Einmal im Jahr führen die Lernenden der Confiserie Sprüngli während zwei Wochen im Verkaufsgeschäft im Bahnhof Enge in Zürich Regie. Die Junior Weeks begeistern nicht nur den Nachwuchs, sondern wirken ansteckend auf den ganzen Betrieb.

Während den ersten zwei Wochen im Februar führte die Confiserie Sprüngli die jährlich stattfindenden Junior Weeks durch. Alle 37 Lernenden aus den Bereichen Konditorei-Confiserie (18, davon waren 12 im Einsatz), Detailhandel (11) sowie kaufmännische Berufsbildung, Hausdienst und Polydesign 3D waren bei diesem Projekt involviert.

Keine Hektik

Es ist Mittagszeit Anfang Februar. Aus den umliegenden Büro-Gebäuden strömen die Angestellten, um im Sprüngli-Geschäft im Bahnhof Zürich-Enge ihren Lunch zu kaufen. Der Laden ist voll, doch es herrscht keine Hektik. Die Verkäuferinnen hinter der Theke arbeiten speditiv und bedienen kompetent und freundlich. Niemand käme auf den Gedanken, dass es sich hier «nur» um Lernende handelt. Denn: Das Verkaufsgeschäft im Bahnhof Zürich-Enge wird während den ersten zwei Februarwochen von Lernenden im Detailhandel geführt.

Tages-Verantwortung

Die Tages-Verantwortung trägt jeweils jemand aus dem dritten Lehrjahr. Beim Eingang kann sich der Kunde individuelle Caracs von einer Confiserie-Lernenden – in Berufsbluse gekleidet – verzieren lassen. Es ist dies eines von drei Junior-Week-Produkten, welche die Auszubildenden im Vorfeld entwickelt haben. Gleichzeitig gibt die Lernende den Kunden Auskunft über die Herstellung und den Confiseur-Beruf im Allgemeinen.

Die KV-Lernenden organisierten im Vorfeld jeweils die Meetings, erstellten die täglichen Statistiken und bespielten die sozialen Medien. Diejenigen des Hausdiensts und die angehenden Polydesigner haben die Schaufenster gestaltet und die Dekoration eingebaut.

Engagement und Selbstständigkeit

Nach der Mittagszeit wird es ruhiger im Laden. Unter den Lernenden herrscht eine fröhliche Stimmung. Die Professionalität bleibt. Man spürt die Freude am Beruf. Dies bestätigt auch Gina Zeindler, stellvertretende Geschäftsführerin in Zürich-Enge. Sie steht als einzige Fachfrau den Lernenden bei Bedarf zur Seite und rühmt deren Engagement und Selbstständigkeit. «Sie lernen Verantwortung zu tragen, und die Identifikation mit dem Unternehmen wird grösser. Zudem schätzen es die Lernenden, im Team zusammenzuarbeiten.»

Imagewerbung

Die Reaktion der Kundinnen und Kunden sei ausnahmslos positiv und interessiert, so Gina Zeindler. Es ist also auch beste Imagewerbung für die Confiserie Sprüngli und dient ebenfalls zur Rekrutierung von zukünftigen Lernenden. 2018 ist das Unternehmen neu auch auf Instagram präsent, um die Jugendlichen direkt über ihre Kanäle anzusprechen. Zudem wurde die druckfrische Broschüre zu den Sprüngli-Berufslehren aufgelegt.

Auch das Fazit von Regina von Däniken, verantwortlich für die Lernenden in der Produktion und Zukunftsträgerin 2017, ist positiv: «Es kommen alle sehr motiviert zurück in die Produktion. Sie geniessen es, nur mit Lernenden zusammenzuarbeiten. Zudem sehen sie, welcher Aufwand dahintersteckt, ein Verkaufsgeschäft zu betreiben.»

Die Erfahrungen von Marie-Anna Schmidiger, zuständig für die Lernenden im Detailhandel, sind ebenfalls positiv, und sie lobt die grosse Selbstständigkeit. Selbst wenn es zwischenmenschliche Probleme gebe, würden dies die Anwesenden alleine lösen. Einzig bei der Bestellung der Tagesprodukte stehe Gina Zeindler zur Seite.

Tagesziel

Jeweils im Januar treffen sich die Lernenden zu einem Junior-Weeks-Tag. Da wird geplant, werden die Arbeiten verteilt und die Verbesserungen zum Vorjahr beschlossen. So wurde unter anderem entschieden, dass 2018 neu eine Lernende des 3. Lehrjahrs die Tages-Verantwortung übernehmen soll. Zudem werden die Junior-Weeks-Produkte bestimmt (Fotos auf www.swissbaker.ch/panissimo > Fotogalerien).

Jedes Jahr setzen sich die Teilnehmenden auch ein Gesamtziel. Der Start der Junior Weeks verlief dieses Jahr in einem Punkt nicht optimal. Die ersten zwei Tage wurden zu wenig Produkte verkauft. Allen Beteiligten war klar: So konnte das angestrebte Ziel nicht erreicht werden. Also entschieden die Sprüngli-Lernenden, ein Tagesziel festzulegen und am Abend jeweils ein Fazit zu ziehen. Das Resultat: Von da an wurden die Ziele immer erreicht. Die Zahlen kriegten die angehenden Detailhändlerinnen von den KV-Lernenden.

Nach diesen beiden Projektwochen gab es einen Abschlussabend mit Apéro, an dem die Eltern ebenfalls eingeladen sind, jeder Bereich seine Arbeit präsentiert und Erkenntnisse geschildert werden.

Tipps

Welchen Tipp gibt Marie-Anna Schmidiger Betrieben, die ein solches Projekt in Angriff nehmen möchten? «Veranstaltet im Vorfeld einen Teamtag und lasst die Lernenden mitgestalten. Vereinbart Regeln. Gebt den Jugendlichen die Chance, sich gegenseitig kennen­zulernen. Vor dem Start einen Einführungstag im Geschäft organisieren, vermittelt Ruhe und Sicherheit.» Und ganz wichtig: «Die Lernenden dürfen Fehler machen. Das gehört dazu. Es ist eine riesige Chance, Erfahrungen zu sammeln, aus der Praxis zu lernen. Greift bei Problemen nicht sofort ein, lasst es laufen!»

Weitere Fotos: www.swissbaker.ch/panissimo > Fotogalerien

Infos: www.spruengli.ch

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