Die Willi Beck AG im luzernischen Ruswil feiert ihr 130-jähriges Bestehen. Verliefen die ersten gut 100 Jahre eher ruhig, waren die letzten 20 Jahre geprägt von Wachstum und Veränderungen.

1889 gründete Urgrossvater Franz Willi die Bäckerei in Ruswil. 1991 übernahm der vierte Franz Willi – und letzte mit diesem Namen – gemeinsam mit seiner Ehefrau Christina den Betrieb. «Das Haus und die Backstube waren alt», erinnert sich der Innerschweiz Bäcker-Konditor im Gespräch mit «panissimo». Im gleichen Haus befand sich auch eine Wohnung. Da ist Franz Willi aufgewachsen, «mit dem Brotduft». Bereits als kleiner Bube hat er im Laden mitgeholfen. Von Anfang an war für ihn klar, dass er den Bäckerberuf erlernen wird. Seine Lehre hat Franz Willi in der Bäckerei-Konditorei Koller in Sursee absolviert. «Ich habe mit Leib und Seele meinen Beruf erlernt!» Anschliessend arbeitete er bei Sticher in Hochdorf und in der Confiserie Kammermann in Luzern. Dort hat er als Bäcker-Konditor die Meisterprüfung erfolgreich absolviert, bevor er den Betrieb seiner Eltern übernahm.

Ein zehnjähriges Hin und Her

Für Franz Willi stand von Beginn weg fest, dass sich in diesem in die Jahre gekommenen Betrieb etwas ändern muss. Sein Plan: Das alte Haus abreissen und ein neues erstellen. Doch das war einfacher gedacht als getan. Denn das Gebäude stand unter Denkmalschutz. Die kantonalen Instanzen seien sich nicht einig gewesen, wie dieser Neubau aussehen sollte. «Sie haben sich gegenseitig ausgehebelt», erzählt Franz Willi. Fast zehn Jahre dauerte das Hin und Her. 150 000 CHF habe er für die Planungsarbeiten ausgegeben. Dann endlich der Entscheid der Behörde: Das alte Haus erhalten und einen Anbau erstellen. Dies löst bei Franz Willi noch heute Kopfschütteln aus: «Die Substanz des alten Hauses war schlecht! Der Laden in einem katastrophalen Zustand.» Für Franz Willi war klar: Darin investiert er keinen einzigen Franken mehr.

Von Ruswil nach Sempach

Deshalb entschied er sich im Jahr 2000, den Geschäftssitz mit Produktion aus Ruswil auszulagern. In Sempach übernahm er die traditionelle Bäckerei-Konditorei Stürmlin inkl. Filiale. Vier Jahre später konnte in der Sempacher Oberstadt ein Neubau mit modernsten Produktionsmöglichkeiten eingeweiht werden.

Ein weiterer Anlauf

Ruswil verlor eine von noch drei Bäckereien. Vorübergehend. Denn 2006 klopfte die ortsansässige Genossenschaft für sozialen Wohnungsbau bei Franz Willi an. Man plane Alterswohnungen im Stockwerkeigentum zu erstellen. Der Luzerner Geschäftsmann war bereit, gemeinsam mit dieser Organisation einen weiteren, letzten Anlauf zu nehmen. Das Projekt war nicht ohne Risiko behaftet: «Nach dem Wegzug wurde ich von einigen Ruswilern als Fahnenflüchtiger betrachtet», erklärt Franz Willi. Das Vorhaben konnte jedoch dank Architekturwettbewerb realisiert werden. 2009 konnte die Filiale Willi Beck mit Café in Ruswil feierlich eröffnet werden.

Rund 80 Mittagessen

Der Mut hat sich gelohnt. Franz Willi ist zufrieden und stolz auf das Resultat. Das Selbstbedienungsrestaurant ist zur Mittagszeit stark frequentiert. Es zählt 80 Sitzplätze. «Wir platzen fast aus allen Nähten, der Andrang ist gross.» Grundsätzlich wäre genügend Platz, um das Restaurant noch zu erweitern. Aber in der Küche könnte man die zusätzlichen Kapazitäten nicht fassen. Rund 80 Mittagessen werden täglich verkauft, im Restaurant oder als Take-away. Angeboten werden ein Tagesmenü, ein Wochenhit sowie eine Suppe und ein Salatbuffet. Die Salate werden täglich frisch gemacht – «alles Handwerk!» betont Franz Willi.

Stolz auf sein Team

Neben dem Bäckerei-Laden hat es nebeneinander im gleichen Gebäude eine Metzgerei-Filiale sowie eine Papeterie. Sie befinden sich in unmittelbarer Nähe eines Coop-Einkaufszentrums, was für Kundenfrequenz sorgt.
Die Mittags-Rushhour ist vorüber. «panissimo» stellt Franz Willi noch eine letzte Frage: «Worauf sind Sie besonders stolz?», wollen wir wissen. «Auf das ganze Personal, auf unser Team. Ich habe sehr gute Mitarbeitende. So kann ich mich regelmässig erholen und habe Zeit, um strategisch zu denken», antwortet er spontan und ergänzt: «Dank dem grossen Einsatz und dem wirtschaftlichen Mitdenken des ganzen Teams sind wir sehr erfolgreich und können die nötigen Investitionen für eine gesicherte Zukunft an­gehen.»

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Willi Beck AG

Die Willi Beck AG gehört Christina und Franz Willi. Sie führen diese in vierter Generation.
Die Produktion befindet sich in Sempach (LU). Von dort werden sechs Verkaufsstellen (in Sempach, Sempach-Station sowie in Neuenkirch, Hellbühl, Ruswil und Wolhusen) beliefert. Insgesamt beschäftigt die Willi Beck AG 75 Mitarbeitende. In Ruswil sind es 11 Personen mit total 750 Stellenprozenten.

Rezept für den Erfolg

Wie lautet das Rezept von Franz Willi für einen wirtschaftlichen Erfolg in unserer Branche?

  • Die Arbeitsprozesse müssen optimiert werden, damit die Personal­kosten so tief wie möglich sind. Chargengrösse optimieren, genügend Kühl- und TK-Kapazität, jeder soll sein eigener Hiestand sein.
  • Legt grossen Wert auf die Qualität, auch beim traditionellen Sortiment, egal ob Ruchbrot oder Crèmeschnitte! Kompromisse, um beispielsweise bei der Nachtarbeit zu sparen, sind hier fehl am Platz.
  • Mit der Gastronomie sollen nicht Umsatzeinbussen kompensiert werden. Zuerst müssen die Hausaufgaben gemacht werden. Die Gastronomie ist ein tolles Zusatzangebot zur Ergänzung unseres
  • Kerngeschäfts.

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