Nun liebes Tagebuch, liebe Leserinnen und Leser
In letzter Zeit haben sich die Ereignisse in meinem Leben ein wenig überschlagen. Ein Ereignis ist, dass ich einen neuen Lehr­betrieb habe. Das Warum ist Vergangenheit. Aber über das Jetzt kann ich euch schon ein wenig erzählen: Ich arbeite nun seit etwa zwei Wochen dort und es gefällt mir unglaublich gut. Mir gefällt die Arbeit, und das Team ist super! Ich freue mich jeden Morgen darauf, zur Arbeit zu fahren. Im Moment ist auch bei uns die Osterproduktion in vollem Gange. Letzte Woche durfte ich mit Nadja, meiner Lehrmeisterin, Designer-Hasen dekorieren. Die einzigen Vorgaben, die sie mir gemacht hatte, waren «Die Hasen müssen schön sein!» und «Lass deiner Kreativität freien Lauf!» Da ich nicht jeden Hasen fotografieren konnte, habe ich euch einfach die Foto von einem Hasen, den Nadja speziell für mich hergestellt hat, gemacht. Ich bin so begeistert von diesen Hasen, dass ich direkt selbst einen gekauft habe. Er beobachtet mich gerade beim Schreiben und wartet darauf, gegessen zu werden.
Soviel zu meinem Start in der Bäckerei Frei, Filiale Café Himmel in Baden, Aargau. Ich freue mich unglaublich auf die kommende Zeit. Ich habe schon jetzt viel gelernt und weiss, dass ich von nun an meine Ausbildnerinnen und Ausbildner mit unzähligen Fragen quälen darf. Manchmal schlägt das eigene Leben Wege ein, die man selbst nicht versteht. Doch am Ende der Strasse, vor einer neuen Kreuzung, beginnt man zu erkennen, dass es vielleicht einfach so hatte sein sollen.

Ein Wochenende im Chalet

Hallo liebes Tagebuch, hallo liebe Leserinnen und Leser.

Als ich meinen letzten Artikel verfasst habe, war ich gerade mit Freunden im Wallis. Ich sass auf einem bequemen Doppelbett in einem sehr schönen Chalet. Wie es dazu kam? Zwei Freundinnen aus der Berufsmaturaklasse haben mich vor einiger Zeit gefragt, ob ich Lust hätte auf ein Wochenende in einem „Luxus-Chalet“ zusammen mit sieben weiteren Personen. Allzeit bereit für ein Abenteuer, habe ich mich der Gruppe angeschlossen. Ich hatte keine Vorstellung davon, wie dieses Wochenende wohl werden wird. Vielleicht wollen einige Schneesport treiben? Hat es überhaupt Schnee? Wie vertreiben wir uns die Zeit so fernab von der Shopping-Zivilisation?
as Wochenende entwickelte sich dann folgendermassen:

Kaugummi-Käse
Gegen Freitagabend hatten wir alle ein Bett bezogen und waren so richtig angekommen. Ganz klar hat man nach einer dreistündigen oder noch längeren Autofahrt Hunger. Geplant war für den ersten Abend ein Fondue. Was sich eigentlich einfach anhört, entpuppte sich dann doch als ein kniffliges Unterfangen. Wie bereitet man nun eine Fonduekäsemischung richtig zu? Für zehn Personen. Die Käsemenge wäre richtig gerechnet gewesen. Doch das mit dem Wein haben unsere ganz und gar nicht Alkohol-Liebhaber nicht so richtig geplant: Sie hatten einen ganzen Liter Weisswein zu wenig eingekauft. Auf den Berechnungsfehler folgte ein Verständnisfehler. Und zwar beim Lesen der Zubereitungsanweisung. Kurz nebenbei: Ich habe mich zurückgehalten und sozusagen geschwiegen und genossen (zumindest bis es darum ging, dieses Etwas aus der Fonduepfanne zu essen). Was auch immer die Köche gemacht haben, es führte dazu, dass wir schliesslich Kaugummi mit Käsegeschmack auf unsere Brotstücke zu kleben und diese zu geniessen versuchten. Was mit dem Essen nicht funktioniert hat, wurde mit einem Abend mit viel Lachen wieder wett gemacht.
Am nächsten Morgen wurden Frühaufsteher sowie Langschläfer enttarnt. Ich habe mich in die Mitte gequetscht und bin aufgewacht, als die Frühaufsteher das Frühstück zubereitet und die Langschläfer noch nicht alles weggefuttert hatten. (Ich habe auch ganz sicher nicht im Bett gewartet, bis mich der Duft nach frischen Pancakes erreicht hat.)
Gegen Abend stand dann ein Töggeliturnier an. Wir haben Teams ausgelost und nach einem einfachen Spielplan ganz gemütlich ein Spiel nach dem anderen gespielt. Zuvor haben einige von den Studenten gelernt und ein paar andere (ich auch) machten einen Spaziergang. Wir gingen nicht weit, aber danach hatten wir Hunger. Also kochten wir Spaghetti mit Tomatensauce. So nett wie wir sind, haben wir die Fleissigen gefragt, ob sie auch Hunger hätten. Sie verneinten. Und dann? Plötzlich sassen alle am Tisch und warteten darauf, dass die Spaghetti fertiggekocht waren. So läuft das mit dem Essen.
Da dies der zweite und somit auch der letzte Abend war, sassen wir einfach gemütlich herum, haben geredet und gelacht. Einige haben zwischendurch den Jacuzzi und die Sauna voll ausgenutzt.

Immer wieder gerne
Die Zeit verging schnell. Schon standen wir wieder mit gepackten Koffern vor dem Chalet und verabschiedeten uns. Ich habe sechs neue Personen kennengelernt. Auch sie haben sich vorher nicht alle gekannt. Ich habe es genossen, unter neue Leute zu kommen und zu sehen, wie viele verschiedene Persönlichkeiten es doch gibt. Wir waren zehn Personen und jeder einzelne hat einen komplett anderen Hintergrund. «Unglaublich interessant» und «super erfolgreich» sind die beiden Begriffe, mit denen ich dieses Abenteuer beschreibe. Und da für das Töggeliturnier ein Wanderpokal angefertigt wurde, sage ich: immer wieder gerne.

Überbetrieblicher Kurs 2

Guten Abend liebes Tagebuch, guten Abend liebe Leserinnen und Leser.

Nach dem Wochenende auf dem Berg ging es wieder zurück ins Flachland und direkt in den ÜK. In diesem ÜK nahmen wir Konditoreiprodukte durch. Wie immer, wenn es etwas zu lernen gibt, gehe ich gerne hin. Wir arbeiteten in Teams und schauten einander bei besonders wichtigen Arbeitsschritten über die Schultern. Wir machten Biskuits, Buttermassen, Makronenmassen, Schneemassen, Ganache, Konfekt, Stückli, Honiggebäck, Patisserie, Cremen und Cakes.
Zwei Dinge haben mich besonders fasziniert. Zum einen der Zitronencake. Wir haben exakt dasselbe Rezept zweimal abgewogen. Dann haben wir das eine zum Cake ohne Gupf und das andere zum Cake mit Gupf verarbeitet. Das Ganze ist eigentlich seh simpel, und trotzdem finde ich es total interessant.

Faszinierende Erkenntnis

Die andere Sache war die Creme bavaroise. Ebenfalls zweimal das genau gleiche Rezept, doch variierend in der Zubereitung – traditionell und mit der neuen Methode. Ich habe immer gedacht, Rahm müsse rein sein, damit er schlagbar ist. Doch Herr Fuchs, der ÜK-Instruktor, hat mir das Gegenteil bewiesen. Wir haben die fertige Creme mit flüssigem Rahm gemischt, sie vakuumiert, über Nacht auf 1°C (!) durchgekühlt und dann wie reinen Rahm aufgeschlagen. Es hat tatsächlich funktioniert. Ich weiss, viele von euch werden dies schon wissen, für mich jedoch war diese Erkenntnis faszinierend.
Am letzten Tag durften wir unserer Fantasie freien Lauf lassen. Grösstenteils zumindest. Bevor wir loslegen durften, zeigte uns Herr Fuchs noch einige Bilder mit Produkten von anderen Schülern, um zu erklären, was daran gut ist und was wir doch bitte unterlassen sollten. Danach hiess es, ran an die Schokoladenkugeln. Jeder durfte drei Kugeln so dekorieren, dass diese als Gesicht fungierten. Ich habe ein Schwein, einen Affen (bei genauerem Hinsehen) und einen Hasen kreiert. Zu meinem Hasen hat Herr Fuchs gesagt, dass das Gesicht ein wenig falsch platziert worden sei. Stimmt. Auf meinem Foto sieht man es nicht, denn es kommt auf den Blickwinkel kommt an. Aber von vorne betrachtet war die Nase an der Stelle, an der die Augen hätten sein sollen.
Somit war der ÜK 2 abgeschlossen. Ich habe einiges gelernt und anderes wieder aufgefrischt. Zum Glück habe ich bei den Buttermassen besonders gut aufgepasst. Zwei Wochen später hatten wir einen Test über genau dieses Thema.

Partybrot in der Schule

In der Schule haben wir diese Woche ein Partybrot in Hasenkopfform hergestellt. Herr Ziegler hat uns in Zweiergruppen eingeteilt. Ich war mit Naweed in einer Gruppe. Wie es oft passiert in der Gestaltungsstunde, entsteht hier und da ein «kleines Riesenchaos». Viele Papierstücke vom Zuschneiden der Formen und Lagen; Mehl auf Tisch, Boden und Schülern (ein kleiner Teil landete zum Glück dann doch noch auf dem Brot); Teigreste, die wieder neu ausgerollt werden mussten und so weiter… Naweed und ich waren ein gutes Team. Ich habe nicht ganz mitbekommen, dass die Arbeit benotet wird, und habe Naweed gesagt, ich würde ihm den grössten Teil der Arbeit überlassen. Nicht weil ich zu faul war, sondern, weil ich im zweiten Lehrjahr schon zweimal ein Partybrot gemacht habe. Ich habe dann versucht zu assistieren. Irgendwann habe auch ich mitbekommen, dass es eine Note gibt. Zuerst dachte ich: „Oh, Mist, ich hätte genauer mitarbeiten sollen!“ Doch beim näheren Betrachten des Brotes konnte ich beruhigt sein. Das Brot sah wirklich gut aus. Der einzige Fehler war, dass wir das Brot zu nass bestrichen hatten und dann das Staubmehl aufgeweicht wurde. Dieser Fehler war eigentlich kein Fehler, sondern eine weitere Lektion in der Herstellung von Partybrot und worauf man achten muss. Also falls du das liest, Naweed: Wir (du) haben das super gemacht!

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