Die einschränkenden Covid-Massnahmen sind Vergangenheit und bereits beschäftigt die Bäckerei-Confiserie-Branche eine weitere grosse Herausforderung: Der Fachkräftemangel. Einige Lösungen zu diesem komplexen Problem …

Die Arbeitsmarktzahlen für die Schweiz zeigen aktuell fast alle eine positive Entwicklung, und die Konjunkturprognosen sehen aufgrund des pandemiebedingten Aufholpotenzials sehr gut aus. Schweizer Unternehmen benötigen für dieses Wachstum dringend geeignetes Personal. Da die Komplexität der Berufe in den letzten Jahren stark gestiegen ist, sind qualifizierte Mitarbeiter mit hoher Anforderung an Flexibilität und Qualifikation gefragter denn je. Entsprechend legt der Fachkräftemangel Index Schweiz im Vergleich zum Vorjahr zu und die Auswirkungen sind jetzt auch in den einzelnen Betrieben zunehmend spürbar.

Die derzeitigen Rückmeldungen zur Personalsituation aus den Betrieben anlässlich der alljährlichen Abschlussbesprechungen sind aussergewöhnlich. Die Fluktuationen häufen sich und Vakanzen sind kaum mehr zu besetzen. Einige Betriebe überlegen sich sogar, zukünftig auf gewisse Geschäfte zu verzichten, da sie es ressourcenmässig nicht mehr stemmen können. Das ist in der Tat eine unerfreuliche Situation und hat mehrere Ursachen, welche zurzeit zusammentreffen. Hier ein möglicher Erklärungsversuch:

Pandemie-Effekt

Die Auswirkungen der Pandemie werden auf dem Arbeitsmarkt erst jetzt so richtig ersichtlich. Es geht hier nicht mehr «nur» um zeitlich begrenztes Fehlen infolge Krankheit, sondern viele Mitarbeiter sind ausgebrannt und stellen sich grundsätzliche Fragen. Da es zudem im Moment, wie oben erläutert, viele Jobangebote gibt und sich der Arbeitsmarkt aus Sicht der Arbeitnehmenden positiv entwickelt, verstärkt dies die Fluktuation innerhalb der Branche oder sogar die Abkehr von der Branche.

Neue Generation

Eine neue Generation von Mitarbeitenden steht an. Mit neuem Selbstbewusstsein, Präferenzen und Werthaltungen. Flexibel sollen die Jobs sein, mit guter Work-Life-Balance und zusätzlich neu auch mit Home-Office-Möglichkeiten. Dies Anforderungen stehen häufig nicht im Einklang mit den Berufen in der Branche der Bäckerei-Confiserie.

Abtretende Generation «Baby-Boomer»

Ein weiterer Grund für den zunehmenden Fachkräftemangel kann demografischer Natur sein. Die Generation, welche aktuell in Pension geht, betrifft die geburtenstarken Jahrgänge der 50-er Jahre. Da der «Nachwuchs» der letzten Jahrzehnte hier nicht mithalten kann, entsteht automatisch ein Bedarfsüberhang.

Technische Entwicklung

Der digitale Wandel führt dazu, da neue Verantwortungsbereiche mit viel komplexerem Fachwissen entstehen und bestehende Berufe an Bedeutung verlieren. Dieser Wechsel hin zu einer neuen digitalen Arbeitswelt kann zumindest für eine gewisse Zeit ebenfalls ein Mangel an qualifiziertem Personal auslösen.

So oder so sind die Betriebe stark gefordert und es fehlt an Personal. Doch es gibt auch Möglichkeiten und verschiedene Szenarien, die dabei helfen könnten, die bestehende Fachkräftelücke zu verkleinern oder sogar zu schliessen. Im technischen Bereich ist oft von einer «Bildungsoffensive» zu hören, die die Arbeitnehmer besser auf eine digitalisierte Arbeitswelt vorbereiten soll. Ein weiterer Hebel, um den Fachkräftemangel zu mindern, ist die Erschliessung von Arbeitsmarktressourcen, die bislang aufgrund ungenügender struktureller Bedingungen oftmals aussen vor blieben. Dazu gehören Frauen in der Familienphase, Ältere oder Teilzeitarbeitende. Die Betriebe müssen sich künftig nicht nur überlegen, wie sie Kunden akquirieren oder behalten können, sondern vermehrt auch, wie man qualifizierte Mitarbeiter nachhaltig für sich gewinnen kann.

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