Herausforderungen für die Bäcker- und Confiseurbranche: Markus Koster, Geschäftsführer der SBC Treuhand AG über die wirtschaftliche Lage in der Bäckerei-Confiseriebranche und über die kaufmännischen und finanziellen Brennpunkte im Speziellen.
Die wirtschaftliche Lage in der Schweizer Bäckerei- und Confiseriebranche bleibt auch 2025 anspruchsvoll. Die Betriebe bewegen sich in einem Spannungsfeld aus anhaltend hohen Kosten, begrenzten Preisspiel-räumen, Investitionsbedarf und geopolitischer Unsicherheit. Besonders stark betroffen sind die kaufmännischen und finanziellen Bereiche, in denen sich kurzfristige Entwicklungen mit langfristigen Strukturfragen überlagern.
Hohe Preise belasten nach wie vor
Nach wie vor belastet das erhöhte Preisniveau bei Rohstoffen und Energie den betrieblichen Alltag. Auch wenn sich die Energiepreise in manchen Regionen wieder leicht entspannt haben, verharren sie in anderen Landesteilen immer noch auf hohem Niveau. Gleichzeitig zeigen sich die Rohstoffkosten stabil bis steigend – eine Situation, die bei stagnierendem Umsatz den Bruttoerfolg empfindlich schmälert. Preiserhöhungen können im hart umkämpften Markt nur begrenzt durchgesetzt werden, da Konsumentinnen und Konsumenten zunehmend preisbewusst agieren.
Steigender Personalaufwand
Der Fachkräftemangel ist ein zentrales Problem: Gute Mitarbeitende sind schwer zu finden und noch schwerer zu halten. Dies führt zu einem anhaltenden Lohnauftrieb, der durch die Anpassungen im Gesamtarbeitsvertrag weiter verstärkt wird – etwa durch höhere Mindestlöhne und neue Zuschlagsregelungen. Besonders kleinere Betriebe mit engen Margen geraten dadurch unter Druck, da der Personalaufwand einen zunehmend grösseren Anteil am Gesamterfolg beansprucht.
Investitionsdruck nimmt zu
Weiter nimmt der Investitionsdruck zu. Viele Unternehmen müssen in die Erneuerung ihrer Infrastruktur investieren – etwa in energiesparende Kälteanlagen, moderne, effiziente Produktionsgeräte oder in zeitgemässe Ladenlokale. Auch Automatisierung und Digitalisierung in einzelnen Teilprozessen werden zunehmend relevant, um die Abhängigkeit vom Personal zu reduzieren und Betriebskosten zu optimieren. Diese Investitionen sind notwendig, aber kapitalintensiv. Da die Eigenmittel vieler Betriebe begrenzt sind, werden solche Vorhaben oftmals über Leasing oder Fremdfinanzierung realisiert – was sich direkt auf Liquidität und Kapitalstruktur auswirkt. Etwas Entlastung bringt dabei das aktuell sinkende Zinsniveau: Die jüngsten Senkungen des Leitzinses schaffen Spielraum für günstigere Kreditkonditionen. Dennoch bleiben viele Betriebe vorsichtig, da die wirtschaftlichen Perspektiven und die Konsumneigung weiterhin unsicher sind.
Zusätzliche Planungsunsicherheiten
Auch geopolitische Risiken rücken wieder stärker ins Blickfeld. Nebst den Unruhen in Osteuropa stehen aktuell mögliche Zollerhöhungen als protektionistische Massnahmen im Raum. Dies bedeutet für die Schweizer Bäckerei- und Confiseriebranche, welche in hohem Masse auf den Import von Rohstoffen angewiesen ist eine zusätzliche Planungsunsicherheit. Steigende Zölle, Handelskonflikte oder verschärfte Einfuhrbedingungen könnten sich negativ auf Einkaufspreise, Verfügbarkeiten und Lieferzeiten auswirken – mit direkten betriebswirtschaftlichen Konsequenzen für Produktion und Kalkulation.
Ein zusätzlicher Belastungsfaktor ist die wirtschaftliche Nachfolgefähigkeit vieler Betriebe. Während sich eine Generation von Inhaberinnen und Inhabern dem Ruhestand nähert, sind die Voraussetzungen für eine tragfähige Übergabe oft nicht gegeben. Geringe Rentabilität, fehlende Eigenmittel, unklare Kennzahlen oder ungenügende Investitionsbereitschaft erschweren sowohl familieninterne Nachfolgelösungen als auch externe Verkäufe.
Insgesamt verlangt die aktuelle Situation ein hohes Mass an betriebswirtschaftlichem Verständnis und strategischer Führung. Wer kaufmännische Strukturen konsequent stärkt, die Kosten im Griff behält, gezielt investiert und sich aktiv mit Nachfolge, Digitalisierung im betrieblichen Sinn und Marktentwicklung auseinandersetzt, kann seine Position im Markt langfristig sichern. Gleichzeitig wird es für viele Betriebe entscheidend sein, nicht nur operativ zu reagieren, sondern auch wirtschaftspolitische Entwicklungen frühzeitig in ihre Planung einzubeziehen.
In jeder Herausforderung liegt eine Chance
Dabei zeigt sich: Es gibt zahlreiche Unternehmen in der Branche, die diese Herausforderungen mit Umsicht und Tatkraft angehen. Sie investieren gezielt, bauen ihre Fachkompetenz aus und setzen vermehrt auf durchdachte, kreative Sortimentsgestaltung. Mit handwerklicher Qualität, regionaler Verankerung und innovativen Produkten gelingt es ihnen, sich vom Wettbewerb abzuheben und die Kundschaft zu begeistern – auch in schwierigen Zeiten. Diese Beispiele zeigen, dass sich Mut zur Veränderung, strategisches Denken und unternehmerische Leidenschaft auszahlen können – und dass in jeder Herausforderung auch eine Chance liegt.
Markus Koster, Geschäftsführer SBC Treuhand AG