Die kreative 2-Personen-LerngruppeLiebes Tagebuch, liebe Leserinnen und Leser
In meinem neuen Ausbildungsbetrieb habe ich mich super eingelebt. Besonders in Alina, meiner Mitauszubildenden, habe ich eine tolle, kreative Lernfreundin gefunden. Sie ist genauso motiviert wie ich und will möglichst viel lernen. Da gerade die Osterfeiertage anstanden, bot sich für uns die erste perfekte Gelegenheit, unsere 2-Personen-Lerngruppe zu starten. Wir arbeiteten am Samstag und hatten beide den Sonntag frei. Deswegen kam Alina zu mir nach Hause und konnte auch da übernachten.

Einkaufen für das Übungsprodukt
Einen genauen Plan gab es nicht. Wir wussten nur, dass wir etwas backen und uns anschliessend gegenseitig eine Aufgabe stellen wollten. Da ich sowieso noch einkaufen gehen musste, integrierten wir den Einkauf für unser noch nicht festgelegtes Übungsprodukt. Auf dem Weg vom Eingang des Ladens bis zu den ersten Vitrinen nahm unser Plan Form an. Wir wollten eine Torte mit Fruchtgeschmack herstellen. So konnten wir ein Biskuit backen, eine Fruchtcreme kochen und dann daraus eine Quark- oder Jogurttorte zusammenstellen. Zweimal um die Fruchttheke und wir entschieden uns für Zitronen. In der Milchprodukteabteilung packten wir noch Quark und Joghurt ein.
Als wir neben dem Tiefkühlregal standen, überlegten wir uns, ob man etwas von den TK-Früchten mit Zitrone kombinieren konnte. Hmmm … Himbeeren gäbe es frisch, Erdbeeren sind im Detailhandel im Moment nicht als TK-Produkt erhältlich und Blaubeeren würden im Geschmack wohl untergehen (dachten wir uns). Dann gab es noch Kirschen. Wir waren uns nicht schlüssig, ob das funktionieren würde. Aber da wir ja üben wollten und man auch aus Fehlern viel lernen kann, packten wir die Kirschen in den Korb.

Start mit dem Biskuit
Zuhause angekommen zeigte ich Alina zuerst, was wir für Möglichkeiten hatten. Heisst genauer, ich stellte ihr meine Sammlung an Arbeitsgeräten, Ausstechern, Backformen, Modelierhilfen, Rohstoffen und so weiter … vor. Während ich die Rezepte herausschrieb, setzte sich Alina vor meine Fachbücher und stöberte begeistert darin herum. Dann starteten wir mit dem Biskuit. Wir hatten dasselbe erst gerade zusammen im Betrieb hergestellt. Natürlich in einer viel grösseren Menge.
Da wir ein wenig skeptisch waren, ob unser Biskuit auch wirklich aufgehen wird, verdoppelten wir die Masse. Später im Ofen verdoppelte sich dann auch unser Biskuit. Wir hatten es tatsächlich geschafft.

Kirschenpürée überall
Weiter ging es mit den Fruchtcremen. Die Zitronencreme funktionierte soweit reibungslos. Bei den Kirschen holperte es schon ein wenig mehr. Mein Plan war: Kirschen weich kochen, pürieren und dann weitermachen wie bei der Zitronencreme (diese wird am Ende nochmal drei Minuten gemixt, damit sich die Fettkügelchen der Butter schön verteilen). Ich trage meistens schwarze Kleidung. Und wenn nicht, dann hängt in Reichweite eine Schürze in der Küche. Das Pürieren der Kirschen habe ich übernommen. Überraschenderweise waren danach sowohl meine Arme als auch die halbe Küche und der Boden violett gepunktet. Der Koch in mir meinte nämlich: «Jaa, das geht schon, du musst nicht extra ein hohes Geschirr dafür nehmen. Die niedrige Pfanne reicht völlig aus …»

Bluse mit Kirschenpunkten
Ich wusste genau, wessen Fehler das war. Weshalb ich ohne weiteren Kommentar die Küche wieder auf ihren ursprünglichen Zustand brachte. Nach dem Abkochen der Kirschcreme passierte es dann: Alina stand am Herd und nahm sogleich den Mixer in die Hand. Ich dachte mir nichts dabei. Ich hatte ja vorhin schon alles fein püriert. Ein fataler Fehler. Anstelle einer Schürze oder wenigstens dunkler Kleidung, trug Alina eine schöne, luftige, weisse Bluse. Naja … Jetzt war sie weiss mit Punkten …
An alle, die jetzt mit Alina um ihre Bluse trauern wollen, ich kann euch beruhigen: Sofortiges Auswaschen mit kaltem Wasser und Seife entfernte die unpassenden Punkte vollständig. Nach diesem Vorfall kam es mir dann auch endlich in den Sinn, Alina auf die Schürze in Reichweite hinzuweisen.

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