Das Cafe Gschwend mit Hauptsitz an der Goliathgasse in St. Gallen kennt keinen Fachkräftemangel. «Panissimo» hat versucht, die Essenz für diesen Erfolg aus Wisi Signer, Ausbildungsverantwortlicher und Mitinhaber, herauszukitzeln.
Wenn in einer Bäckerei-Confiserie das Thema Nachwuchs angeschnitten wird, legen sich häufig Sorgenfalten auf die Gesichter. Nicht wenige Stellen sind aktuell ausgeschrieben und auch die Gesamtanzahl an Lehrabschlüssen geht jährlich zurück. Der Passion von Wisi Signer, Ausbildungsverantwortlicher und Mitinhaber vom Cafe Gschwend in St. Gallen, kann die Problematik aber nichts anhaben. Ausser vielleicht der Umstand, dass er zurzeit zu viele Jugendliche hat, die sich für eine Berufsbildung beim Cafe Gschwend interessieren.
Lehrbetrieb Gschwend
Im Mittelpunkt steht für Wisi Signer die Motivation: «Das Ziel ist es, die Freude am Beruf zu erfahren.» Es nütze der Branche nicht viel, exzellente Fachkräfte auszubilden, welche die Branche bald wieder verlassen – sei es für den akademischen Pfad oder einen anderen Beruf. «Jedes Jahr nach der Lehre ist eine Wertschätzung gegenüber dem Lehrbetrieb», findet der Berufsbildner. Denn heute hätten junge Leute viele Möglichkeiten und Optionen offen, obwohl die Branche in seinen Augen weiterhin relevant sei: «Der Weg zum Spezialisten ist, wie auch das Handwerk, nach wie vor gefragt.»
Moana Hengartner (hinten) 1. Lehrjahr Bäckerei-Konditorei: «Wisi setzt sich sehr für uns ein. Wir dürfen vor dem Abschluss entscheiden, ob wir die Zusatzausbildung Konditorei-Confiserie anhängen wollen.»
Rebecca Iten, (Mitte) 1. Lehrjahr Bäckerei-Konditorei: «Als Bäckerin-Konditorin werde ich ein halbes Jahr in der Confiserie arbeiten, Wisi meint nach Wunsch vielleicht auch länger.»
Myriam Iten (vorne), Bäckerin-Konditorin, seit zwei Jahren bei Gschwend: «Der Zusammenhalt bei Gschwend ist dank den gemeinsamen Anlässen besonders stark.»
«Darum sind wir ein Ausbildungsbetrieb und werden es auch bleiben», begründet der Ausbildungsverantwortliche sein Engagement und fügt an: «Wir brauchen Menschen mit Herzblut für das Praktische.» Deshalb suche er immer jene Jugendliche, die in die Firma und das Team passen. «Wenn diese jungen Menschen etwas wollen, ist der Hintergrund egal, sie geben ihr Bestes.»
«Wenn diese jungen Menschen etwas wollen, ist der Hintergrund egal, sie geben ihr Bestes.»
Wisi Signer
Das Delegieren von Aufgaben fällt Wisi Signer nicht schwer. Besonders das Übernehmen von Verantwortung wird schon früh gelehrt: «Im dritten Lehrjahr erwarten wir, dass jüngere Lernende instruiert werden können», erzählt er weiter. Üblicherweise ist der Berufsbildungskurs so auch der erste Schritt nach der Ausbildung. Keine grosse Sache für jemanden, der seit einem Jahr jüngere Kolleg/innen und Schnuppernde anlernt. Aus diesem Grund sind beim Besuch von «Panissimo» in der Backstube je eine Berufsbildnerin, ein Berufsbildner, eine Mitarbeiterin sowie sieben Auszubildende vor Ort. Und der Altersdurchschnitt im Team ist mit knapp 20 Jahren bemerkenswert tief – nur der Chef reisst etwas gegen oben aus …
Alle sind willkommen
Der Ausbildungsverantwortliche Wisi Signer versucht, sich an folgende Grundsätze zu halten:
Sommerjobs werden immer angeboten, auch wenn kein Bedarf besteht. Seine Philosophie: «Wer in jungen Jahren arbeiten will, soll arbeiten können.» Der Stundenlohn beträgt das Alter.
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«Alle Schüler/innen dürfen jederzeit eine Schnupper-
lehre machen kommen», betont der Branchenmann. Über ein Onlineformular können sich Interessierte einfach anmelden. «Im besten Fall werden Lernende, ansonsten gute Botschafter/innen gewonnen.»
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«Am Zukunftstag sind alle Kinder willkommen.» Damit werden unzählige junge Personen begeistert, «auch wenn es turbulente Tage sind.»
Was bringts?
Gemäss Auskunft der Stadt St. Gallen hat Wisi Signer seit 1995 141 Lernende in den Berufen Detailhandels-assistent/in und Detailhandelsfachfrau/-mann, Bäcker/in-Konditor/in und Konditor/in-Confiseur/in (EFZ und EBA) ausgebildet!
… Lesen Sie den ganzen Artikel im «Panissimo» vom 28. Juni 2024
Diego Schwerzmann