Die Schweiz ist bekanntlich reich an Früchten und die Destillation von eben diesen hat eine lange Tradition. Trotzdem haben Fruchtbrände bis heute ein verstaubtes Image, viele bringen diese Destillate mit dem Landleben, Bauern und alten Menschen in Verbindung.
Da ich auf dem Land aufgewachsen bin, sieht es bei mir nicht anders aus. Bei Familienfeiern wurde nach dem Essen häufig eine Flasche Fruchtbrand, oftmals selbstgebrannt, auf den Tisch gestellt oder es wurden «Kaffee-Lutz oder -Fertig» gemacht.
Aber Fruchtbrände können für weit mehr als das eingesetzt werden. In den letzten Jahren haben viele grosse und bekannte Destillerien daran gearbeitet, das Image zu «verjüngen» und ihre Produkte damit einem breiteren Publikum schmackhaft zu machen. Einige Destillerien haben Produkte kreiert, die explizit für den Einsatz in Cocktails gedacht sind.
Trotz allen Bemühungen stehen Fruchtbrände aber immer noch im Schatten von Gin, Whisky und Co., jedoch implementieren immer mehr Bars rund um den Globus Fruchtbrände in ihren Drinks.
Fruchtbrände sind mittlerweile eine meiner liebsten Zutaten beim Kreieren von neuen Drinks, denn so gut wie kein anderes Destillat bringt so intensive und komplexe Aromen mit.
Dadurch braucht man oft eine kleinere Menge im Vergleich zu anderen Spirituosen, wodurch sich wiederum der hohe Preis gut einkalkulieren lässt. Zudem kommen immer mehr Produkte mit einem tieferen Alkoholgehalt auf den Markt, was den Einsatz für Low ABV Drinks vereinfacht.
Ich hoffe, dass Fruchtbrände in Zukunft noch mehr beachtet und verwendet werden und sie ihr verstaubet Image ganz abschütteln können.
Rebekka Salzmann
Rebekka Anna Salzmann ist 32 Jahre alt und seit rund acht Jahren als Bartender tätig. Ursprünglich kommt sie aus Thun (BE), nach fünf Jahren in Basel lebt und arbeitet sie nun seit rund vier Monaten in Berlin (D). 2019 wurde ihr der Titel als «Newcomer of the Year 2020» bei den Mixology Bar Awards verliehen.