«Reload» soll den Verband der Schweizer Bäcker-Confiseure fit für die Zukunft machen. «panissimo» unterhielt sich mit Projektkoordinator Manuel Ruchti unter anderem über die Ziele und die Schwerpunkte.

Wie erklären Sie einer Klasse von Lernenden in einfachen Worten, weshalb es einen «Reload» braucht und der SBC finanzielle und personelle Ressourcen darin investiert?


Die Umwelt, das Umfeld verändern sich rasch. Die Ansprüche der Kundinnen und Kunden werden immer grösser, der Kostendruck steigt. Kurze, schnelle und informelle Kommunikationswege helfen dank moderner Medien kräftig mit. Transparenz ist gefordert. Damit müssen sich auch die Organisationen – Unternehmen, Verbände, der SBC, die einzelne Bäckerei – verändern und anpassen. Wer sich den neuen Herausforderungen nicht stellt, sich nicht genügend rasch den neuen Gegebenheiten anpasst, verliert an Bedeutung und verschwindet mittelfristig ganz.
Die Bäcker-Confiseur-Branche erlebt starke Veränderungen. Betriebe schliessen sich zusammen, die Marge ist unter Druck, die Anforderungen an die Qualität steigen stetig, neue Konkurrenz tritt in den Markt ein. Kurz, jedes einzelne Unternehmen ist stark gefordert.
Aufgrund der schwindenden Anzahl Betriebe verliert auch der SBC an Mitgliedern und muss mit immer kleiner werdenden personellen und finanziellen Mitteln eine immer komplexere Aufgabe erfüllen. Dazu braucht es eine effiziente und schlagkräftige Organisation, welche sich diesen Herausforderungen stellt. Das Projekt «Reload» soll genau diese Grundlagen erarbeiten und mithelfen, den SBC der Zukunft zu formen.

Was ist das Ziel dieser Reorganisation?


Das Ziel ist relativ einfach, die Umsetzung dafür umso anspruchsvoller. Wir wollen die Voraussetzungen schaffen, dass der SBC – zusammen mit der Richemont Fachschule – auch in Zukunft seine wichtige und vielfältige Funktion zugunsten seiner Mitglieder schlagkräftig, effizient und flexibel wahrnehmen kann.

Welches sind die Schwerpunkte in «Reload»?


Das Projekt befasst sich in vier Teilprojekten mit den Bereichen «Organisation», «Finanzen», «Aus- und Weiterbildung» sowie «Dienstleistungen». Die Arbeit in diesen Teilprojekten muss letztendlich immer auf den bestmöglichen Nutzen für das Mitglied des Verbandes ausge­richtet sein. Alle Anspruchsgruppen des Verbandes (grosse / kleine Unternehmen, die verschiedenen Sprachregionen, die Kantonal- oder Regionalverbände usw.) müssen berücksichtigt werden. Daher sind Vertreter dieser verschiedenen Gruppen auch in die Projektorganisation einbezogen.
Die Gesamt-Organisation «der Zukunft» muss ihre Funktion professionell und effizient für die verschiedenen Anspruchsgruppen erfüllen können. Dabei muss berücksichtigt werden, dass sich immer weniger kompetente Personen für Milizaufgaben im Verband zur Verfügung stellen können und die Organisation damit zwangsläufig kleiner werden muss. Die Finanzen über die Gesamt-Organisation sollen transparent und verständlich dargestellt sein. Nur so können die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel auch zielgerichtet eingesetzt werden.
Bei den Hauptleistungen des Verbandes, der «Aus- und Weiterbildung» sowie den «Dienstleistungen» wird die Projektarbeit zeigen, was in welcher Form und zu welchen Kosten angeboten werden wird. Nicht vergessen darf man die wichtige politische Arbeit des Verbandes, welche auch in Zukunft im Sinne der Branche gezielt auf die entsprechenden politischen Vorlagen Einfluss nehmen muss.

Ein Blick in die Zukunft: Wird es die SBC-Geschäftsstelle in dieser Form weiterhin geben?


Die SBC-Geschäftsstelle als Schlüsselstelle zwischen Mitglied und Verbandsarbeit wird es mit Sicherheit noch geben. Die Projektarbeit wird zeigen, wie die genaue Organisationsform ausschauen wird.

Die Konkurrenz bei den Angeboten an Weiterbildung in unsrer Branche wächst. Immer mehr Player kommen dazu. In welcher Form wird es die Richemont Fachschule in Zukunft geben?


Eine der absolut zentralen Aufgaben eines Branchen-Verbandes ist die Sicherstellung eines attraktiven Aus- und Weiterbildungsangebotes, das einerseits den Nachwuchs und andererseits die berufsspezifische
Entwicklung seiner Mitglieder langfristig sichert. Auch hier wird die Projektarbeit zeigen, wie der SBC zusammen mit der Richemont Fachschule dies sicherstellen wird.

Was unternehmen Sie, um die Basis in diesem Prozess zu informieren und zu integrieren?


Die Information und damit das Verständnis der Basis für die Projektarbeit ist für den Erfolg dieses Projektes zentral. Der Zentralvorstand sowie Mitglieder des Richemont-Stiftungsrates sind vom Präsidenten
Silvan Hotz und mir im Februar ins Bild gesetzt worden. In diesem Frühjahr informieren Vertreter des Projektteams und der Verbandsleitung persönlich an den Jahresversammlungen der Kantonalverbände.
Zudem wird in der «panissimo»-Printausgabe, im Newsletter sowie auf der Website des SBC regelmässig über den Inhalt orientiert.

Wo sehen Sie die Stolpersteine auf dem Weg zum Ziel?


Wie in jedem Projekt, das Veränderungen mit sich bringen wird, gibt es verschiedene Erfolgsfaktoren und demzufolge auch Stolpersteine.
Und wie immer spielt der einzelne Mensch darin die massgebende Rolle.
Wir erhoffen uns vom Einzelnen eine grosse Offenheit für neue Ideen, eine objektive Einstellung zu möglichen Veränderungen, auch konstruktive Kritik und v. a. die Sicht und das Interesse für das Ganze und damit das Zurückstellen möglicher persönlicher Interessen.

Was geschieht, wenn auf «Reload» verzichtet wird?


Ich denke, dass allen bewusst ist, dass sich die Branche rasch verändert und dass sich auch der Verband diesen Veränderungen annehmen muss. In welcher Form auch immer an diesen Veränderungen gearbeitet
wird, wenn es nicht gemacht wird, verpasst man eine Chance. Das Projekt «Reload» ist dazu nur das Instrument, welches den Prozess etwas strukturiert. Die Frage ist, ob wir mit verschränkten Armen zuschauen
oder ob wir aktiv unseren Beitrag zu einer möglichst positiven Entwicklung leisten wollen.
Einigen Mitgliedern schreitet das Projekt zu schnell voran.

Was antworten Sie ihnen?


Geschwindigkeit ist letztendlich in jedem Projekt einer der Erfolgsfaktoren.
Wobei ich versichern kann, dass wir uns im Projekt «Reload» die notwendige Zeit nehmen, um alle Anspruchsgruppen in der einen oder anderen Form abzuholen. Und damit geht es anderen Mitgliedern
vielleicht sogar etwas zu langsam …

Einige Stimmen verlangen eine Soft-Variante. Was entgegen Sie ihnen?


Wer sagt, dass wir eine «Hard»-Variante anstreben? Wichtig ist, dass der gewählte Schritt gross genug ist, um den Verband für die nächsten 5–10 Jahre richtig zu positionieren.
Zu grosse Kompromisse verlangen dann erfahrungsgemäss relativ rasch nach erneuter Korrektur.

Die Erwartungshaltung der Branche ist hoch. Können Sie dieser als Projektleiter gerecht werden?


Meine Aufgabe ist die Koordination der vielfältigen Arbeiten, das Einbringen von Varianten, das kritische Hinterfragen und das Sicherstellen des Projektfortschritts. Die Gestaltungsarbeit muss durch das Projektteam und letztendlich durch alle involvierten Stellen geleistet werden. Diesen Prozess unterstütze ich sehr gerne.

Noch hat das Feuer der Begeisterung nicht gezündet. Was erwarten Sie von unseren Mitgliedern?


Jedes Mitglied erwartet von seinem Verband und all den Partnern die bestmögliche Vertretung und Unterstützung.
Dies ist legitim, dafür bezahlt das Mitglied auch seinen Mitgliederbeitrag. In dem Sinne darf vom einzelnen Mitglied auch erwartet werden, dass es offen auf Veränderungen reagiert, wenn sich der Verband den zukünftigen Anforderungen stellen will.

Projektgruppe Reload und Teilprojektgruppen

Das Projekts wird von SBC-Präsident Silvan Hotz (ZG), Jean-François Leuenberger (ZV/JU), Konrad Pfister (IG Suisse /ZH) und Projektkoordinator Manuel Ruchti geleitet. In der Projektgruppe sind weiter vertreten:
Chris Berger (BE), Marco Berwert (GL, OW), Walter Bösch (IG Suisse), Maja Fahrni (GL, BE), Mathieu Fehlmann (Verband Romandie), Peter Lyner (ZV, ZH), Theo Meier (ZH), Roland Räber (ZV, SG), Peter
Signer (GL, GR) und Nicolas Taillens (VS). Vier Arbeitsgruppen behandeln die Teilprojekte:

Gesamtorganisation: Marco Berwert, Mathieu Fehlmann, Roland Räber.
Finanzen: Maja Fahrni, Peter Lyner.
Aus- und Weiterbildung: Peter Signer, Theo Meier, Nicolas Taillens.
Dienstleistungen: Chris Berger, Urs Wellauer (SBC-Direktor), Reto Fries (Richemont-Direktor), Claudia Vernocchi (SBC-Vizedirektorin).
Die Kader des Verbandes sowie der Richemont Fachschule unterstützen diese vier Projektgruppen.

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