Jörg Heierli, der gelernte Bäcker-Konditor, Patissier und Koch, der mit seinem Fahrrad durch Afrika reist, ist in Lubango (Angola) angelangt. Doch der Schein der modernen Welt trügt.

Hallo allerseits

Ich bin mittlerweile in Lubango, Angola, und schon bald in Namibia, wo ich ziemlich lange unterwegs sein werde. Mittlerweile gibt es praktisch keinen Gegenstand in meiner Ausrüstung mehr, der nicht irgendwie kaputt ist. Beim Zelt musste ich den Reissverschluss auf einer Seite zunähen, meine tolle Schlafmatte ist jetzt eine Luftmatratze mit Blümchenmuster, und mein Laptop schreibt auch nur noch, was er gerade will. Leider fehlt mir das Geld, um meine Ausrüstung zu ersetzen. Hier in Angola kriege ich die meisten westlichen Produkte. Nur halt nicht immer das, was ich gerade ersetzen müsste.
Das Land hat sich seit dem Krieg erstaunlich gut erholt. Aber diese Welt, in der alles verfügbar ist, ist hier nur für die Reichen zugänglich. Hinter den Kulissen, in den Seitengassen der schön renovierten Kolonialbauten und der modernen Hochhäuser, kommt dann doch die Realität zum Vorschein: das Well­blech und die Lehmhütten der Armen.

Der scheinbare Fortschritt des Landes ist nur für die Vermögenden, alle anderen müssen schauen, wie sie zurechtkommen. Und ich? Ich lebe zwischendrin. Mein Zelt steht im Yachtclub von Luanda, wo sich die Reichen treffen. Allerdings schlafe ich hier im Zelt unter einem aufgebockten Schiff. Ich gehe in die Supermärkte – unerschwinglich für die normalen Leute –, aber auch ich kann mir hier nur das Billigste leisten. Aber was soll’s. Ich habe einen Platz zum Schlafen, etwas zu Essen und bin glücklich, wenn ich meine Kleidung waschen kann und meinen Frieden habe. Und die Angolaner, egal ob arm oder reich, machen das Bild mit ihrer freundlichen Art komplett.

Liebe Grüsse aus dem fernen Afrika und bis zum nächsten Mal.

Euer Jörg Heierli

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