«Reload» wird am diesjährigen Kongress präsentiert – vorausgesetzt, der ZV gibt an seiner Sitzung vom 2. Mai definitiv grünes Licht. Dies haben die ZV-Delegierten an ihrer letzten Zusammenkunft in einer Konsultativabstimmung entschieden.

Die Struktur des Verbandes ist zu träge – und dies in einer Zeit, wo sich das Rad der Zeit rasant schnell dreht, wo sich der hart umkämpfte Markt rasch wandelt. Ziel ist es, mit dem Reorganisationsprojekt «Reload» den Verband und damit die gewerbliche Branche fit und agil für die Zukunft zu machen.

Die Ressourcen bündeln

Im Moment verfügt die Verbandsstruktur über vier strategische Gremien: Zentralvorstand, Geschäftsleitung sowie Stiftungsrat und Verwaltungsrat der Richemont Fachschule. Die Ressourcen sollen gebündelt werden. Die aktuelle Organisation stützt auf 2000 Mitglieder mit Geschäft, heute sind es noch etwas über 1400, mittelfristig rechnet man mit rund 1000.

«Wir verlangen keine Fusion»

Aus den vier strategischen Organen soll ein schlagkräftiges, flexibles Gremium werden. In diesem neuen Verwaltungsrat werden 9 bis maximal 15 Personen wirken. Er wird aus Mitgliedern mit definierten Funktionen (wie z.B. Finanzen, Bildung, Detailhandel etc.) sowie aus Vertretern der Regionen Romandie, Bern-Solothurn, Basel-Aargau, Innerschweiz, Zürich-Schaffhausen, Ostschweiz und eventuell Tessin bestehen. «Die Kantone müssen sich wegen «Reload» nicht zusammen schliessen», betonte SBC-Verbandspräsident Silvan Hotz an der letzten Zentralvorstandssitzung. «Wir verlangen keine Fusion der Kantonalverbände!» Auch im Zusammenhang mit der Wahl der Regionalvertreter in den Verwaltungsrat ändere sich nichts. Ausser, dass künftig nicht mehr einzelne Kantone, sondern Regionen zuständig seien. Die Kantone müssten sich innerhalb der Region untereinander absprechen.

Positiver Grundtenor

Der Grundtenor zur Zusammenlegung des ZV und der GL/VR sei positiv, stellte Silvan Hotz einleitend fest. Als Schwierigkeit werde von vielen Kantonalpräsidenten die zukünftige Kommunikation angesehen (siehe Fazit Umfrage Kantonalpräsidenten in «panissimo» 2/2019). Darauf werden die Verbandsspitze wie auch die jeweiligen Vertreter aus den Regionen eine grosse Aufmerksamkeit richten müssen. «Der neue VR wird gefordert sein», so Hotz.

Engagierte Diskussion

Die anschliessende Diskussion wurde engagiert und kontrovers geführt. Es wurde über Fragen wie «Wer wählt die Regionalvertreter? Wer entscheidet über die Entschädigung des Verwaltungsrates? Wie wird die Vertraulichkeitsregel gehandhabt? Soll der Kongress-Entscheid zum Projekt Reload um ein Jahr vertragt werden?» debattiert.

Tempo wegnehmen?

Einzelne Rednerinnen und Redner unterstrichen die Wichtigkeit, dass mindestens eine Vertreterin des Detailhandels im Verwaltungsrat vertreten ist. André Müller (SH), aktuelles Mitglied der Übergangsorganisation, unterstrich, dass man mit dieser neuen Struktur ein Oberdach schafft. Die Arbeiten würden in den Kommissionen stattfinden. Vor allem Vertreter aus der Zentralschweiz äusserten Befürchtungen, an Einfluss zu verlieren. Adrian Knobel (SZ) will verhindern, «dass die Kantone vor vollendete Tatsachen gestellt werden». Franz Willi (LU) befürchtet unter anderem mit der Abschaffung des ZV den Verlust von demokratischen Werten. Hans Jenny (GL) plädierte dafür, beim «Reload»-Zug etwas Tempo wegzunehmen und ein Stopp um Minimum ein Jahr einzulegen. Die gleiche Meinung vertrat Nicolas Perriard (NE), der vor einer Entgleisung warnte.

Direkter und moderner

Anders tönte es aus der Ostschweiz: Der Kanton St. Gallen unterstütze das Reorganisationsprojekt «Reload», erklärte Roland Räber (SG) mit Bestimmtheit. Mit dem OBC-Gefäss bestehe eine vorteilhafte Struktur, beschrieb Arnold Koller (AR) die Situation in seiner Region. Die Aufgaben müssten strukturiert angegangen werden. Denise Jaeggi stimmte ihrem Vorredner zu: «In der Region Bern-Solothurn funktioniert es, auch die Kommunikation.»
Aus Sicht von Finanzchef Martin Schnyder darf nicht gewartet werden. «Der Verband muss jetzt handeln!» Jean-François Leuenberger (JU), Mitglied der Übergangsorganisation, erinnerte daran, dass es ähnliche Diskussionen im Zusammenhang mit den früheren Sektionen gegeben habe. «Man liebt es nicht, Gewohnheiten zu ändern.» Aber der Verband müsse direkter, moderner werden. Nach «Reload» habe man weiterhin die Möglichkeit regional bzw. kantonal zu agieren. Man könne das Projekt immer auf morgen verschieben. Es gebe immer jemand, der ein Komma ändern möchte. Jean-François Leuenberger rief die Mitglieder auf, mutig zu sein. «Wir werden Fehler machen. Aber wir werden auch in einem Jahr Fehler machen», hob er hervor. Peter Lyner (ZH) äusserte sich überzeugt, dass «Reload» funktionieren wird.

Bis 6. März

In einer Konsultativabstimmung sprach sich der Zentralvorstand mit 23 gegen 7 Stimmen dafür aus, dass der Reorganisationprozess «Reload» am diesjährigen Kongress präsentiert wird – vorausgesetzt, der ZV gibt an seiner Sitzung vom 2. Mai definitiv grünes Licht. Bis zum 6. März können die Kantonalpräsidenten sowie die Vertreterinnen des Detailhandels weitere offene Fragen an den SBC-Präsidenten Silvan Hotz senden. Diese Themen werden an der kommenden ZV-Sitzung diskutiert werden.

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