Die 80-jährige Appenzellerin Marlies Bruderer ist die Mutter von Bäcker-Konditor Walter Bruderer aus Wichtrach, und sie ist emsig am Stricken. Denn sie macht mit bei der Strick-Aktion im Rahmen der Kampagne #vollpersönlich, die auf die Krankheit Demenz und ihre Folgen im Alltag aufmerksam macht.

Die Kampagne #vollpersönlich wird gemeinsam von Pro Senectute, Alzheimer Schweiz und den Schweizer Bäcker-Confiseuren durchgeführt.

«Menschen mit Demenz sind nicht komisch, sie funktionieren einfach anders»,

betont Marlies Bruderer. Man müsse sie einfach so nehmen, wie sie sind – «natürlich mit ihnen umgehen.» Sie spricht aus Erfahrung, denn sie wirkte rund zehn Jahre bei Pro Senectute mit und unterstützte ältere, teils auch an Demenz erkrankte Menschen.

Eine Geschichte aus dieser Zeit fällt ihr auf Anhieb ein. Für eine ältere Dame habe sie einmal den Boden gereinigt. Als Marlies Bruderer fertig war, klagte die Seniorin über Hunger. «Sie dachte, sie habe den Boden selbst geschrubbt und war entsprechend erschöpft und hungrig», erzählt Marlies Bruderer schulterzuckend.

Heute arbeitet die Appenzellerin nicht mehr. Sie lebt mit ihrem Ehemann, mit dem sie 56 Jahre verheiratet ist, in Speicher (AR). Sie engagiert sich trotzdem noch. Als sie von der Strick-Aktion #vollpersönlich erfahren hat, war für sie klar, dass sie mitstricken wird.
Nicht nur, weil sie es wichtig findet, auf Demenz aufmerksam zu machen, sondern auch, weil ihr Sohn Walter Bruderer in Wichtrach (BE) eine Bäckerei besitzt und die Cupholder ebenfalls an seine Kundinnen und Kunden abgeben wird. «Wenn die Familie meine Unterstützung braucht, bin ich da», so Marlies Bruderer.

Besondere Exemplare

Mittlerweile hat Marlies Bruderer innerhalb von zwei Monaten über 100 Cupholder gestrickt. Es sind ganz besondere Exemplare dabei: einige mit Stickereien, andere mit goldigem Faden verziert. In Bruderers Körbchen stapeln sich Dutzende kunterbunte Cupholder. Die meisten davon sogar passend zu einem Motto: ob zu Weihnachten, für verschneite Tage oder in den Farben der Schweizer Kantonswappen – an alles hat die Seniorin gedacht.

«Mir macht das Spass, man kann sein restliches Garn verwerten – und eine Beschäftigung hat man obendrein auch noch.»

Nicht nur für ältere Menschen

Trotzdem findet die emsige Strickerin nicht, dass das Stricken nur etwas für ältere Menschen ist. «Ich versuche derzeit, meine 25-jährige Enkeltochter dafür zu begeistern.» Denn auch wenn man kein Strick-Profi sei, könne man mithilfe der Anleitung und ein wenig Geduld einen schönen Cupholder herstellen, da ist sich Marlies Bruderer sicher. Nur das Anschlagen und die ersten zehn bis zwölf Maschen pro Nadeln seien etwas schwierig. Dafür hat sie aber eine Lösung: «Die ersten Schritte kann jemand übernehmen, der im Umgang mit Wolle und Nadel ein wenig geübter ist.»

Wie viele Cupholder es am Ende werden sollen, kann Marlies Bru­derer zurzeit noch nicht sagen. «Ich stricke nicht auf eine bestimmte Anzahl hin.» Ihr Wunsch ist es, die Gesellschaft für das Thema Demenz zu sensibilisieren und dass möglichst viele Bäckereien-Confiserien bei der Aktion mitwirken. «Wenn ich dank meinen Cupholdern dazu beitrage, macht mich das glücklich.»

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