein Bestes zu geben und mit mir selbst und dem Geschaffenen zufrieden zu sein.

Ausgezeichnetes Aushängeschild

Bleibt noch die Frage, wieso Arbeitgeber, Mitarbeitende, Freunde und die Familie solche Anlässe unterstützen sollen. Ich finde neben den persönlichen Erfahrungen eines Kandidaten ist es auch ein ausgezeichnetes Aushängeschild für unseren Beruf und den jeweiligen Betrieb. Dank der hohen Medienpräsenz können wir ebenso ausserhalb der Branche für unser wunderschönes und kreatives Handwerk werben. Wir können unseren Kunden zeigen, dass unser Beruf mehr beinhaltet als «Gipfeli biegen» und früh aufstehen. Dies finde ich gerade für die jüngere Generation, die sich in der Berufswahl befindet, und deren Familien sehr wichtig.

Nina Vogel, Maienfeld

– 2012–2015 Grundbildung Bäcker-Konditorin bei Signer in Zizers

– 11. 2015 Silbermedaille an den SwissSkills in Genf

– 1. 2017 Goldmedaille an der Junioren-WM der Bäcker in Lyon (F)

– 2016–2017 Zusatzausbildung Fachrichtung Confiserie bei Maron in Chur

– 11. 2017 Goldmedaille an den SwissSkills in Luzern

– Momentaner Arbeitsort: Signer, Zizers

Das könnte Sie auch interessieren

SwissSkills: hohes Niveau und lauter Sieger

Die Zweisprachigkeit im Verkauf: Erlebnis verkaufen