Ab sofort erscheint einmal pro Monat ein Tagebucheintrag von Marcia Annaheim im «panissimo». Sie berichtet über ihre Erlebnisse aus ihrem Alltag bei der Arbeit, aus der Schule oder der Freizeit.

Hallo zusammen

Mein Name ist Marcia Annaheim. Zurzeit absolviere ich eine zweite Ausbildung zur Konditor-Confiseurin in der Bäckerei zur Kettenbrücke in Aarau. Dies ist auch der Grund, weshalb Sie nun diese Zeilen lesen. Durch meine gute Freundin Ramona Bolliger habe ich Claudia Vernocchi kennengelernt. Als sie hörte, dass ich momentan in eben dieser Ausbildung bin, hat sie sofort drei grosse Schritte gemacht, um neben mich zu stehen und mich zu fragen, ob ich Interesse daran hätte, für das «panissimo» zu schreiben.
Wie Ramona ist, hat sie mir zugerufen, ich solle einfach ja sagen, egal, um was es ginge. Man sagt ja, wer nicht wagt, der gewinnt nicht. Also habe ich zugesagt. Ich freue mich sehr auf die nun folgende Zeit und die Zusammenarbeit mit dem «panissimo»-Team.

Meine Hobbys

Natürlich gibt es über mich mehr zu erfahren als nur meinen Namen. Meine Hobbys zum Beispiel: In meiner Freizeit lese ich sehr gerne. Genauso viel Spass bereitet mir Sport. Verschiedene Work-Outs, Yoga, Krafttraining, Tanzen, Team-Sport und noch vieles mehr. Falls ich trotzdem mal keine Lust auf Sport habe, redet mir mein weiteres Hobby, wie ein kleines Teufelchen auf meiner Schulter, ein schlechtes Gewissen ein. Eine weitere Lieblingsbeschäftigung ist nämlich – Achtung, Trommelwirbel! – als gelernte Köchin und ange­hende Konditor-Confiseurin – das Essen. Gerichte und Speisen kreieren, zubereiten und sie danach verspeisen. In den meisten Fällen kann man das nämlich wirklich, also meine Kreationenverspeisen und geniessen. Ja, manchmal geht es recht in die Hose, das muss ich zugeben.

Montag, 5. November 2018: Kreationen am Nachmittag

Liebes Tagebuch, liebe Leserinnen und Leser, heute ist ein gutes Beispiel, wie es bei mir mit dem Kreieren so läuft: Ich komme nach Hause, mein Vater sagt mir, er habe zu viele Baumnüsse, er will in etwa dies machen, also Marcia, mach mal. Darauf habe ich den ganzen Nachmittag in der Küche verbracht und gebrannte Baumnüsse produziert, welche ich sogleich zu Pralinen weiterverarbeitet habe. Honey-Ruby mit Baumnüssen, Dark Veterano Naranja mit Baumnüssen und Strawberry-Ruby mit Baumnüssen. Die Dark Veterano Naranja Pralinen sind sehr gut gekommen. Man könnte sie zu Schnittpralinen weiterverarbeiten, die Ganache ist jedoch auch genügend weich, um sie zu Kugeln zu formen. Die Ruby-Kreationen muss ich noch bis Morgen stehen lassen, denn diese haben noch nicht angezogen. Aber Alles in Allem, ein gelungener Nachmittag.

Sonntag, 11. November 2018: Dessert-Variation

Liebes Tagebuch, liebe Leserinnen und Leser, heute durfte ich einen selbstkreierten Dessertteller an die Gäste bringen. Ich finde, es ist eine Riesenmöglichkeit, um meine Kreativität zu fördern und die Selbstständigkeit beim Arbeiten zu stärken. Wir haben einen Familienbetrieb, Thomy’s Genuss Center, mit einem Bankettsaal für bis zu 60 Personen und einen Kellerraum, den wir gebrauchen, wenn wir zwei Bankette miteinander haben oder die Personenzahl die Kapazität des «Stüblis» übersteigt.

Heute waren es 35 Personen. Beim Bestellen konnte sich der Gast zum Glück nicht für ein Dessert entscheiden. Also hat mein Vater «Dessert surprise» verkauft. Dieses Dessert durfte, wie gesagt, ich kreieren. Es war der 70. Geburtstag von einem Ehepaar. Ich habe eine Variation von Baumnussparfait, Waldbeer-Zimtmousse und Vermicelletörtchen auf Japonaisebödeli, garniert mit frischem Orangensalat zusammengestellt. Wenn ich solche Dinge gestalten und produzieren darf, experimentiere ich auch mit Rezepten herum. Ich schreibe sie nicht selber, aber ich verändere sie nach meinen Vorstellungen. Ob mir das Dessert gelingt oder nicht, ich lerne immer etwas daraus.

Mein Fazit zu heute: Japonaisböden: sehr gut, noch nie sind sie mir wirklich gelungen. Zimtmousse: nach Rezept, alles gut. Waldbeermousse: war gut aber entsprach nicht meinen Erwartungen. Nächstes Mal nehme ich nicht eine Joghurtmousse als Grundmasse. Orangensalat: eher schwierig zu produzieren, wenn mein Vater mir Clementinen nach Hause bringt. Ja, auch solche Dinge passieren.

Es ist immer schön, wenn man etwas zum Lachen hat. Für die grossen Möglichkeiten, deine Gelassenheit, wenn mir Fehler passieren (selbstverständlich mit einem Grinsen im Gesicht) und vor allem für die Clementinen, Danke Papi!

Montag, 19. November 2018: Das „Erwachsenen-Dasein“

Hallo liebes Tagebuch und liebe Leserinnen und Leser. Heute ist Montag. Zum ersten Mal schneit es hier. Passt schon irgendwie zusammen. Montag und der erste Schnee, nicht? Heute hatte ich Schule im ersten Lehrjahr. Ich muss sagen, ich freue mich immer auf die Schule. Vieles verändert sich mit dem älter werden. Die meisten Kinder finden die Schule anstrengend und Hausaufgaben doof. Genauso wie Gemüse und gesundes Essen. Heute gehe ich sehr gerne in die Schule und Hausaufgaben habe ich meistens nicht. Ein Vorteil des konzentrierten Arbeitens während den Lektionen. Ich mag Gemüse und liebe gesundes Essen. Apropos Essen, ich bin gerade mit einer Kollegin auf der Suche nach einem guten Restaurant, wo wir etwas essen gehen können, bevor wir ins Kino gehen. Meine Kollegin hat, im selben Betrieb wie ich nun, ihre Lehre absolviert. Sie ist dieses Jahr fertig geworden. Ich habe nur noch etwa drei Wochen mit Ihr zusammengearbeitet. Doch ich habe sie von Anfang an sympathisch gefunden und deshalb treffen wir uns jetzt. Wir haben eine gefühlte Ewigkeit gebraucht, bis wir ein passendes Datum gefunden haben. Probleme wie diese gehören wohl zum «Erwachsenen-Dasein».

Freitag, 30. November 2018: Adventszeit

Guten Abend liebes Tagebuch und liebe Leserinnen und Leser. Die Adventszeit beginnt und das Ende naht. Ich sitze gerade mit einer Tasse Apfelpunch an meinem Schreibtisch, höre Musik und bezahle meine Rechnungen. Früher war das ja so: Man durfte eine Wunschliste schreiben und an Weihnachten die Päckli auspacken, worin meistens etwas war, über das man sich gefreut hat. Heute ist es eher so: Nach einer Wunschliste fragt niemand mehr, Päckchen erhält man in Briefform und darin ist auch nie etwas, worüber ich mich freue. Ihr wisst was ich meine? Genau, Rechnungen. Versicherungsprämien über Jahresabrechnungen bis hin zu den wunderbaren Besorgungen für unsere Liebsten.

Das ganze Jahr spart man sich eine Summe zusammen, damit man ihr dann beim Verschwinden zusehen kann. Nun ja, was sein muss, muss sein. Kurz gejammert, nun zum schönen Teil. Meine Lehrzeit in der Küche war eingeteilt in strengere und weniger strengere Zeiten. Wie jetzt in der Backstube, gehört die Weihnachts- und auch Vorweihnachtszeit zu den strengeren Zeiten. Mir persönlich gefällt das. Speziell in der Weihnachtszeit wird die Stimmung intensiver als sonst. Ein warmer Kuschelpulli bringt doch ein gemütlicheres Gefühl als ein luftiges Sommershirt. Schon solche Kleinigkeiten, welche in der kalten Jahreszeit zur Notwendigkeit werden, tragen zu der Weihnachtsstimmung bei. Klar, mit intensiver Stimmung beziehe ich auch die ab und zu angespannte Stimmung ein. Meine Lösung für solche Fälle ist wie jetzt, eine Tasse Tee oder eine heisse Schokolade und etwas zu Essen. Am besten eingekuschelt auf dem Sofa, mit einem Buch in der Hand oder auch vor dem Fernseher falls ein Buch nach strengen Tagen zu schwer ist.

Was für mich bis jetzt speziell war dank der Weihnachtszeit, ist zum Beispiel das mit Couverture Arbeiten. Ich durfte Stiefel, Samichläuse, Engeli, Sterne und andere Formen schminken und ausgiessen sowie Pralinen herstellen. Hört sich für Sie vielleicht nach nichts Speziellem an, doch ich habe zum ersten Mal Formen gegossen und somit etwas Neues gelernt. Pralinen habe ich schon öfters gemacht – aaaber – Übung macht den Meister. Und ausgelernt hat man eh nie.

Etwas anderes, was auch spezieller ist, sind die Weihnachtsguetzli und das normale Konfekt, welches «weihnachtisiert» wird. Damit man jedes Jahr verschiedene Kreationen hat, ist Experimentieren eine gute Idee. Ich mache gerne ganz bodenständige Sachen, welche ich aber manchmal selber noch spezifiziere. Zum Beispiel hat meine Lehrmeisterin die Idee gehabt, zu einen Sablé-Teig Schokodrops und Orangenraps beizugeben. Einfach, aber trotzdem etwas Spezielles.

So, nun habe ich viel geschrieben über meinen momentanen Alltag. Dieses Wochenende habe ich frei und deshalb gehe ich heute Abend mit ein paar Freunden aus der Berufsmaturklasse ins Bowlingcenter. Ich freue mich auf den Muskelkater und einen superlustigen Abend. Und am meisten freue ich mich darauf zu erfahren, was und wie es im Moment bei den anderen so läuft. (Die BM habe ich erst vor einem halben Jahr abgeschlossen, deshalb ist es gerade so interessant wer was macht nach diesem Schuljahr.)

Samstag, 1. Dezember 2018: Kleine Pause vom Alltag

Hallo liebes Tagebuch und Hallo liebe Leserinnen und Leser. Gestern Abend war wie gesagt Bowling angesagt. Der Abend hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Es war unglaublich lustig und wir haben so viel geredet und gelacht. Angefangen mit Bowlen in zwei fünfer Teams, wobei wir auf der Anzeigetafel immer gespannt verfolgten wer Spitzenreiter auf dem letzten Platz war. Ein Team war schneller fertig als das andere, in welchem ich war, und ging weiter zu der Dartscheibe. Als wir wieder alle beisammen waren, splitteten wir uns wieder auf in eine Gruppe welche weiter Dart spielte und eine welche zum Billard Tisch ging. Ja, wir waren jetzt nicht die Profis und vielleicht haben wir das Spiel auch einmal vorzeitig beendet indem wir die schwarze Kugel versenkt haben, aber hei, mir haben meine Lachmuskeln wehgetan, so amüsant war das Ganze. Nach guten drei Stunden sind wir dann mal nach draussen gelaufen. Zum Abschluss des Abends entschieden wir uns, noch in eine Bar zu gehen. Bis wir einen Platz für zehn Personen gefunden haben hat es etwas gedauert, und am Sechsertisch war es dann auch überhaupt nicht mehr kalt. Der Töggelikasten, der in einer Ecke auf uns gewartet zu haben schien, wurde natürlich sofort beschlagnahmt. Ich weiss gar nicht mehr wieviele Einfränkler wir verbraucht haben, so etwa um zwei Uhr waren wir dann aber schon etwas erschöpft.

Zum krönenden Abschluss wurde den Nicht-Fahrern unter uns noch eine Runde Neu-Kreationen vom Barkeeper spendiert. Mein Fazit zu dem Abend ist eindeutig. Ich bin müde ist Bett gefallen und habe am nächsten Tag bis zwölf Uhr geschlafen aber so einen Abend habe ich gebraucht. Ich habe meinen normalen Alltag vergessen und habe einfach etwas gemacht wobei ich lachen konnte ohne einen speziellen Grund zu haben. Das mache ich auch sonst, aber ich denke Ihr wisst was ich meine. So einen ganzen Abend mit supertollen Leuten ist einfach noch das Sahnehäubchen auf der Lach-Torte.

Dienstag, 25.Dezember 2018

Hallo liebes Tagebuch und liebe Leserinnen und Leser. Heute sollte der grosse Stress ja schon vorbei sein. An mir ist das Ganze dieses Jahr irgendwie vorbeigesaust, ohne dass ich etwas davon mitbekommen habe. Ausser ein kleines stolzes Gefühl, weil ich alle meine wenigen Geschenke schon vor zwei Wochen einpacken konnte. Verschenkt habe ich sie bis jetzt leider noch nicht. Gestern wäre das Fest mit der Familie geplant gewesen. Doch diesen Abend habe ich krank im Bett verbracht. Ja, man merkt, die Sonne fehlt und der eisige Winterschnee naht. Schade nur, dass Weihnachten wiedermal ohne eine Schneeballschlacht gefeiert werden musste. Ich muss gestehen, Skifahren und Schneeballschlachten sind auch das Einzige was mir am Winter draussen gefällt. Ich bin wohl ein sogenanntes Sommerkind. Dazu fällt mir gerade ein Spruch für alle Sommer-Liebhaber ein. Der Spruch hängt an einer Zimmertüre bei meiner Grossmutter: Wer sich im Sommer über die Sonne freut, trägt sie im Winter in seinem Herzen. Wenn ich mich jetzt an den Sommer erinnere, kann ich mir die schöne Wärme der Sonne auf meiner Haut vorstellen. Natürlich, eine glitzernde Schneelandschaft ist wunderschön zum Betrachten. Durch ein Fenster. Eingekuschelt in warme Decken und mit einem Tee in der Hand. Yep, so sollte es okay sein. Wenn ich gerade von Tee schreibe: so einen werde ich nun kochen und mich dann auf mein Sofa setzen, etwas lesen und gemütlich den Rest des Abends verbringen bis ich zu müde zum Lesen bin. Gegen Ende des Jahres, nach allem Stress, darf man sich ohne schlechtes Gewissen einfach Zeit für sich nehmen (das sollte man natürlich auch sonst ab und zu). Feiertage sollten einem nicht noch zusätzlich Kraft rauben. Gerade das Fest der Liebe ist meiner Meinung nach dafür da Energie aufzutanken, indem man nach Hause kommt. Wo auch immer Zuhause für einen ist. Einfach dort, wo man sich wohlfühlt. In diesem Sinne, gute Nacht und bis im nächsten Jahr.

Das könnte Sie auch interessieren

Winterthurer Lernende für vier Wochen in Norwich (GB)