Die Mitarbeitenden standen am letzten Treffen der ERFA-Gruppe crea♀ im Zentrum. Mitarbeiterqualifikation und -gespräch wurden offen diskutiert. «panissimo» war als Gast dabei…

Nach einer längeren corona-bedingten Pause trafen sich die Mitglieder der ERFA-Gruppe crea♀ zu einem weiteren inspirierenden Event in Luzern. Die erfahrene HR-Fachfrau Carole Morellon (H₂K Personal) erklärte kompetent und anschaulich die wichtigsten Kommunikationsprozesse, gab den einen oder anderen Ratschlag und analysierte Beispiele, die in der Diskussionsrunde vorgetragen worden waren.

Zuhören statt sofort antworten

«Man muss Menschen mögen», zitierte die Referentin die «4 M» – «der wichtigste Punkt für ein erfolgreiches Gespräch mit Mitarbeitenden.» Bei den meisten Führungsinstrumenten sei die Kommunikation, das Reden, das A und O. Es gelte primär zuzuhören, statt zu antworten, «zuhören ist viel anstrengender, als sofort eine Antwort zu geben». Der ideale Vorgesetzte, die ideale Vorgesetzte sollte eine Vorbildfunktion einnehmen, sollte echt, transparent und begeisterungsfähig sowie ein Fels in der Brandung sein. Denn: «Da kommen Wogen und Wellen und Ihr steht da, ruhig, sicher und fassbar.»

Keine Pflichtübung

Carole Morellon warnte davor, die Jahresgespräche als reine Pflichtübung abzuhaken. Sie seien wichtig, da werde Bilanz gezogen, gebe es Wertschätzung und der oder die Mitarbeitende könne Vorschläge einbringen. Neben einem Rückblick, der Stimmung im Team und im Unternehmen sowie den Vorschlägen der Mitarbeitenden sollte der Blick in die Zukunft der entscheidende Punkt in einem Jahresgespräch sein. Der oder die Vorgesetzte müsse dabei Perspektiven bieten können. «Die Diskussion muss offen und fair, immer wohlwollend und konstruktiv sowie auch fördernd sein. Und: Der oder die Mitarbeitende sollte den Raum motiviert verlassen.»

Die St. Galler Unternehmerin wies auf die Wichtigkeit hin, dass alle Mitarbeitenden in die gleiche, die richtige Richtung ziehen. Die Mitarbeitendengespräche seien wertvolle Wegweiser. «Es geht darum, die Angestellten dazu zu motivieren. Was nützt es, wenn ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin mit Vollgas arbeitet, aber den falschen Weg einschlägt. Der Nutzen ist trotz grossem Aufwand gering.»

Die eigene Kommunikation verstehen

Am Anlass wurden ebenfalls Fragen erörtert wie: Wer führt die Mit­arbeitergespräche? Welche Befragungsformulare sollen verwendet werden und wie? Wie sieht die so wichtige Nachbearbeitung aus? Wie sehen die Ich-Botschaften aus? Oder: Was tun, wenn der oder die Mitarbeitende während dem Gespräch nicht oder fast nicht antwortet? «Es gibt nichts Unangenehmeres als eine Leere während der Unterhaltung – wenn niemand spricht.» Carole Morellon empfiehlt, diese Stille auszuhalten und zu warten. Die Antworten würden kommen. Viel schwieriger und anstrengender sei es allerdings, wenn ein Mitarbeitender oder eine Mitarbeiterin zu viel spreche und man ihn mit Fragen unterbrechen müsse. «Nutzt die Mitarbeitergespräche so umfassend wie möglich. Ihr profitiert davon. Und den Mitarbeitenden tut die Wertschätzung gut.» Damit dies möglich ist, müsse sich jeder oder jede Vorgesetzte selbst gut kennen: «Es muss mir bewusst sein, wie ich ticke. Ich muss meine eigene Kommunikation verstehen.»

Gespräch nicht am Jahresende

«Wärmstens» riet Carole Morellon, während den Mitarbeitergesprächen nicht über das Geld zu sprechen. Der Lohn sei zwar ein wichtiger Bestandteil des Arbeitsverhältnisses, aber ein schwieriges Thema. Bei diesen Diskussionen gehe es vorwiegend um weiche Themen. Diese qualitativen Werte seien schwer messbar. Deshalb sollten die Gesprächstermine nicht aufs Jahresende – wo in der Branche ohnehin Hochbetrieb herrscht – anberaumt werden und im Dezember nur der Lohn besprochen werden.

Den Arbeitsaufwand pro Mit­arbeitergespräch beziffert Carole Morellon auf rund eineinviertel Stunden (inklusive Vor- und Nachbereitung). Auf eine Führungspersönlichkeit sollten maximal zehn Personen fallen. «Mehr nicht. Die Themen müssen delegiert werden können.»

ERFA-Gruppe crea♀

Die ERFA-Gruppe crea♀ gibt es seit 2005 und zählt rund 12 Mitglieder. Sie besteht aus Unternehmerinnen und Kaderfrauen der Bäckerei-Konditorei-Confiserie Branche. Die Gruppe trifft sich vier Mal im Jahr zum Erfahrungsaustausch und Weiterbildung. Jedes Meeting unter der Leitung von Ursula Eberle hat ein Schwerpunktthema, wie das letzte mit «Mitarbeitergespräche, Stellenbeschreibung & Co.». Zudem werden jedes Jahr spannende brancheninterne oder -externe Betriebe besucht, um den eigenen Horizont zu erweitern. «Ich schätze die Offenheit und Ehrlichkeit in dieser Erfahrungsgruppe sehr. Sie bringt mich in meiner täglichen Arbeit weiter», erklärten einige Teilnehmenden.

Interessierte Unternehmerinnen und Kaderfrauen können sich über eine Mitgliedschaft bei Stephanie Zumbach (Obfrau) informieren:
stephanie.zumbach(at)zumbibeck.ch

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