Bereits dieses Jahr herrschte ein akuter Mangel an Dinkel. Nach den Unwettern und der prognostizierten schlechten Ernte 2021 werde sich die Lage noch verschärfen, schrieb die IG Dinkel vergangene Woche an ihre Kundinnen und Kunden.

«Aufgrund der Unwetter in diesem Jahr mussten die Kulturen in stark betroffenen Gebieten zu 100 %
abgeschrieben und gleich siliert werden», schildert IG Dinkel die aktuelle Situation. Die starken Niederschläge, kombiniert mit heftigen Windböen, legten viele stärke Bestände flach. In staunassen Lagen versanken diese dann teilweise ganz im Wasser. Weil das niederschlagsreiche Wetter bis in den August anhielt, konnten viele Felder nicht zeitgerecht geerntet werden, da das Getreide noch zu nass war oder die Felder nicht befahrbar waren.

«Die Menge des backfähigen Dinkels liegt im Bereich von 60 bis 70 % einer Normalernte.»

13 000 Tonnen statt 20 000 Tonnen

Die Umfrage bei allen Sammelstellen in der Schweiz zeigt ein nahezu einheitlich schlechtes Bild: Die Menge des backfähigen Dinkels liegt im Bereich von 60 bis 70 % einer Normalernte. Zudem sind die Hektolitergewichte der Vesen, wie auch der Kerne, unterdurchschnittlich, was sich in einer nochmals tieferen Röllausbeute zeigen wird. Ausserhalb des backfähigen Dinkels gibt es etwas mehr als 2000 Tonnen Dinkel mit zu tiefen Fallzahlen.
Anstelle der von den Produzenten angemeldeten 20 000 Tonnen stehen nur rund 13 000 Tonnen backfähiger Vertragsdinkel im Spelz zur Verfügung. Die Mühlen müssen somit mit Kontraktkürzungen von rund einem Drittel rechnen. Die Kürzungen würden berechnet und kommuniziert, sobald die Nettoeingangsmeldungen das definitive Bild pro Labelstufe ergeben, so IG Dinkel.

Notmassnahmen

Der Vorstand der IG Dinkel hat an seiner Sitzung vom 25. August beschlossen, die Notmassnahmen auf 20 % oder etwa 2400 t zu erhöhen, damit die Swissness-Vorlage eingehalten werden kann. Diese Notmassnahmen werden jedoch nicht ausreichen, um alle bestehenden UrDinkel-Produkte über die Runden zu bringen. «Es ist deshalb unabdingbar, dass auf Import umgestellte Produkte weiterhin auf Import umgestellt bleiben, bis eine berechnete Zurück­umstellung eine lückenlose Belieferung mit CH-Ware bis zur Ernte 2022 erlaubt», schreibt IG Dinkel. «Alle Mühlen und alle Verarbeiter sind gefordert. Neben der erheblichen Lücke in der Schweiz ist es nicht einfach, im Ausland die nötigen Mengen und Qualitäten zu realistischen Preisen zu beschaffen.»

Ein Lichtblick

Einen Lichtblick gibt es: Es sind dies die guten Flächenentwicklungen bereits auf die Ernte 2021 hin. Mit den angekündigten Preissteigerungen auf die Ernte 2022 hin konnte IG Dinkel viele Neuproduzenten anwerben und bestehende Produzenten zu Mehrflächen motivieren. «Auch haben wir mit der Lockerung der Gebietsrestriktionen neue Anbaugebiete dazugewonnen.» Ungewiss sei, wie viele Produzenten aufgrund der schlechten Ernte 2021 dieser Kulturart den Rücken kehren werden.

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