Das 08/15-Arbeitszeitmodell gehört nach Markus Waser, Produktionsleiter der Confiserie Speck AG in Zug, der Vergangenheit an. In unserer Serie «Our Future» zeigt er auf, warum er dieser Meinung ist.

Warum definieren wir unsere starren Tagesstrukturen nicht komplett neu? Ich bin überzeugt, dass die Zukunft mit neuen attraktiven Modellen sehr erfolgreich sein wird. Nicht nur das, die Unternehmen können sich dadurch von anderen differenzieren.

Flexibel sein

Flexible Arbeitszeitmodelle sind gerade in Bezug auf die Verein­barkeit von Familie und Beruf von grosser Bedeutung. Als Familien­vater möchte ich meinen Beitrag an die Erziehung leisten. Es geht nicht darum, das Optimalste für den Mitarbeiter rauszuholen.
Die Herausforderung ist, eine sichere Lösung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer (Frauen sind natürlich stets mit gemeint) zu finden. In der Bäckerei-Confiserie-Branche wird meistens aus zeittechnischen Gründen ein straffer Arbeitsalltag gelebt. Das heisst mit kurzen Pausen. Der Familienmittagstisch findet deshalb während der Arbeitszeit selten bis nie statt.
Mit diesem neuen Modell gönne ich mir einen ganzen Tag nur mit meinem Sohn, während meine Partnerin ihrer Berufung nachgeht.
In unserer Branche sind Modelle mit verkürztem Stundenpensum weit verbreitet. Nur, kann sich das ein Familienvater auch leisten? Oder können flexible Lösungen erarbeitet werden? Ein Mitarbeiter äussert den Wunsch, sein Pensum von 100 % in vier Tagen zu erlangen. Bei der Lösungssuche ist es wichtig, dass beide Parteien ihre Meinung und Vorstellungen äussern können.

Was sind Arbeitszeitmodelle?

Arbeitszeitmodelle werden in fünf Gruppen geteilt:

  • Vollzeitarbeit: die vom Betrieb vorgegebenen Arbeitszeiten werden angenommen.
  • Teilzeitarbeit: Die Arbeit wird auf ein bestimmtes Zeit- oder Tagespensum festgelegt.
  • Jobsharing: eine Stelle wird von z. B. zwei Personen besetzt.
  • Aushilfsarbeit: befristete, unregelmässige Arbeitstätigkeit.
  • Temporäre Arbeit: befristete Arbeitstätigkeit, zumeist kurzfristig und aushilfsweise.

Diese Modelle finden bereits Gebrauch in der Öffentlichkeit. Doch können sie noch ausgebaut werden. Motivierte Arbeitnehmer möchten das 100 %-Pensum behalten, aber weniger Tage arbeiten. Den Einsatz von Arbeitszeitmodellen würde ich als Instrument für jeden Mitarbeiter individuell einsetzen. Jeder Betroffene hat andere Bedürfnisse.

Attraktive Arbeitszeitmodelle begeistern viele Arbeitnehmer. Der zunehmende Fachkräftemangel könnte so sicher positiv beeinflusst werden.

4-Tage-Woche

Die Idee des 4-Tage-Wochen-Modells klingt sehr spannend, muss jedoch finanzierbar sein auf Seiten Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Innerhalb der Variante unterscheiden wir ein Modell ohne Lohneinbusse und Mehrarbeit, ein 80 %-Pensum mit Lohneinbusse und ein Modell mit vier Arbeitstagen zu je mehr als zehn Arbeitsstunden und ohne Lohneinbusse.
Mit Überzeugung kann für jeden Mitarbeiter individuell ein auf ihn zugeschnittenes Modell ausgearbeitet werden.
Viele ausländische Unternehmen leben die 4-Tage-Woche mit Erfolg. Sie seien effizienter und produktiver geworden. Erfolg bedeutet nicht nur, am Jahresende ein Plus in der Kasse zu haben. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist ein ebenso wichtiger Erfolg.

Eigene Erfahrung

Als Produktionsleiter scheint es nahezu unmöglich, solch ein Modell in Realität zu leben. Nein, kann ich sagen. Ich lebe das 4-Tage-Modell als 100 %-Pensum. Eine grosse Herausforderung, welche mich intrinsisch motiviert. Dem analysierten Wochenplan zufolge wurde schnell erkannt, welcher Tag sich am besten eignet, zusätzlich frei zu haben.
Ein so gelebtes Modell bringt nicht nur einen Tag mehr «Familienzeit», sondern auch eine viel höhere Arbeitsbelastung, welche es zu bewältigen gilt. Im Hintergrund muss auch immer ein einwandfrei funktionierendes Team sein, das mir den Rücken stärkt und mich während meiner Abwesenheit vertritt. Das Vertrauen, welches ich als Arbeitnehmer geniessen darf, erachte ich nicht als selbstverständlich. Als grössten Vorteil verantworte ich meine lange betriebliche Erfahrung.

Markus Waser

2001 – 2004: Bäcker-Konditor-Lehre; Bäckerei Brunner, Dierikon
2004 – 2005: Berufserfahrung; Bäckerei Brunner, Dierikon
2006 – 2007: Konditor-Confiseur-Lehre; Confiserie Speck, Zug
2007 – 2008: Weltreise und Auslanderfahrung; Boule, Los Angeles
2008 – 2009: Confiserieleiter; Confiserie Speck, Zug
2009 – 2011: Confiserieleiter; Suteria, Solothurn
2011 – 2012: Konditoreileiter; Monnier, Murten
2012: Konditoreileiter, Hug, Littau
2012 – 2013: Weiterbildung zum Fachmann Unternehmensführung (SIU)
Seit 2013: Produktionsleiter; Confiserie Speck, Zug
Ab 2014: Expertentätigkeit Berufslehre Konditor-Confiseur
2014 – 2015: Berufsprüfung zum Chef Konditor-Confiseur
2016 – 2017: Höhere Fachprüfung Betriebswirtschafter Gewerbe (SIU)
Ab 2017: Expertentätigkeit Berufsprüfung

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