Irene Kriesi ist Soziologin und Bildungsforscherin. Sie schreibt im Blog über die Stärken des dualen Bildungssystems, mit dem sich die Schweiz innerhalb von Europa zu einem «Spezialfall» entwickelt hat.

Während viele Länder in den letzten Jahren die Allgemein- und Hochschulbildung ausgebaut haben, hat die Schweiz das Berufsbildungssystem gezielt ge­fördert und gestärkt. Wichtige Elemente waren beispielsweise die Etablierung der Berufsmaturität und der zweijährigen Attestausbildung sowie die Integration der höheren Berufsbildung in die Tertiärstufe.

Diese bildungspolitischen Weichenstellungen haben dazu beigetragen, dass sich das schweizerische Bildungssystem innerhalb von Europa zu einem «Spezialfall» entwickelt hat: In keinem anderen Land absolviert ein so hoher Anteil der Jugendlichen eine duale Berufsausbildung, die das Lernen im Betrieb mit der Berufsschule verbindet.

Die duale Berufsbildung bietet sowohl schulmüden Jugendlichen mit schwachen Schulleistungen als auch leistungsstarken Jugendlichen Ausbildungsmöglichkeiten. Damit trägt sie entscheidend dazu bei, dass der Anteil der jungen Leute, die einen anerkannten nachobligatorischen Ausbildungsabschluss erreichen, in der Schweiz ausserordentlich hoch ist.

Im Weiteren erleichtert die duale Berufsbildung den Arbeitsmarkteintritt. Da sich die Lernenden viel Berufspraxis aneignen, können
sie nach dem Abschluss in den Betrieben ohne lange Einarbeitungsphase produktiv eingesetzt werden. Kombiniert mit dem eher geringen Kündigungsschutz in der Schweiz, lohnt es sich für Arbeitgeber, auch Berufslehrabgängerinnen und -abgängern ohne Berufserfahrung eine Chance zu geben. Diese finden im internationalen Vergleich relativ schnell eine passende und gut bezahlte Stelle.

Irene Kriesi ist Soziologin und Bildungsforscherin. Sie arbeitet an der Eidg. Hochschule für Berufsbildung als Co-Leiterin eines Forschungsschwerpunktes.

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