Der Luzerner Bäcker-Konditor Willi Suter tritt an der Pistor-Generalversammlung vom 15. Mai nach 16-jährigem Wirken im Verwaltungsrat zurück. Zwölf Jahre lang amtete er mit Umsicht und als verbindendes Glied zwischen Pistor und der gewerblichen Branche als Präsident. «panissimo» blickte mit ihm zurück und in die Zukunft.

Mitte Mai schliessen Sie das Kapitel Pistor. Was überwiegt mehr, die Vorfreude oder die Wehmut?
In meiner Anfangszeit als Präsident führte ich die Amtszeitbeschränkung ein. Ich mag keine Sesselkleber, ich mag es nicht, wenn Personen den Abgang verpassen. Für das Unternehmen ist es sehr wichtig, dass diese Veränderung alle zwölf Jahre stattfindet. Nach dieser Zeit ist man etwas ausgelaugt, wird man langweiliger und spürt den Schleier der Altersmilde. Das ist für eine Firma tödlich.
Ich bin sehr dankbar, durfte ich das Vertrauen der Eigner zwölf Jahre lang spüren. Zudem schätze ich mich glücklich, nie eine Verwaltungsratssitzung verpasst zu haben. Meine Leidenschaft war immer präsent. 
Vorfreude oder Wehmut? Dass ich es so nehmen kann, hat mit Leidenschaft zu tun – und mit Dankbarkeit, dass ich diese superschöne und spannende Zeit erleben durfte. 

Während Ihrer Amtszeit hat sich die Marktsituation in unserer Branche stark verändert. Wie beurteilen Sie diesen Wandel?
Ja, der Markt bewegt sich ständig. Da heisst es: Augen auf! Hinausschauen, versuchen, die Veränderungen anzunehmen, sich anpassen. Dies gelingt nicht immer. Es gibt kein Universalrezept. 

Welches waren die grössten Herausforderungen während Ihrer Amtszeit?
Mich als Präsident zu positionieren und in meinem Verwaltungsratsumfeld die Prozesse und die Strukturen nach meinen Vorstellungen anzupassen. Ich hatte zu Beginn keine grosse Erfahrung als Verwaltungsratspräsident. Wir haben deshalb den gesamten Verwaltungsrat von einem Profi total durchleuchten und zertifizieren lassen. Dieser Prozess hatte so lange gedauert, bis wir Sicherheit und die Erkenntnis gewonnen hatten, dass wir die geeigneten Werkzeuge gewählt hatten, dass die Sitzungen effizient, leistungsorientiert und vollumfänglich abgehalten werden. Das beginnt bei der Traktandenliste und hört beim Protokoll auf. 

Was hat Sie besonders überrascht?
Die zahlreichen positiven Echos, die ich erhalten habe. Ich habe zwar manches laute Telefon gekriegt. Meistens handelte es sich um die Preisgestaltung. Am Schluss eines solchen Gesprächs wurde aber immer betont, wie viel Gutes Pistor tut. Ich habe von der Branche extrem viel Dankbarkeit gespürt. 

Welches war Ihr schönstes Erlebnis während Ihrer Amtszeit?
Die Zusage von Markus Lötscher im Jahr 2008, das Amt als CEO anzunehmen. 

Was zeichnet ihn aus?
100 % Loyalität. Ein sehr starker Stratege und unglaublich fleissig. Er ist mit sich im Reinen, und das passt perfekt zu Pistor. CEO und VRP müssen funktionieren, sonst wird die Luft dünn. 

Was haben Sie zur Unterstützung unserer Branche persönlich beigetragen?
Dank klaren Vorstellungen, was die Positionierung der Pistor betrifft, haben wir ein starkes Unternehmen. Das hat der Verwaltungsrat gut gemacht und das werden unsere Nachfolger ebenso gut machen. Es ist auch gar nicht so schwierig. Denn: Wir haben ausgezeichnete Voraussetzungen und eine sehr loyale Eignerschaft. Man muss einfach zuhören und mit viel Empathie spüren, was der Kunde will. 

Ihr designierter Nachfolger Daniel Eichenberger übernimmt das Zepter in einem hart umkämpften Markt­umfeld. Wo steht die Pistor heute?
Wir sind bereit, die künftigen Herausforderungen anzunehmen. Im Wissen, dass es anders sein wird als bisher. Wir erleben in unserer Branche einen schrumpfenden Markt. In der Gastronomie sehen wir etwas mehr Chancen. Seit Jahren beschäftigt sich der Verwaltungsrat mit der Frage, wo Pistor in Zukunft erfolgreich wirtschaften könnte. Den Zugang zu den neuen Geschäftsfeldern zu finden, gehört mit zur Aufgabe des Strategiegremiums. 

Welches sind die Geschäftsfelder der Zukunft?
Wir haben zahlreiche Spielwiesen, auf denen wir uns bewegen. Eine aktuelle davon ist beispielsweise der Bereich Care. Auch im Zusammenhang mit der Digitalisierung werden viele Ressourcen gefordert. Pistor wird sich den aktuellen und kommenden Veränderungen anpassen müssen! Im Verwaltungsrat werden künftig neben Branchenkenntnissen beispielsweise auch Kompetenzen in der IT und in Medizinaltechnik gefragt sein. Was ganz, ganz wichtig ist: Es müssen Unternehmer in diesem Verwaltungsrat mitwirken. Die Branche spielt keine so grosse Rolle mehr. Wichtig ist, dass sie die Bereiche abdecken, die wir im Verwaltungsrat definiert haben. Dies unserer Branche aufzuzeigen, wird eine Herausforderung sein. Ich werde dies an der GV noch tun, eine meiner letzten Punkte, die ich un­bedingt noch verankern möchte. 
Es soll nicht der Eindruck ent­stehen, man wolle der Branche entweichen. Das ist überhaupt nicht das Thema. Wir wissen, woher wir kommen. Aber in der Verantwortung für diese Basis müssen wir ­diesen Weg gehen. 

Die Fortsetzung des Interviews finden Sie in der «panissimo»-Ausgabe Nr. 9 vom 3. Mai 2019.

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Willi Suter

Willi Suters Berufslaufbahn begann 1975 mit der Lehre bei Kreyenbühl in Luzern. Willi Suter ist mit Madeleine Suter, eidg. dipl. Verkaufsleiterin HFP, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Madeleine junior ist 29-jährig und seit Sommer 2016 Mit-Personalverantwortliche bei Suter’s. Sohn Henry (26) hat ein Studium in Lebensmittelwissenschaft abgeschlossen.

Beruflicher Werdegang 

  • 1975 – 1978: Bäcker-Konditor-Lehre, Bäckerei Kreyenbühl, Luzern «verdammt harte Lehre – heute sage ich Danke dafür …»
  • 1978 – 1985: Militärlaufbahn, Hptm Vsg Trp
  • 1982 – 1992: Berufsschullehrer SIBP, Gewerbeschule Willisau
  • Ab 1993: Vorstandsmitglied Bäcker-Konditorenmeister-Verband Kanton Luzern
  • 1984: Wirteprüfung
  • 1985: Meisterprüfung HFP
  • 1987: Übernahme des elterlichen Bäckerei-Betriebs in Schötz
  • 1990: Gründung Supronto Back AG, Produktionsbetrieb in Egolzwil
  • 1992: Gründung Futura Back AG, Produktion industrielle Fertigung
  • 1990: Experte Lehrabschlussprüfungen
  • Seit 1996: Experte Berufsprüfungen
  • Seit 1998: Experte Höhere Fachprüfungen
  • 1994 – 2000: Mitglied Zentralvorstand SBKV
  • 2000 – 2007: Mitglied der Geschäftsleitung SBKV
  • 2003: VR Pistor Holding, Pistor Betriebs AG
  • 2005: Vizepräsident VR Pistor Holding, Pistor Betriebs AG
  • 2005 – 2006 Kaderausbildung MBA, HSG St. Gallen
  • 2007: LKW-Führerausweis
  • Seit 2007: Verwaltungsratspräsident Pistor Holding, Genossenschaft, Verwaltungsratspräsident Pistor AG, VRP der Proback AG
  • 2013: Übernahme Suter’s Meile, Luzern

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