Am 12. Mai ist Muttertag – ein wichtiger Tag für die Bäckerei-Confiserie-Branche. Dieses Jahr stehen beim «panissimo» jedoch nicht die köstlichen Produkte, sondern eine berufstätige Mutter im Fokus, die das ganze Jahr den Spagat macht.

Die 30-jährige Gabriela Haller ist diplomierte Bäcker-Konditorin und Mutter eines dreijährigen Sohnes. Ihr Partner Martin Laube ist Inhaber der Stadtrösterei Solothurn und der Bäckerei Laube AG in Derendingen, wo die junge Mutter für den Verkauf und die Administration verantwortlich ist. Das alles unter einen Hut zu kriegen, ist nicht einfach …

Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Beruf und Familie?
Auf Dauer ist es schwer. Ich empfinde es als sehr anstrengend, allen gerecht zu werden. Das Spielen mit meinem Sohn geniesse ich nun zum Beispiel bewusster. Momente wie diese werden spezieller, weil ich nicht jeden Tag die Zeit dazu finde.
Ich bin auf mein Umfeld angewiesen. Der Familienzusammenhalt und das Verständnis füreinander sind wichtig. Ausserdem ist es wichtig, dass ich meinen Mitarbeitenden vertrauen und mich auf sie verlassen kann.

Was ist die grösste Herausforderung?
Die Zeit richtig einzuteilen und allem gerecht zu werden − und sich selbst dabei nicht zu vergessen.

Wie organisieren Sie Ihren Alltag?
Die Familienplanung ist im Arbeitsplan integriert. Ich bin darauf angewiesen, dass ich flexibel sein kann. Wenn ich arbeite, wird mein Sohn von einer Tagesmutter betreut oder ich bringe ihn die Spielgruppe oder zu seiner Grossmutter.

Was passiert, wenn Sie krank sind?
Da die Betreuung auf mehrere Personen abgestützt ist, kann ich jederzeit ausweichen. Ich bin darauf angewiesen, dass mein Umfeld flexibel ist. Die Grossmutter oder die Tagesmutter sind zum Beispiel viel flexibler. In den Ferien, ausserhalb der Öffnungszeiten oder bei Krankheit meines Sohnes, kann ich ihn nicht in die Spielgruppe bringen.

Arbeiten noch andere Mütter in Ihrem Betrieb?
Ja, sechs Mütter von Klein- oder Schulkindern. Ich habe mehr Verständnis, seit ich selbst Mutter bin. Aber ich sehe auch, wie sich die Prioritäten der Mütter verändern. Da ich es nun besser einschätzen kann, bin ich eher bereit Mütter einzustellen. Ich habe in meinem privaten Umfeld gesehen, wie viele Mütter wieder arbeiten möchten, aber keinen Job finden.
In unserer Branche hat es Platz für Mütter. Die Arbeitseinsätze sind flexibel. Denn es gibt viele verschiedene Schichten, die abgedeckt werden müssen.

Wie ist die Arbeitseinstellung der Mütter in Ihrem Betrieb?
Sie schätzen es, arbeiten zu dürfen. Einige sind auf das Einkommen angewiesen, andere arbeiten, damit sie einen Ausgleich haben.

Was bedeutet der Muttertag für Sie?
Als Kind war der Tag sehr wichtig für mich. Es lag mir am Herzen, meiner Mutter etwas zu schenken. Heute sehe ich vor allem die wirtschaftliche Bedeutung für unseren Betrieb. Im ersten Jahr nach der Geburt meines Sohnes nahm ich es noch nicht wirklich wahr. Aber je älter er wird, desto mehr bedeutet der Tag für mich.

Haben Sie spezielle Pläne für den Muttertag?
Bis jetzt pflegen wir kein spezielles Ritual. Ich denke, das wird sich ändern, sobald mein Sohn älter ist und in die Schule geht.

Hat sich etwas geändert seit Sie selbst Mutter sind?
Ich habe meine Einstellung sehr geändert, seit ich Mutter bin. Ich habe die Belastung oder die Sorgen einer Mutter etwas belächelt und nicht wirklich ernst genommen.
Ich gebe zu, ich habe es unterschätzt.

Welche Tipps würden Sie einer werdenden Mutter geben?
Lassen Sie es auf sich zukommen, denn es kommt nie so wie man denkt. Es ist ein neues Leben und es braucht etwas Zeit, bis Sie dort ankommen.

Nehmen Sie sich ab und zu Zeit für sich?
Sehr selten. Die Zeit, die ich mir für mich nehme, teile ich gerne mit meinem Sohn. Die Momente sind viel kürzer, und ich geniesse sie bewusster.

Was machen Sie, wenn Ihnen alles über den Kopf wächst?
Ich setze mir Prioritäten. Mein Sohn ist zum Sinn meines Lebens geworden. Die Momente zusammen mit ihm holen mich wieder auf den Boden zurück und zeigen mir, wofür ich das alles mache.

Was sind die Vor- und Nachteile davon eine berufstätige Mutter zu sein?
Der Vorteil ist, dass ich flexibler bin. Ich kann mir die Arbeit anders einteilen und wenn nötig von zu Hause aus arbeiten.
Der Nachteil ist, dass ich nicht mehr voll einsatzfähig bin. Es ist schwierig, alles unter Kontrolle zu halten und den Überblick zu behalten.
Schlussendlich hat alles Vor- und Nachteile, aber man sollte das Positive daraus ziehen.

Wie sieht ein schöner Tag als Mutter für Sie aus?
Wenn die ganze Familie zusammen ist, wir keine Termine haben und den Tag so nehmen können, wie er kommt.

Machen Sie ab und zu Ferien mit Ihrer Familie?
Wir machen jedes Jahr Ferien. Wir verbringen diese jedoch nie zu Hause, da wir sonst automatisch trotzdem im Betrieb arbeiten. Es sind immer gute Mitarbeitende da, die Verantwortung übernehmen können.

Welchen Wunsch haben Sie für die Zukunft?
Dass wir gesund bleiben und das Leben geniessen können. Ich versuche immer, mich auf das Positive zu konzentrieren.

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