Das Parlament hat eine Deklarationspflicht zur Herkunft für Brot und Backwaren inklusive Sandwiches im Offenverkauf verabschiedet. Drei Monate nach diesem Entscheid fragte «panissimo» bei Stephan Scheuner, Direktor der Branchenorganisation swiss granum und Geschäftsführer des Vereins Schweizer Brot (VSB), nach, welche Herausforderungen auf die Branche und den VSB zukommen.

Was waren Ihre ersten Gedanken, nachdem Sie erfahren haben, dass die Herkunft von Brot im Offenverkauf deklariert werden muss?

Stephan Scheuner: Einerseits Zufriedenheit, denn mit diesem Entscheid werden die stetig steigenden Importe offengelegt. Andererseits ist es auch ein Ansporn für unsere Anstrengungen, denn wir wollen uns nicht nur auf die Politik verlassen.

Die Importe steigen, der Konsum von Brot und Backwaren nimmt ab. Kann die Deklarationspflicht dagegenhalten oder gar eine Trendwende bewirken?

Repräsentative Studien zeigen, dass Brot als Grundnahrungsmittel geschätzt wird. Der Konsum stärkehaltiger Lebensmittel liegt gemäss Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) heute noch leicht unter der empfohlenen Menge von drei Portionen täglich. Brot gehört somit zur täglichen Ernährung. Die Branche setzt sich zum Ziel, den Absatz von Schweizer Brot kontinuierlich zu steigern. Darum muss Schweizer

«Schweizer Brot muss sichtbar werden.»

Brot sichtbar werden. Nur eine klare Herkunftsangabe schafft die Differenzierung zu Importprodukten und ermöglicht den bewussten Kauf von Schweizer Brot und Backwaren.

Sie haben angekündigt, im Rahmen der Mehrwertstrategie eine Marke für Schweizer Brot zu entwickeln. Wie muss man sich diese vorstellen und welche Ziele verfolgen Sie damit?

Wir haben eine geschützte Marke mit Bildelementen entwickelt. Diese stellen wir zur Verfügung, um Schweizer Brot einheitlich zu kennzeichnen und positiv aufzuladen. Denn eine transparente Deklaration beim Brot entspricht den Erwartungen der Konsumierenden.

Welche Bedingungen müssen für die Verwendung der Marke erfüllt sein?

Die Marke darf von den Mitgliedern des VSB sowie deren Mitgliedern für die Kennzeichnung und Bewerbung von Schweizer Brot eingesetzt werden. Als Schweizer Brot gelten Brotwaren mit folgenden Eigenschaften:

80 % der Rohstoffe müssen aus der Schweiz stammen, als Basis gilt mindestens Suisse-Garantie-Qualität.
Die Marke Suisse Garantie wird bis Ausgang Sammelstelle verwendet.
Die Verarbeitung muss zu 100 % in der Schweiz erfolgen. Diese Kriterien gelten kumulativ für Brot, Kleinbrot und Sandwichbrot.
Zu den Mitgliedern des VSB gehören nebst dem SBC auch die Akteurinnen und Akteure des Schweizer Detailhandels. Was empfehlen Sie unseren Mitgliedern, um auf dem Markt termingerecht präsent, sichtbar und konkurrenzstark zu sein?

Der VSB unterstützt alle Marktteilnehmer/innen in gleichen Massen. Wir empfehlen den SBC-Mitgliedern, den Einsatz der Marke früh zu planen und rechtzeitig bereit zu

«Wir empfehlen SBC-Mitgliedern, den Einsatz der Marke früh zu planen.»
sein, um ihre Produkte auszuzeichnen. Zeigen Sie durch die Verwendung der Marke, dass Sie Schweizer Produkte aus Schweizer Rohstoffen herstellen. Durch die Kennzeichnung schaffen Sie Transparenz, sprechen über Ihre regional hergestellten Produkte sowie Ihren Qualitätsstandard. Zudem stellen wir verkaufsfördernde Druckvorlagen zur Verfügung, die am Verkaufspunkt zur Absatzsteigerung eingesetzt werden können.

Wie können die SBC-Mitglieder die Marke beziehen?

Nach einer einmaligen Registrierung ab dem Lancierungsdatum auf schweizerbrot.ch/markenlogo prüft der VSB den Antrag und autorisiert die Bäckerei. Benutzungsberechtigte erhalten im Anschluss die nötigen Unterlagen zur Nutzung der Marke zugestellt. Der Bezug sowie die Verwendung der Marke ist kostenfrei.

Kritiker/innen monieren, die Marke sei eine Rechtfertigung für höhere Preise von Schweizer Brot. Wie stehen Sie dazu?

Schweizer Brot ist seinen Preis wert. Aber sowohl swiss granum als auch der VSB sind nicht in die Preisbildung eingebunden.

Was sind die Vorteile für SBC-Mitglieder, wenn sie ihre Produkte mit der Marke auszeichnen?

Sie können mit der Marke einfach und transparent kommunizieren, wofür die Marke steht, nämlich für handwerklich in der Schweiz hergestelltes Brot aus einheimischen Rohstoffen. Sie zeigen also, wofür sie einstehen. Zudem pro­fitieren sie von der steigenden Bekanntheit und der positiven Imagebildung durch die Basiskommunikation von Schweizer Brot.

Wann wird die Marke lanciert?

Am 23. August 2021, dann kann man sich wie bereits gesagt registrieren. Unter uns gesagt: Eine weitere Marke, die von der Kundschaft erkannt und identifiziert werden muss. Ist der Markt bereit dafür? Die gesamte Branche steht hinter der Marke. Zudem zeigt das Interesse der Marktpartner/innen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und vergessen wir nicht: Die Schweizer/innen sind stolz auf ihr Kulturgut Brot.

Zu guter Letzt, was wünschen Sie sich für die Marke Schweizer Brot?
Dass sie zur Selbstverständlichkeit wird und es analog dem Schweizer Fleisch heisst: Schweizer Brot aus Schweizer Mehl aus Schweizer Getreide. Die Marke erlaubt, das zu kommunizieren, was viele Marktteilnehmer/innen schon lange tun.

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