Nun sind schon gut fünf Monate vergangen, seitdem sich Ramona Bolliger offiziell Weltmeisterin nennen darf. Obwohl sie gehofft hatte, dass nach dem Wettkampf eine etwas ruhigere Zeit auf sie wartet, ging es von da an turbulent weiter.

Nach meinem Sieg an den WordSkills 2017 stürzten sich zuerst einmal etliche Medien auf mich. Als dies etwas abgeflaut war, ging es weiter mit diversen Anfragen für Vorträge oder auch Einladungen für Veranstaltungen.

«The Future of Urban Life»

Eine dieser Veranstaltungen war das «International Swiss Talent Forum», kurz ISTF, 2018. Eine international ausgeschriebene viertägige Session für Studenten, organisiert von der Stiftung «Schweizer Jugend forscht». Es ging dabei darum, dass verschiedene Gruppen von Studenten Lösungen oder Lösungsansätze zu Problemen bei einem vorgegebenen Thema erarbeiten. Das Thema in diesem Jahr war «The Future of Urban Life» und mein Unterthema war «Smart Home».

Erstmals nicht nur Studenten

Eingeladen wurde ich zusammen mit zwei Teamkollegen von den WorldSkills. Die Idee war, dass zum ersten Mal nicht nur Studenten teilnehmen, sondern auch solche, die eine Berufslehre absolviert hatten. Und da kamen wir ins Spiel. Als ich die Einladung erhalten hatte, konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, worum es eigentlich geht. Schon alleine darum, weil ich keine Studentin bin. Dementsprechend habe ich mich auch nicht gross mit dem Thema befasst, sondern mir gedacht, ich lasse es einfach mal auf mich zukommen.
Am Tag X reisten wir dann alle nach Thun, wo das ISTF stattfand. Ich wusste von vornherein, dass alles auf Englisch sein würde, da es ja international war. Für mich war das kein Problem, da ich in dieser Sprache sattelfest bin – dachte ich. Nach der offiziellen Begrüssung ging es auch schon weiter mit dem ersten, ins Thema einführenden Vortrag. Und da wurde mir bewusst, dass ich zwar das Fachenglisch in der Bäckerei ziemlich beherrsche, doch an diesem Anlass ein ganz anderer Wortschatz gefragt war.

Viel Theorie, wenig Praxis

Nicht weiter schlimm, dachte ich mir, um mit den Studenten zu diskutieren, wird es wohl reichen. Die nächsten zwei Tage wurden wir in unsere Aufgabenstellung eingewiesen, diskutierten die Problemstellung (ausführlich!) und erstellten die Präsentation dazu. Für mich, als eher praktisch denkender Mensch, wurde viel zu viel geredet und zu wenig gehandelt. Trotzdem hatten wir am Schluss eine Präsentation und eine Lösung parat, die sich sehen lassen konnte.

Unterschiedliche Denkweise

Ich werde euch nicht mit Einzelheiten über unsere Aufgabe langweilen, denn es war nicht wirklich ein Thema, zu dem ich viel beisteuern konnte. Trotzdem waren diese vier Tage sehr spannend für mich. Mir wurde bewusst, wie unterschiedlich Studierende und Lehrabsolventen wirklich denken. Wie unterschiedlich beide Gruppen an die Lösung eines Problems herangehen und welche Ansichten sie eher vertreten.
Natürlich kann man das nicht total verallgemeinern. Aber ich denke, es war sehr lehrreich für mich (und würde vielen anderen auch gut tun), mal wieder aus meinem Bäckeruniversum herauszukommen und mich eingehend mit Menschen zu befassen, die einen total anderen Weg in ihrem Leben eingeschlagen haben.

Ramona Bolliger:

  • 2011–2014 Lehre als Bäcker-Konditorin in der Bäckerei Sollberger in Gontenschwil
  • 2014–2016 Zusatzlehre als Köchin in der Seebrise in Birrwil
  • seit August 2016 angestellt in der Richemont Fachschule in Luzern

Berufswettkämpfe:

Das könnte Sie auch interessieren