Das vergangene Jahr war für die innovative und engagierte Nidwaldner Unternehmerin Regina Gut ein aussergewöhnliches: Noch nie war sie erfolgreicher, aber auch geforderter. «2024 hatte einen guten Flow», sagt sie rückblickend. Der Erfolgsweg von Gut’s Genuss begann im Frühjahr mit der Aufnahme in die Zunft zur Pfistern und erreichte mit der Nominierung für die Bäckerkrone einen weiteren Höhepunkt. Ein Blick zurück auf bemerkenswerte Monate …

Im Mai 2024 wurden erstmals Frauen in die Zunft zur Pfistern in Luzern aufgenommen. Darunter befand sich auch Regina Gut. «Meisterzünftlerin», postete sie mit berechtigtem Stolz in den Social Media. Ein weiterer Meilenstein war die Qualifikation für das Bäckerkrone-Finale am Kongress des Schweizerischen Bäcker-Confiseurmeister-Verbandes SBC im Juni 2024. Weshalb? In Gut’s Genuss in Wolfenschiessen (NW) wird nicht nur gebacken, sondern auch gewurstet. Die Produkte sind mehrfach ausgezeichnet worden.

Gratulationsschreiben von der Regierung

An der Preisverleihung waren viele ihrer Mitarbeitenden mit dem firmentypischen grünen Poloshirt anwesend. «Es ist das Team, das mich trägt», erklärt Regina Gut beim «Panissimo»-Besuch am Hauptsitz in Wolfenschiessen. Die Bäckerkrone gewann die Piratenbäckerei in Gontenschwil (AG). Gemeinsam dem Toggenburger Brothandwerk in Neu St. Johann (SG) belegte der Nidwaldner Betrieb den Ehrenplatz. «Ich habe nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen», unterstreicht sie weiter. Sie habe viel Wertschätzung aus der Branche und der Region erfahren. Kund/innen seien mit Blumen aufgetaucht und von der Nidwaldner Regierung habe sie ein Gratulationsschreiben erhalten. Zudem war die Auszeichnung in den regionalen Medien ein Thema. Auf Social Media hat Regina Gut den Podestplatz verkünden und zahlreiche Reaktionen erhalten.

Die Jurymitglieder der Bäckerkrone haben sich im Gästebuch eingetragen.

Weitere Erfolgspunkte

Das war allerdings erst der Beginn der Erfolgsgeschichte: Die initiative Unternehmerin wurde ausserdem zur Präsidentin des Ob- und Nidwaldner Bäcker-Confiseure gewählt, war Mitbegründerin des Gütesiegels chornwald.ch mit, trat dem Verwaltungsrat der Kornmühle Sachseln bei und gewann an der Swiss Bakery Trophy in Bulle zahlreiche Medaillen. Im November krönte sie ihre Leistungen mit Gold für das Engelberger Dinkelbrot beim «Alp’24», dem International Alpine Food Contest.

Eine neue Filiale mit Café

Damit nicht genug. Im Sommer übernahm sie nach nur zwei Monaten Vorbereitungszeit eine Bäckerei mit Café in Engelberg und verdoppelte so die Mitarbeitendenzahl. Regina Gut blickt auf einen intensive Zeit zurück, die einiges von ihr und ihrem Team abverlangt hat. Doch der Einsatz hat sich gelohnt: «Es ist gut gegangen – dies dank meinen Mitarbeitenden!»

Herzblut und Engagement

Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr. Regina Gut vereint fundiertes Fachwissen – sie ist Marketingfachfrau und hat die Höhere Fachprüfung (HFP) erfolgreich abgeschlossen – mit unternehmerischem Geist, Engagement und Begeisterung für ihre Arbeit. Die Basis ihres Erfolgs fasst sie treffend auf der Firmenwebseite zusammen: «Wir stellen alle Produkte mit viel Fleiss und Herzblut von Hand her.»

Doch für Gut zählt vor allem der Einsatz. «Man muss <schaffä>», betont die Branchenfrau. «Von nichts kommt nichts!» Was man in den Betrieb investiere, komme irgendwann zurück – die Frage sei nur, wann. Dabei sei es wichtig, den Mut zu haben, einen neue Wege zu beschreiten, denn die Mitbewerber würden nicht schlafen.

Sortiment gestrafft

Als Regina Gut 2017 den Betrieb in Wolfenschiessen übernahm, stellte sie mutig die Weichen für die Zukunft: Der Laden bot zuvor sowohl Bäckerei- als auch Handelsprodukte an. Gut straffte das Sortiment und legte den Schwerpunkt klar auf die Bäckerei und Café. «Ich habe aufgeräumt und eliminiert. Es braucht einen guten Mix und ein Angebot, das genau auf den Kundenkreis abgestimmt ist», erklärt sie.

Imageförderung mit Social Media

Auch auf digitale Kanäle setzt die Unternehmerin bewusst: «Facebook und vor allem Instagram sind wichtige Botschafter.» Als Beispiel nennt sie ihren kürzlichen Post mit Weihnachtsguezlis, der für grosse Resonanz sorgte: «Da ist die Post abgegangen und der Verkauf stieg rasant an.» Auch betreffend Image seien diese Plattformen nicht zu unterschätzen. Sie erhält Blindbewerbungen und hat keine Schwierigkeiten, Lernende zu finden.

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist ihre Verbindung zur Jugend: Schülerinnen und Schüler können in Gut’s Genuss ihr Sackgeld verdienen. Statt nach Schulschluss eine Stunde auf den Bus zu warten, helfen einige in die Bäckerei aus, waschen Kisten oder stechen Spitzbuben aus. Diese Möglichkeit, früh praktische Erfahrungen zu sammeln, trägt nicht nur zur Nachwuchsförderung bei, sondern stärkt auch die Bindung zur Region.

Welches ist für Regina Gut die grösste Herausforderung? «Die Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu sichern», antwortet sie spontan. Als Ausgleich betreibt sie Sport und das mit Leidenschaft: Im Frühjahr wird sie am Engadin Skimarathon teilnehmen. Gerade in der Freizeit schöpft sie Inspiration und sammelt viele neue Ideen.   

Und ihr Wunsch an die Branche? «Schauen Sie zu Ihren Leuten. Es ist immer noch die schönste Branche, die es gibt!», sagt sie mit Überzeugung.

Claudia Vernocchi


Gut’s Genuss

  • Gegründet: 2011 (Metzgerei), 2017 (Bäckerei)
  • Verkaufsstandorte: Wolfenschiessen (Hauptsitz + Produktion), Dallenwil, Engelberg (mit Café)
  • Märkte: Luzern (Samstag), Stans und Engelberg (saisonal)
  • Spezialitäten: Nidwaldner Kilbikrapfen, Sauerteigbrot, Nidwaldner Kuhfladen, Engelfügeli (neu), Engelberger Dinkelbrot, Nidwaldner Änis, Chili Burebratwurst
  • Angebot: Brot- und Backwaren, Konditorei, Confiserie, Wurstwaren, Catering
  • Grün: Regina Guts Lieblingsfarbe und Firmenfarbe
  • Anzahl Mitarbeitende: 35, davon nur 7 100% Pensen.
  • Anzahl Lernende: 2 in Backstube (1. + 2. LJ), 1 ab 2025 im Verkauf

guts-genuss.ch

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