Die 25-jährige Sera Hostettler ist Agronomin und arbeitet in der Redaktion der «Bauern Zeitung». Sie schreibt im Blog, welchen Platz Brot und die Dorfbäckerei in ihrem Leben einnehmen.

Es gibt Momente in meinem Leben, da nehme ich mir vor, meiner Figur zuliebe den täglichen Brot-Verzehr zu reduzieren. In Gedanken stelle ich mir vor, wie ich meinen Hunger am Morgen und zum Znüni anstelle von Brot mit Früchten, Reiswaffeln oder Nüssen stillen könnte. Dann stehe ich am Morgen vor meinem Brotkasten oder vor dem Regal im Laden und entscheide mich entgegen aller Pläne immer wieder für ein Stück Brot oder eben für
ein frisches Brötli vom Beck. Der Vorsatz mit den Früchten leidet somit oftmals darunter.

Das Brot scheint also – jetzt wo ich mir das bewusst überlege – tatsächlich das Zentrum meiner Ernährung zu sein. Aber nicht nur in meiner Ernährungspyramide nimmt das älteste Lebensmittel der Welt einen prominenten Platz ein; auch im Dorf, wo ich aufgewachsen bin, ist die Bäckerei – und somit das Brot – das Zentrum des Geschehens. In der Bäckerei trifft man sich, spricht über den Nachbarn oder über das Wetter, beobachtet die Dorfjugend und grüsst dabei jeden, der durchfährt.

Als Kind ging ich an der Hand meines Vaters in die Bäckerei, um das berühmte «Fürabebrot» abzuholen.
Die Dorfbäckerei meines Heimatdorfes scheint ein Ort zu sein, der trotz der steigenden Konkurrenz des Detailhandels (bis jetzt) überlebt hat und beständig geblieben ist: Als Kind ging ich an der Hand meines Vaters in die Bäckerei, um das berühmte «Fürabebrot» abzuholen.
Auf dem Heimweg nach langen ersten Partynächten zog mich der Duft von frisch gebackenen Gipfeli in den frühen Morgenstunden auch als Teenager wieder zu ebendieser Bäckerei.

Jetzt bin ich eine junge Frau und bin vom Dorf weggezogen. Dennoch betrete ich unsere Dorfbäckerei immer noch regelmässig, um einen Berliner oder ein «Fürabebrot» abzuholen – allerdings nicht mehr an der Hand meines Vaters, sondern mit seinem Autoschlüssel in der Handtasche. Und die Frauen hinter der Theke erkennen mich zwar nicht mehr, aber ich sie schon.

Wenn ich dann in der langen Schlange auf meinen Einsatz warte, sehe ich ein: Die Zeiten ändern sich, aber der Berliner meiner Dorfbäckerei bleibt das Highlight jedes Samstags.

Die 25-jährige Sera Hostettler ist Agronomin und arbeitet in der Redaktion der «Bauern Zeitung».

swissbaker-blog
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